Kings Elliot und der schwierige Sound im Exil
Kings Elliot stammt aus dem Kanton Schwyz, lebt aber inzwischen in London. Eben war sie auf US-Tour und ihre Musik erntet praktisch durchwegs Lob. Entsprechend ausverkauft war ihr Konzert im Zürcher Exil.
Doch bevor Kings Elliot auf die Bühne trat, wurden die Menschen im Exil von einem jungen Künstler unterhalten, der mit viel Charme bei seinem ersten Auftritt in der Schweiz überzeugte. Clide aus Berlin eröffnete seinen Support-Gig pünktlich um 20 Uhr; ganz alleine am Klavier. Sein gedämpftes Klavierspiel und die leicht kratzige Stimme, die sanft an Chris Martin erinnert, funktionierten ideal und schnell hatte sich Clide die Aufmerksamkeit der Menschen ersungen. Also traute er sich an die Frage, ob denn jemand seine Songs kennen würde. Dass so gar keine Reaktion kam, nahm er mit Humor, vermutlich hatte er gar nicht damit gerechnet. Dafür spielte er später «Oops», den er als seinen glücklichsten Song bezeichnete. Der Singer/Songwriter erklärte vor dem Song «Parachutes», dass man seinen Namen wie Clyde von Bonnie & Clyde aussprechen würde und beendete kurz darauf mit einem letzten Song das rund 20-minütige Konzert.
LED-Kerzen und blaue Haare
Die Bühne war für Kings Elliot also gut aufgewärmt und mit stimmungsvolle LED-Kerzen in unterschiedlichen Grössen geschmückt. Die etwas kleineren Lichter musste ein Roadie alle einzeln einschalten, die grossen konnte er per Klick auf einer Fernbedienung zum Leuchten bringen. Dann betrat Kings Elliot mit einem Lachen und den typischen blauen Haaren die Bühne. Sie kam jedoch nicht optimal ins Set. Ihr Keyboarder war deutlich zu laut gemischt und beim dritten Song überschlug der Sound sogar. Bei einem rund 45-minütigen Set nicht optimal. Der Keyboarder blieb zudem die einzige Live-Unterstützung, Schlagzeug und andere musikalische Ergänzungen lieferte das Band und dann noch oft zu laut und schlecht ausgesteuert. Wirklich nicht optimal, wobei das nicht unbedingt der Künstlerin angekreidet werden kann.
Aber wenn der Sound nicht passt, droht ein Gig schnell in Schieflage zu geraten. Nach dem Konzert waren Aussagen von Besucherinnen zu hören, die meinten, es hätte ein Song wie der andere geklungen und wieder andere würden gar nicht mehr an ein Konzert gehen. Vermutlich lag das aber tatsächlich eher am schlechten Sound, denn Kings Elliot hat Potenzial in der Stimme und eingängige Songs, wie etwa «Lost Again», ihr vielleicht bekanntester Track. Im Fall des Gigs im Exil wäre möglicherweise der bessere Weg gewesen, wenn sich Kings Elliot und ihr Keyboarder auf ein reduziertes Set eingelassen und so auf die Stärken der Künstlerin gesetzt hätten.
45 Minuten - keine Zugabe
Spass hatte Kings Elliot aber trotzdem und begrüsste die Leute mit «Hoi Schwiz, schön wieder Dihei zsy» und schob gleich nach, dass sie auch Englisch sprechen werde. Ob das bei einem Clubkonzert einer Schweizer Künstlerin in der Schweiz sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Sie wird ihre Gründe haben. Jedenfalls freuten sich manche nicht darüber, weil sie kein Englisch sprechen und sich auf Schweizerdeutsch eingestellt hatten. Auch dürfte der Club nicht überwiegend mit englischsprachigen Besucherinnen und Besuchern gefüllt gewesen sein. Aber natürlich ist dies Sache der Künstlerin, die zwischendurch erklärte, dass dies ihre «Favorite Show» sei und ihre Mutter grüsste – in Englisch.
Nach circa 45 Minuten war das Konzert schon vorbei, ohne Zugabe. An diesem Abend stimmte der Mix nicht so richtig. Der zu laute Sound, bemerkenswert viele eingespielte Sounds und Instrumente vom Band, und eine merkwürdige Mischung aus Ansagen in Englisch und Deutsch schmälerten den Konzertgenuss. Vielleicht wäre soundtechnisch weniger für einmal tatsächlich mehr gewesen. Ich habe im Exil jedenfalls schon bessere Konzerte gesehen.
Der Gig von Kings Elliot war etwas durchzogen, was vor allem an technischen Punkten lag und nicht an der Qualität der Musikerin. Schade ist es trotzdem.
- Konzert: Kings Elliot
- Genre: Pop, Schweizer Musik
- Datum: 22. Januar 2023
- Location: Exil Zürich