Brasilianische Rhythmen und etwas Politik in Basel

Konzertkritik: Tribalistas in Basel
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Pressebild / © Daniel Mattar

Im Rahmen der diesjährigen Baloise Session widmeten die Veranstalter einen kompletten Abend der Musica Popular Brasileira, kurz genannt «MPB». Die junge, stimmgewaltige Sängerin Maria Gadú sowie die Supergroup Tribalistas, bestehend aus den brasilianischen Musikstars Marisa Monte, Carlinhos Brown und Arnaldo Antunes, waren zu Gast in der Basler Messehalle.

 

Der Zeitpunkt für den Abend konnte nicht besser gewählt sein, da am vorherigen Wochenende ein sehr umstrittener Ex-Lieutenant zum neuen brasilianischen Präsidenten gewählt worden war. Viele Künstler des Landes positionierten sich gegen den Wahlsieger und die Politik war auch ein Thema beim Konzertabend an der Baloise Session. Aber es war auch eine Freude, dass wieder etwas Schönes wie die Musik von Maria Gadú und den Tribalistas mit Brasilien assoziiert werden konnte.

 

Den Abend eröffnete Maria Gadú, die mit ihrem Outfit definitiv ein politisches Statement setzte. Sie trug einen knallroten Overall und eine ebenso gleiche Gesichtsbemalung. Man kann durchaus vermuten, dass der rote Overall für die Farbe der unterlegenen Partei der brasilianischen Wahlen steht und die Gesichtsbemalung als Zeichen der Xingu-Indigenen aus dem Amazonasgebiet. Diese sind nach den Wahlen bedroht, da der neue Präsident die bestehenden Schutzgebiete für die Stämme aufheben will und das Gebiet weiter ausbeuten möchte.

 

Supergroup, erstmals gemeinsam auf Tour

 

Maria steht nur mit ihrer elektrischen Gitarre und ihrem Bruder am Schlagzeug auf der Bühne. Ihre Songs sind simpel gehalten, klingen mal laut und mal voller Wut und dann wiederum mit etwas Leichtigkeit erfüllt. Ihre Stimme geht durch Mark und Bein und zieht das Publikum in ihren Bann. In der Mitte des Sets wendet sie sich an das mehrheitlich brasilianische Publikum und verkündet, wie sehr sie über den Ausgang der brasilianischen Wahlen verärgert ist. Sie verkündet, dass sie weiterhin für ein demokratisches Brasilien kämpfen wird. Zum Abschluss gibt sie Jacques Brel «Ne me quittez pas» in einer A Capella-Version zum Besten und erntet eine Standing Ovation für diesen Gänsehautmoment.

 

Der zweite Teil des Abends wird bereits sehnlichst vom Publikum erwartet. Die Supergroup Tribalistas steht das erste Mal seit ihrem 15-jährigen Bestehen gemeinsam auf der Bühne. Die Truppe überrascht ihre Fans mit super schrillen Outfits und einer grossen Liveband, die sich sehen und hören lassen kann. Visuell und akustisch wurde also an nichts gespart. Ein Hit nach dem anderen wird zum Besten gegeben und das Publikum scheint sichtlich begeistert zu sein. Meistens ist aber weniger mehr - die auf den Alben so schön klingenden Feinheiten, die unisonen Gesänge und die sanften Perkussionsklänge gehen bei einer solch grossen Liveband leider verloren. Vielleicht ist dies mitunter der Grund, warum der Funke nicht ganz auf das Publikum übergesprungen ist. 

 

Tribalistas und Maria Gadú konnten in Basel live überzeugen und waren sehr würdige Vertreter der brasilianischen Musik an diesem Abend.

 

Driele Da Silva / Di, 06. Nov 2018