Der Bogen F im Zeichen des Indie
Wenn der Bogen F in Zürich mit einem solchen Konzertabend der Indie-Superlative ruft, dann überlegt man nicht lange und geht hin: To Kill A King als Haupt-Act und Spring Offensive als Support versprachen tolle Konzerte - und so war es dann auch.
Zuerst zu den Oxfordern von Spring Offensive. Star-Allüren lagen ihnen schon seit jeher fern. Sänger Lucas Whitworth sah jedenfalls so ungeniert locker aus, als wäre er gerade beim Nachmittagstee mit seinen Grosseltern. Doch genau diese Nähe, diese Menschlichkeit, diese Bodenständigkeit und der typisch britische Charme lassen die Jungs von Spring Offensive so herrlich sympathisch erscheinen. Gerade haben sie übrigens ihr Debütalbum, «Young Animal Hearts», fertiggestellt (ab 10. März im Handel erhältlich).
Besser, intensiver, wuchtiger und lebendiger als je zuvor
Die Band war in den letzten Jahren öfters in der Schweiz und hat sich mit ihrem verschrobenen, intelligenten und treibenden Indie mittlerweile eine kleine, aber feine Fangemeinde erspielt. Schon immer eilte ihnen ihr Ruf als grandiose Liveband voraus und jeder, der sie schon einmal gesehen hat, lässt kein Konzert der Band mehr aus. Doch die Jungs, die da im Bogen F in Zürich auf der Bühne standen, wirkten plötzlich wie ausgewechselt. Lag es an der tollen Musikanlage, an der grösseren Location als sonst, oder lag es einfach an der kühlen Winterluft? Spring Offensive spielten besser, intensiver, wuchtiger und lebendiger als je zuvor. Perfektionisten waren sie stets, aber was man da zu sehen bekam, war wirklich nicht mehr zu toppen. Jeder Ton sass, der mehrstimmige Gesang, perfekt koordiniert, die exakten Intonationen verursachten einen wohligen Schauer nach dem anderen, die Gitarren peitschten ungehemmt davon, die liebevoll arrangierten Songs wurden aufs kleinste Detail genau inszeniert, alles stimmte. Wirklich alles! Einen Wow-Effekt dieser Art erlebt man selten, wenn man eine Band schon länger kennt.
Man merkte ihnen an, dass sie mittlerweile super eingespielt sind, schon viele Konzerte gegeben haben und eine charmante Routine erreicht haben, die sie zu noch höherer Qualität und Perfektion getrieben hatte. Allen voran der eindrückliche Frontmann Lucas, der mit seinem Charisma, ausgefallenen Tanzeinlagen und diesem phänomenalen Stimmorgan eine beinahe hypnotische Wirkung auf das Publikum ausübte. Man muss sie einfach gern haben. Und neben diesem «gern haben» bieten die Oxforder seit Jahren musikalisch hochwertige, spannende und gefühlsintensive Konzerte, die man so schnell nicht vergisst.
Unerwarteter Bruch mit der ausgelassenen Stimmung
Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit der Hauptband, To Kill A King, die letzten Herbst ihr Debüt-Album «Cannibals with Cutlery„ veröffentlicht haben. Frontmann Ralph Pelleymounter startete das Set alleine an der Gitarre und stieg ein mit einem gefühlvollen, langsamen Song. Ein unerwarteter Bruch mit der ausgelassenen Stimmung, die Spring Offensive hinterlassen hatten. Es war nicht einfach, sich auf diesen neuen Stil einzustellen. Kurz darauf folgten die weiteren Bandmitglieder. Pelleymounter erklärte, dass ihr Schlagzeuger ausgefallen ist, weil er seiner Freundin geholfen habe, einen Kühlschrank zu transportieren und sich die Hand gebrochen habe. Kein Problem für die Engländer, der Drummer von Spring Offensive sprang kurzfristig ein. Nun denn, von To Kill A King erwartete man Oppulenz, man erwartete optimistische, fetzige Songs, die das Tanzbein animieren. Es dauerte eine Weile, bis sie endlich loslegten, denn auch der zweite Song war langsam und melancholisch anmutend. Es drückte die Stimmung im Publikum merklich und es schien, dass alle erleichtert waren, als die Band dann loslegte und ihren treibenden Indie-folk präsentierte. Sogleich zeigten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer dankbar, wippten fröhlich mit und klatschten enthusiastisch, wenn es sein musste. Im Set wechselten sich anschliessend ein poppiger und rockiger Song nach dem anderen ab. Die Spannung wurde hochgehalten, zu hoch zeitweise, man hätte sich hier etwas mehr Abwechslung gewünscht. To Kill A King werden grundsätzlich angepriesen als Band der Gegensätze - live spannten sie die den Bogen so hoch, dass es mit der Zeit doch tatsächlich etwas eintönig wurde. Obwohl die Band alles gab, Frontmann Pelleymounter sang einmal mit tiefem Timbre, mal krächzte er euphorisch ins Mikro, verlor man im Verlauf des Konzertes die Aufmerksamkeit für das Treiben auf der Bühne.
Woran es lag, lässt nicht wirklich definieren. Vielleicht war es tatsächlich so, dass Spring Offensive derart rasant und hochstehend vorlegten, dass die Hauptband nicht mithalten konnte. Trotzdem war das Konzert von To Kill a King amüsant, kurzweilig und kam beim Publikum sehr gut an. Die Jungs waren sympathisch, scherzten herum und hatten sichtlich Spass an ihrer Sache. International sind sie momentan regelrecht am Durchstarten. Es wird ihnen den Mut geben, mehr aus sich herauszukommen und ihre Songs noch weiterzuentwickeln.