Grosse Show ohne Berührungsängste
Zugegeben, es ist schon ein Weilchen her, seit H.e.a.t am 12. November das Z7 beehrten. Dass dieser Bericht erst jetzt kommt, hat einen Grund: Mir fehlten ein bisschen die Worte. Was schreibt man, wenn der Leadsänger sichtlich abgemagert, mit Junkie-Chic und wie auf Speed oder Koks herumrennt und ständig Jack Daniels aus der Flasche trinkt und sich Snus unter die Lippe schiebt? Schliesslich soll hier niemandem etwas unterstellt werden. Und ja, Rauschmittel sind gerade in diesem Business nicht ungewöhnliche, aber der Unterschied zu dem Erik Grönwall, der noch vor zwei Jahren auf der selben Bühne stand, war immens. Entsprechend gross war die Fassungslosigkeit im Publikum.
Aber: Was auch immer an diesem Mann alles kaputt sein könnte - die Stimmbänder sind es definitiv nicht. Musikalisch überzeugte die schwedische Hardrock-Band auch dieses mal auf der ganzen Linie. Auch wenn das «Hard» im «Rock» auf der neuen Scheibe «Into the Great Unknown» nicht gerade Programm ist, und deshalb nicht wahnsinnig gut ankam bei den Fans. Live jedenfalls klang das alles schon ganz anders. Zudem waren auch die anderen Alben gut in der Setlist vertreten.
Auch fehlende Publikumsnähe kann man der Band und allen voran Sänger Erik Grönwall nicht vorwerfen. Mindestens so viel Zeit wie auf der Bühne verbrachte er irgendwo mitten im Publikum. Da dieses an jenem Tag nicht so gross war (es spielte mal wieder die Schweizer Nati), hatte das etwas sehr Intimes. So klappte auch das «Stagediving to the bar» nicht ganz so wie geplant, aber dank einer Gruppe Männer, die Grönwall zum angestrebten Zapfhahn trugen, kam er doch an sein Ziel. Auch wenn ein Mann für das Fliegengewicht wohl gereicht hätte.
Schweizer Band Black Diamond auf der Tour dabei
Ganz klar - Erik Grönwall war der Mittelpunkt dieser Show, während der Rest der Band eher im Hintergrund blieb. Keine Sekunde stand er still, bis auf die Momente, in denen er sich einfach urplötzlich flach auf den Boden legte. Und nie lässt einen das Gefühl los: Irgendetwas stimmt da nicht. Und dann überkam ihn auch noch der Grössenwahn. Er verglich sich mit Little Richard. Herr Grönwall! Das tut man einfach nicht!
Ist ihm der Erfolg zu Kopf gestiegen? Einiges spricht dafür, einiges für das Gegenteil, denn das Publikum scheint für ihn noch immer der wichtigste Faktor der Show zu sein. Wir wissen nicht, was genau hinter den Kulissen los ist, und wir nehmen uns auch nicht heraus, Spekulationen anzustellen, solange die musikalische Qualität und die Stimmung stimmt. Und das war definitiv beides der Fall. Wir hoffen für ihn und die Band jedenfalls das Beste.
Bei der ganzen Aufregung dürfen die Supportbands auf keinen Fall vergessen gehen. Das waren zum einen Degreed direkt vor H.e.a.t. Die Schweden lieferten soliden Hardrock und eine nette Show. Auf jeden Fall hätten sie in der Reihenfolge aber vor den Black Diamonds spielen sollen, denn diese haben Degreed locker an die Wand gespielt. Ein Grund, stolz zu sein, denn die junge Schweizer Band war auf der gesamten Europa-Tour von H.e.a.t dabei, und das absolut verdient, wie auch dieser Auftritt einmal mehr zeigte. Mit etwas Glam und viel Rock’n’Roll begeisterten sie das Publikum, hielten die Stimmung hoch und spielten erst noch einwandfrei.
Ein denkenswertes Konzert von H.e.a.t im Z7. Einmal mehr überzeugten die Schweden komplett, wenn auch der Auftritt von Frontmann Erik Grönwall für einige verdatterte Gesichter sorgte. Ein grosses Plus: Die Schweizer Band Black Diamond, die dem Publikum zuvor einheizte.