Viel Amore im Bogen F: Wanda begeisterten Zürich

Konzertkritik: Wanda
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Wanda ist die Punkband, zu der du in der Jugend gepogt hast. Wanda ist die schnulzige Italo-Popband, zu der du dein erstes Mädchen geküsst hast. Wanda ist die Indieband, die dir herzzerreissende Gitarrensoli ins Herz schmettert. Wanda ist die Après-Ski-Band, zu der du dir besoffen die Seele aus dem Leib gröhlst. Wanda ist die Schlagerband, zu der du Arm in Arm mit deinen besten Freunden schunkelst.

 

Beinahe schon Klassiker.

 

Wanda ist alles, konzentriert auf 5 junge Musiker aus Wien. Ein Paket, das Spass macht, eine Band, die live die Massen überzeugt und mit ihrem Debutalbum «Amore» einen richtigen Volltreffer gelandet hat. Begleitet von einem riesigen Hype starten die Wiener gerade voll durch und es wird momentan in der Musikszene fast nichts so heiss diskutiert, wie die Frage, ob diese Band dem Lob und der Begeisterung auch wirklich gerecht wird. Egal wie man sich bei dieser Diskussion entscheidet: Wanda haben die Fähigkeit, Songs zu schreiben, die man nicht nur als Hit bezeichnen kann, sondern beinahe schon Klassiker nennen muss. Denn zum Beispiel mit «Bologna» oder «Luzia» ist es der Band gelungen, Songs zu komponieren, die sich ohne Rücksicht auf Verluste ins Hirn einbrennen und bei denen man genau weiss, dass man sie auch in 10 Jahren noch Wort für Wort mitsingen kann. Sie treffen mit ihrer unkomplizierten und erfrischenden Art und dem gnadenlos ironisch-schwarzen Humor einen grossen Nerv in der Musikszene.

 

Herausragende musikalische Fähigkeiten bringen die Jungs dabei nicht mit, aber das müssten sie auch gar nicht. Ihre Musik knallt messerscharf aus den Boxen, es wird an den richtigen Stellen geschrammelt, stets im passenden Takt ein Crescendo erzeugt, an den richtigen Orten pausiert, im richtigen Moment explosiv die Sau rausgelassen. Ihre Liveshow war auch im Bogen F in Zürich eine riesige, ausgelassene Sause für Jung und Alt. Und auch wenn der Alkoholkonsum an diesem Abend sicher auch eine Rolle spielte, weshalb das Publikum die Jungs nach jedem Lied frenetisch feierte und auch zur letzten, übrigens ziemlich primitiven Zugabe («1, 2, 3, 4 es ist so schön bei dir»), begeistert mitgrölte, man muss die Wiener einfach sofort ins Herz schliessen. Aber auch diese, eigentlich unnötige Zugabe, brachten sie mit erstaunlich viel Stil herüber. Auch das können sie: Mit einer ordentlichen Portion Selbstironie und zur Schau gestelltem Narzissmus dem Publikum entgegentreten.

 

Wanda, die muss man einfach mal gesehen haben.

 

Trotz der ganzen Euphorie fragt man sich jedoch, wie lange Sänger und Band-Namensgeber Marco Michael Wanda das ganze noch durchhält. Er rauchte während des Konzertes sicher ein halbes Päckchen Zigaretten, trank die ganze Zeit und belastet mit seinem gepressten und krächzenden Gesang seine Stimmbänder bis aufs Äusserste. Gerade im Moment, da sie auf ausgedehnter Tour unterwegs sind und auf dieser unerhörten Erfolgswelle schwimmen, könnte ihnen dieser bewusste Partymodus noch zum Verhängnis werden. Nichtsdestotrotz, an Wanda kommt man im Moment nicht vorbei und das ist auch gut so. Wer sie im Bogen F verpasst hat, hat Ende Jahr in der Schweiz noch einmal die Gelegenheit, sie im Dynamo in Zürich zu sehen. Diese Chance sollte man auf jeden Fall ergreifen, denn Wanda, die muss man einfach mal gesehen haben.

Natascha Evers / Sa, 02. Mai 2015