Elektropop vom Feinsten

Konzertkritik/Interview: Junior
Bildquelle: 
Junior Facebook

Text und Interview von Thomas Hügli

 

Das Konzert

 

 

Gut gelaunt, aufgeräumt und sehr höflich präsentieren sich die Band Junior und ihre beiden Protagonisten Ian Fisher aus Missouri und Fabian Kalker aus Berlin dem Publikum. Der Club Helsinki in Zürich ist gut besucht und eine erwartungsvolle Stimmung liegt in der Luft. Es ist das dritte Konzert, das Junior heute Abend nach der Dampfzentrale in Bern und der Premiere an der Berlin Music Week zum Besten gibt. Ian Fisher ist der Sänger und schreibt die meisten Text von Junior, während sich Fabian Kalker hauptsächlich um die Musik kümmert. Er legt sich beim ersten Song voll ins Zeug. Die Band begleitet ihn mit fetzigen Rhythmen und actiongeladener Perkussion. Das Publikum, überrascht vom rockigen und tempogeladenem Sound, ist sichtlich positiv gestimmt und nimmt den Groove der vier Musiker dankend auf.

Ian hat eine starke und wieder erkennbare Stimme. Schon beim ersten Song sieht man, mit welcher Leidenschaft er sich seinem Text hingibt. Auch die folgenden Stücke, Blues, Rock und immer wieder Elektropop, singt er mit sehr viel Gefühl und mitreissender Stimme. Eine Ballade erinnert an Freddie Mercury und Queen. Ian überzeugt immer mehr. Die Band ist perfekt aufeinander eingespielt und Fabian Kalker brilliert am Bass. Junior hat mit einigen Songs definitiv Hitpotential. Ihr neues Album, das sie im Frühling in den Handel bringen werden, dürfte intelligente und spannende Tanzmusik bieten. Nach zwei Zugaben, inklusive einem Heavy-Metal-Song, erschöpft sich das Repertoire der Band und sie wiederholen ihren Hit «Die Bushwik», ein starkes Stück von zwei brillanten Musikern und ihren Mitstreitern am Keyboard und an den Drums.

 


Das Interview

 

Ihr habt gestern in der Dampfzentrale in Bern gespielt. Wie war der erste Auftritt vor Schweizer Publikum?
Fabian Kalker: Die Stimmung war unterkühlt, aber das kennen wir schon von unseren Konzerten mit «One Shot Orchestra» und Kutti MC. Mit dem Vorwissen war es schon ganz gut, den ersten Reaktionen der Schweizer zu begegnen.
Ian Fisher: Es war sehr ruhig, es hat Spass gemacht. Es war ganz anders als unser erstes Konzert in Berlin. Die letzten zwei Wochen vorm letzten Konzert haben wir pausenlos geübt. Alles war sehr im Kopf und gestern war es tatsächlich Musik. Obwohl ich bei der ersten Note eine Saite abgerissen habe.
Heute tretet ihr nach dem Motto «kommt&macht den Pop zum heulen» auf. Vollmond war vor einer Woche. Wie soll ich das verstehen?
Fabian: Das war einzig und alleine die Idee von Tom Rist, dem Betreiber der Helsinki Bar. Wir haben keine Ahnung, welche Kreativität ihn da geritten hat. Er hat die tollen Ideen! Den kenn ich schon recht lange, ich habe schon ein paar Mal hier gespielt.
Im September dieses Jahr hattet ihr an der Berlin Music Week euer erstes Konzert. Was erwartet ihr von der näheren musikalischen Zukunft?
Fabian: Wir haben eine Platte fertig und die wollen wir jetzt rausbringen. Es wird Anfang 2013 passieren, so ist der Plan. Uns gibt es noch nicht so lange, richtig existieren tun wir seit der Berlin Music Week. Die Resonanz war gut und jetzt ist unser Moment.
Ian: Wir müssen das Cover noch rausbringen. Das haben wir noch nicht! Kennst du jemanden? Das wird Spass machen, dieser Prozess.
Auf Facebook ist in euren Infos zu lesen, dass ihr euch nach einer von der Polizei beendeten Party in Kreuz Köln kennengelernt habt. Oder war es doch ein gemeinsamer Bekannter oder die junge Frau, die ihr beide anbaggern wolltet und die auf dem Weg nach Barcelona war?
Ian: Was denkst du? It‘s a mystery! We stay in mystery. So ist das Leben.
Also, was passiert, wenn ein französisch/deutscher Produzent seinen Weg mit einem amerikanischen Singer/Songwriter in den dunkelsten Tiefen Berlins kreuzt? Warum nennt ihr euch Junior?
Ian: Am Anfang war das nur eine Idee, die wir hatten. Wir hatten so viele Projekte zusammen und Junior, das war einfach unser Kind, unser Projekt.
Fabian: Es hat wahnsinnig gut gepasst! Sehr schnell haben wir gemerkt, wie leicht uns die Zusammenarbeit von der Hand geht. Junior war eine Idee, die wir in den Raum gestellt hatten und es war klar, dass dies unser Name ist. Unsere Zusammenarbeit ist etwas Einzigartiges, nur Ian und ich können unserer Musik diesen Klang geben.
Habt ihr euch da nicht von Schwarzenegger inspirieren lassen?Fabian: What do you call the baby when its a boy? Junior. What do you call it when it‘s a girl? Junior. Grossartig, gibt’s auf Youtube.
Wie lasst ihr euch zu euren neuen Songs inspirieren? Spielen andere Musiker eine Rolle?
Fabian: Eigentlich gar nicht. Wir merken halt einfach, dass wir da her kommen, dass das, was wir machen, viel mit dem zu tun hat, mit dem was andere machen. Wir haben zuerst die Musik gemacht und haben dann gemerkt, dass sie Ähnlichkeiten hat. Wir sind viel unterwegs und verarbeiten, beschreiben unsere Erfahrungen. Wir reden auch viel über die Dinge, die nichts mit Musik zu tun haben. Viel über die Welt, in der wir leben. Ausserdem unterhalten wir uns in Englisch und deshalb haben wir auch nur englische Texte.
Ian: Wir versuchen, dass wir nicht so klingen wie andere Bands, aber wir haben unsere eigenen Texte, die total von unserer Welt, in der wir leben, beeinflusst sind. Egal ob in Flugzeugen, im Zug, wir sind immer auf Reisen. Wir kommen beide von überall. Ausserdem ist mein schriftliches Deutsch katastrophal. Junior speaks english!
Wo spielt ihr als nächstes?Ian: Im Frühling nächstes Jahr bringen wir unsere Platte raus und gehen dann auf Tournee. Unsere jetzige Konzertreihe ist die Vorbereitung auf unseren Plattenrelease.

 

Informationen zu Junior: Facebookseite von Junior

Patrick Holenstein / Mo, 15. Okt 2012