Robert Francis begeistert in Zürich
24-jährig ist der amerikanische Singer-Songwriter Robert Francis. Am Samstag kam der junge Mann für einen exklusiven Gig in die Härterei nach Zürich. Das Konzert war nahezu ausverkauft und die Stimmung ausgelassen, was nicht zuletzt auch der tatkräftigen Unterstützung von We Invented Paris zu verdanken war.
Der Basler Musiker Flavian Graber steckt hinter dem Support-Act und erfreut sich zunehmender Bekanntheit in Musikerkreisen. Mit seinem Indie-Pop-Kollektiv We Invented Paris sorgte er für Stimmung unter den Konzertbesuchern. «Mont Blanc» war einer der Songs, welchen er zum Besten gab. Er begeisterte mit seiner Gitarre und traf genau den musikalischen Puls der Zeit, wobei er über verpasste Chancen im Leben oder über die Liebe sang. Bei den Zuhörern fanden seine Songs grossen Anklang. We Invented Paris verstanden es, traditionelle Instrumentalklänge (Gitarre, Klavier) mit elektronischen Elementen zu vermischen. Melancholisch-sentimentale Songs verwandelten sich in tanzbare Musik. Flavian Graber überzeugte besonders mit der Vielseitigkeit von Stimme und Instrumenten, ob mit «Sleeptalker» oder «A View That Almost Kills». Er holte die Zuhörer mit ins Boot und schickte sie auf eine musikalische Reise auf der Suche nach Liebe, Selbstfindung und dem Bedürfnis nach Bestätigung.
Es gibt keinen Schnipsel, der nicht 100 echt ist
Nahezu nahtlos übernahm Robert Francis das Ruder. Mit Kurzhaarfrisur und Dreitagebart betrat er die kleine Bühne in der Härterei. Vergangenen Monat erschien seine dritte Platte «Strangers In The First Place», doch seine Setlist beinhaltete auch Songs der beiden vorherigen Alben «Before Nightfall» (2009) und «One By One» (2008). Für Robert Francis macht Aufrichtigkeit einen guten Song aus, er sagte selbst: «Ich glaube, es gibt keinen Grund zu schreiben, wenn Du nicht über etwas schreibst, das tief in deinem Inneren wichtig für Dich ist. Wenn ich etwas schreibe, muss es 100% aus dem Herzen kommen. Es gibt nicht einen Schnipsel in meinen Songs, der nicht zu 100 Prozent echt ist.» Genau diese Einstellung ist es, die seine Darbietungen so authentisch machte.
Ob bei «Nightfall» oder «Darkness» vom Durchbruch-Album «Before Nightfall», in jedem seiner Songs scheint er einen persönlichen Teil von sich preiszugeben. Das spürten die Zuhörer, unterstrichen durch den heiseren Bariton von Robert Francis und der instrumentalen Begleitung durch Gitarre, Keyboard, Drums, Geige und Bass. Die Stimmung war sowohl vor als auch auf der Bühne ausgelassen und so liess es sich der Keyboarder nicht nehmen, während «One By One» ganz in Rockstarmanier eine Zigarette zu rauchen – gleichwohl ein Rauchverbot bestand. «Mescaline» hielt, was es versprach, dass Verlangen nach Liebe und Bestätigung, das letztlich mit Ernüchterung endete. So gab es tief emotional keinen Ausweg, bis hin zum letzten Takt.
Durchbruch mit «Junebug»
«Some Things Never Change», ein weiterer Track vom aktuellen Album, erzählt von der Liebe, ohne sie leben zu müssen und trotzdem ist es sie, die einem am Leben hält – eine Gradwanderung zwischen Einsicht und Verzweiflung. So konnte man auch bei «Little Girl» förmlich Roberts Schmerz über den Verlust spüren. Der Song entstand vor vielen Jahren und erzählt von der Zeit als Francis klar wurde, dass Musik sein Leben für immer bestimmen sollte und er bereit war, Opfer zu bringen.
Natürlich durfte auch seine Durchbruch-Single «Junebug» nicht fehlen. Wer bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht die eingängigen Melodien mitsang oder –summte, tat es spätestens jetzt. Mit «All Of My Trains» verabschiedete sich der aus Los Angeles stammende Singer-Songwriter schliesslich.
Doch die musikbegeisterten Zuhörer konnten mit Zugabeschreien überzeugen und so bedankte er sich mit einer minimalistisch gehaltenen Interpretation von «Starcrossed Memories», lediglich begleitet von seiner Gitarre. Ganz anders als auf der Albumversion, wo er zudem von Banjo, Percussion und E-Gitarre instrumental unterstützt wird.
Robert Francis konnte mit seiner einfühlsamen Stimme und gekonntem Fingerpicking überzeugen und zog die Zuhörer in seinen Bann – in eine emotionale Welt, geprägt von Liebe und Schmerz, auf dem Weg ins Ungewisse.