Holland rockt Zürich: Blaudzun im Papiersaal
Th. Hoffmann klingt nach einem poetischen Namen und genau so dichterisch und bodenständig will sich der junge Zürcher Singer/Songwriter auch präsentieren. Nachdem er sein Glück bereits in Form eines Gedichtbands gesucht hat, probiert er nun mit seinem Debutalbum «Geboren 1980» die Aufmerksamkeit der Zürcher Musikbegeisterten zu erlangen. Im Papiersaal als Support von Blaudzun gestaltet sich das Vorhaben für Thomas Hoffmann eher problematisch. Das Publikum ist in angeregte Gespräche vertieft und interessiert sich nicht sonderlich für den unscheinbaren Mann mit Gitarre auf der Bühne. Nach dem ersten Song, der dann doch einigermassen respektvoll verfolgt wurde, irritierte Hoffmann das Publikum mit einer seltsamen Zwischenansage. Er beteuerte, wie schwierig es sei, alleine mit Gitarre da zu stehen und meinte nach jedem Lied in breitem Züridüütsch: «Hätt öppr Fraage?» – was allerspätestens beim dritten Mal keinen einzigen Lacher mehr kassierte. Ja, man hatte eine Frage: Nämlich, was das ganze auf der Bühne eigentlich genau sollte?
Musikalisch bot er ebenfalls nicht viel Abwechslung und liess die Ahnung aufkommen, dass er einfallslos erfolgreiche Musikerkollegen wie Philip Poisel oder den verstorbenen Nils Koppruch imitierte. Diesen traurigen, uninspirierten Auftritt hätte man sich eigentlich sparen können.
Noch kein bisschen müde.
So freute man sich aber umso mehr auf die holländische Band Blaudzun, die in den letzten Jahren für reges Aufsehen in der Musikwelt sorgte. Mit einem brandneuen Album im Gepäck, «Promises of No Man’s Land», traten sie gewohnt zurückhaltend auf die Bühne, um kurz darauf mit ihrer so typischen, hinwegfegenden Wucht loszufetzen. Auf der letzten Tour noch zu siebt unterwegs, zierten nun bereits 8 Musiker die Bühne: Neu haben sie einen Trompeter mit dabei. Als hätten die restlichen Bandmitglieder nicht schon genug Power.
Trotz vieler Jahre auf Tour sind Blaudzun noch kein bisschen müde. Nach wie vor dringen sie mit perkussionsträchtigen, vorantreibenden Sound sofort in Mark und Bein. Und immer wieder ist es äusserst wunderbar zu sehen, was für eine enorme Spielfreude die Band zeigt und auch unter einander immer wieder scherzt. Etwas wortkarg, aber charmant wie eh und je, führte Frontmann Johannes Sigmond durch das ausgewogene Set, das die grosse Bandbreite der Band bestens zeigte. Mittlerweile können sie schon auf einiges Material zurückgreifen und können somit jedes Mal die Setlist variieren. Viele neue Songs wurden natürlich an diesem Abend präsentiert und allesamt kamen sie beim Publikum bestens an.
Regelrechte Klanggewitter
Konzerte von Blaudzun sind stets energiegeladene Kraftbomben, die vor allem durch die stark rhythmusgeprägten und ekstatisch ausartenden Songs leben, die oftmals in regelrechte Klanggewitter ausbrechen. Man mag ihnen mittlerweile eine Art von Monotonie vorwerfen, da ihre Musik meist im selben Schema aufgebaut ist. Jedoch ist genau das auch ihr Erfolgsrezept. Konzerte von Blaudzun besucht man genau aus dem Grund, diese starken Trommeln zu spüren, von Sigmonds betörender Stimme eingefangen zu werden, um zu tanzen, zu singen und das Leben zu geniessen. Und genau das wurde einem an diesem Konzertabend abermals von den sympatischen Holländern geboten.