Dreist, dreckig und dekadent
Die «Grosse Halle» in Bern war, wie zu erwarten, sehr gut gefüllt. Dies ist quasi schon eine Voraussetzung für ein authentisches Wanda-Konzert. Zunächst aber gehörte die Bühne einem anderen interessenten Künstler.
MoreEats
Indie-Pop aus Lichtenstein - MoreEats hat zweifellos einen eigenwilligen Sound, mit dem er wohl kaum reich werden wird. Das scheint vermutlich auch nicht sein Ziel zu sein. Überladener Synthesizer-Sound geknüpft mit abgrundtiefer Stimme und Songtexten, die gerne Mal in den Kitsch abdriften. Ein Zuhörer beschreibt die Szenerie als «Sound für einen verkaterten Montagmorgen, wenn man es noch immer nicht nach Hause geschafft hat.» Als Support funktioniert das Ganze recht gut - zumal sich MoreEats selbst nicht allzu ernst nimmt und das Publikum sofort auf seiner Seite hat.
Wanda
Mit nur zwei Alben ist das Repertoire von Wanda eher klein - auf grosse Überraschungen sollte man sich folglich nicht freuen. Die Österreicher eröffneten fulminant mit «Luzia» und spielen während des Abends sämtliche Hits. Das sind dann doch einige, auf nur zwei Alben! Das Motto: Hauptsache Feiern, Hauptsache Amore! Bisher hatten Wanda keinen Anspruch sich neu zu erfinden. Sie wissen, was sie sind, eine Partyband, die das Publikum liebt. Umso erstaunlicher, dass bluesig angehauchte Lieder wie «Ich will Schnaps» ebenfalls in dieses Schema passen.
Die Rauchbehandlung für die Stimme von Sänger Michael Marco Fitzthum scheint ebenfalls Wirkung zu zeigen – live hört er sich schon Mal an wie eine österreichische Ausgabe von Kurt Cobain (eine lustige Vorstellung). Spätestens bei «Bologna» explodiert die Stimmung in der Reitschule definitiv. Eine Band, so dreist, dreckig und dekadent, wie man es sich nur vorstellen kann.
Wanda sind auf einem Höhepunkt Ihres Schaffens, der hoffentlich noch lange andauern wird.