Meltdown Avenue: Taufe geglückt

Konzertkritik: Meltdown Avenue @ Lila Villa

So tauft man doch gern. Offenbar wurde der Ruf von Meltdown Avenvue gehört, denn der Kulturkeller in der Lila Villa in Höngg ist beachtlich gefüllt mit Menschen, die sich mit und für die Band freuen. Natürlich sind Freunde und Bekannte anwesend, aber aus dem Umfeld der Villa ist zu hören, dass durchaus zusätzlich einige Anrufer wissen wollten, wann denn das Konzert anfange. Ob man die Band nun persönlich kennt oder nicht, ist irrelevant, wichtig ist die Musik. Und die hat funktioniert. 

 

                Bild 1: Danny Schwenter ist hochkonzentriert. /

                Bild 2: Lukas Adams steht der Spass ins Gesicht

                geschrieben. (Mit Maus über Bild fahren.)

 

«Das war ja genial!», flüstert jemand im Dunkel des Raums, ein anderer Zuschauer bemerkt anerkennend, dass ihm ein Lied in der Version von Meltdown Avenue besonders gefalle. Gemeint ist «It Hurts To Be In Love» von Peter Kuhn. Kuhn hat Gitarrist und Sänger Danny Schwenter lange als Gitarrenlehrer begleitet und ist vor einigen Jahren viel zu jung gestorben. Dass der Song Einzug in die Setlist von Meltdown Avenue findet, zeugt von Respekt gegenüber Kuhn. Es ist nicht die einzige Coverversion. Meltdown Avenue spielen «erst» seit drei Monaten zusammen und interpretieren Songs, die ihnen persönlich gefallen und packen sie in ein neues Kleid. Das geht von bekannten Klassikern wie «Proud Mary» von John Fogerty bis zu eher weniger berühmten Songs wie «I’ll Take Care Of You» von Joe Bonamassa. 

 

Nicht Chuck Berry, sondern «Zurück in die Zukunft».

 

Gemeinsame Basis aller Bandmitglieder ist der Blues. Neben Schwenter an der Gitrarre gehören Ivan Rigamonti am Saxofon, Lukas Adam am Bass, Mario Stocker am Schlagzeug und Marcus Gisi, der ebenfalls singt und Gitarre spielt, zu Meltdown Avenue. Der Wechsel im Gesang ist ein prägendes Element. Marcus, der eine etwas kratzende und raue Stimme besitzt, kontrastiert Danny, dessen Stimme etwas heller und reiner klingt, ideal, sodass der Zuhörer bei den Vocals Abwechslung bekommt. Daneben lässt sich aus der Zuschauerperspektive kaum kritisieren. Da steht eine Band auf der Bühne, die viel Leidenschaft für Musik lebt - das lässt sich überdeutlich an den Gesichtern ablesen. Natürlich sieht das die Band wahrscheinlich etwas kritischer, ärgert sich über diesen und jenen winzigen und vom Publikum nicht erkannten Fehler, aber das liegt in der Natur der Sache und geht wohl selbst Joe Bonmassa so. Meltdown Avenue menscheln, sind authentisch und dafür verdienen sie Respekt. Sie trauen sich auch an 1000-mal gehörte Songs, «Johnny Be Goode» zum Beispiel, und prägen sie mit eigenem Stil. Das kann durchaus mal mit einem Augenzwinkern passieren, indem gerade letztgenannter Song nicht am Original von Chuck Berry orientiert gespielt wird, sondern angelehnt an die Version aus dem Film «Zurück in die Zukunft». 

 

«Wirklich erst drei Monate?»

 

Noch zwei Stunden vor dem Konzert zeigt sich die Band beim Soundcheck aufgeregt und leicht nervös. Immerhin ist es für die fünf Musiker der erste Auftritt als Band, die Feuerprobe quasi, und schliesslich steht der eine oder andere musikalische Wegbegleiter im Publikum. Der Tenor aus dem Zuschauerraum ist nach dem Auftritt aber durchwegs positiv. Meltdown Avenue begeistern ihr Premierenpublikum und spielen geschickt mit der Dynamik der Songs. Einerseits mit den Interpretationen selbst, andererseits aber auch mit der Platzierung der «sicheren Inseln», den Klassikern «Proud Mary» in der Mitte des Sets und «Johnny Be Goode» als Zugabe. Der Plan geht auf und die Stimmung ist schon längst vor der Zugabe sehr gut. Bezeichnend dafür ist vielleicht die Frage eines Zuschauers: «Spielen die wirklich erst drei Monate zusammen?» Bäckstage wird verfolgen, wie es mit Meltdown Avenue nach dem vielversprechenden ersten Konzert weitergeht. 

 

 

Bild 1: Ivan Rigamonti beim Spielen auf dem EWI. / Bild 2: Die Band beim Soundcheck. 

 

Bleibt noch ein Geheimnis, dass wir lüften müssen. Wieso schwingen beim Konzert immer wieder Sounds im Raum, die eigentlich gar nicht da sein dürften? Dahinter steckt Ivan Rigamonti. Er spielt ein EWI. Ein Electronic Wind Instrument oder auch Blaswandler genannt. Das Instrument (Siehe Bild) ist technisch ähnlich spielbar, wie ein Saxofon, allerdings kann Ivan via eines Computers verschiedene Sounds einspielen und so beispielsweise eine Hammondorgel simulieren. Das sorgt für spannende Teppiche und ist sicherlich ein Gewinn für den Sound von Meltdown Avenue. 

 

Mehr zur Band findet ihr auf der Webseite von Meltdown Avenue.

Patrick Holenstein / So, 19. Mai 2013