Amy Macdonald beendet Stars in Town 2019
Femi Luna hatte die Ehre, den Festivalsamstag auf der grossen Bühne am Stars in Town zu eröffnen. Die Musikerin aus Herisau ist die Gewinnerin des diesjährigen «Kammgarnstars»-Contests und hat sich so den Slot ersungen. Mit einem Banner im Hintergrund und zwei Musikern, die sie unterstützten, stand sie mit einer Ukulele bewaffnet auf der Bühne. Viele Zuschauer waren schon da und ergattern Plätze in der ersten Reihe. Andere holten etwas zu trinken oder essen oder genossen die Musik von Femi Luna als Hintergrund, während sie sich unterhielten.
Femi Luna meinte bei einem Song erstaunt, dass schon viele Leute mitsingen und ihr zuhören würden. Sie habe gedacht, es würde nur ihre Familie kommen. Da spielt durchaus etwas Selbstironie mit, denn Femi Luna legt in ihre Musik viel Persönlichkeit und balanciert elegant auf dem Grat zwischen Folk und Pop, was ihr hervorragend steht und wenn sie im Song «Choose To Be» die Zeile «Choose to be me» singt, glaubt man, die junge Musikerin ist ganz bei sich und fühlt sich zuhause in ihren Songs. Zudem sass am Stars in Town die Stimme felsenfest, obwohl Femi etwas nervös wirkte. Aber Lampenfieber gehört zum Geschäft. Femi Luna setzte einen eindrücklichen Anfang für das Festivalfinale.
Femi folgte ein weiterer Schweizer Act und nach einer kurzen Umbaupause durften Dabu Fantastic die Bühne entern. Wortwörtlich entern. Die Band ist Immer für Überraschungen gut. So schickten sie erst einen Feuerwehrmann auf die Bühne, der an einer metallischen Box eine Art Hebel runterdrücken musste. Was geschah? Nichts. War das ein symbolischer Akt, gar Dadaismus oder überhaupt nicht Teil der Show? Bisschen merkwürdig war die Aktion schon, da man mit einen Knall oder Pyros gerechnet hätte. Vielleicht war aber genau dies das Ziel der Aktion. Das Fantastische bei Dabu fand danach jedoch weniger statt als bei anderen Gigs. Ihr Set wirkte etwas blutleer. Schwierig zu beurteilen, ob die subjektive Komponeten mitspielte. Die Hit-Single «Angelina» war ein Highlight, das allerdings ziemlich früh im Set gespielt wurde. So verging die Stunde mit Dabu Fantastic schnell vorüber und danach gab es ein erstes Feuerwerk auf der Bühne.
Publikumsliebling Bastian Baker übernahm die Bühne von Dabu Fantastic. Mit heller Lederjacke, schwarzem Shirt und blauer Jeans trat er auf. Vor dem Auftritt wurde ein kurzer Soundcheck gemacht, aber Baker zeigte sich trotzdem unzufrieden und sprach irgendwann im Set von «Scheisstechnik» und dass es ihm heute nicht so viel Spass machen würde. Aber nur in diesem kurzen Moment war seine Unzufriedenheit zu spüren, sonst war Baker gewohnt charmant, sprang bei «So Low» in den Bühnengraben und begrüsste die Fans oder erzählte, dass er früher Eishockeyspieler war, um danach signierte Bälle mit einem Unihockey-Schläger ins Publikum zu feuern.
Bei einem kurzen Schlagzeugsolo zog sich Baker um und trug plötzlich Frack und Hut, was ihm ausgezeichnet stand. Dann sass er ans Klavier und spielte die ersten Töne von «Every Now And Then». Während des Konzertes bewegte sich Baker zwischen den Stilen, von Pop über Songwriter bis zu countryesken Einlagen und wagte sich sogar an «Shallow», den oscar®-gekrönten Welthit von Lady Gaga und Bradley Cooper. Da der Song ein Duett ist, sang ihn Baker mit seiner Backgroundsängerin, die den nicht einfachen Song ebenfalls mühelos auf den Punkt sang.
Bei «Leaving Tomorrow» forderte Bastian Baker das Publikum auf, mitzusingen. Doch fast niemand machte mit. Da meinte er, das sei wie beim Konzert an einem Montag im März in Lausanne, gab aber nicht auf und brachte den «Herrenacker»-Chor schliesslich doch zum Singen.
Nach rund 90 Minuten war das Set von Bastian Baker zu Ende und sofort wieselten die Helfer fleissig über die Bühne, um für Amy Macdonald umzubauen. Sie ist in der Schweiz brutal begehrt und durfte daher beim 10-jährigen Jubiläum das Festival zu beenden.
Gewohnt leger schlenderte Amy Macdonald auf die Bühne, mit Shirt und Jeans. Das ärmellose Shirt erlaubte, dass man ihre Tattoos sehen konnte. Seit einiger Zeit trägt die Schottin ihre Haare hell und ist vom haselnussbraun weggekommen. Mit «Woman Of The World» startet sie in den Abend und bereits beim nächsten Song «Mr Rock And Roll» zischten erstmals die Konfetti-Kanonen. Bereits hatte sie mit ihrem schönen schottischen Akzent eine gemütliche Stimmung auf denn Platz gezaubert.
Amy hat sehr viel Erfolg in der Schweiz, kann ihre Alben regelmässig auf Platz eins der Charts platzieren und das weiss sie auch. Daher bedankte sie sich beim Gig am Stars in Town dafür, dass sie so oft in der Schweiz spielen darf. «Danke, dass ihr gekommen seid und die Zeit mit uns verbringt.»
Hits wie «Dream On» oder «This Is The Life» fehlen bei Amy nie und bei «Posion Prince» erleuchte ein Feuerregen vom Bühnendach die Szenerie. Von ganz hinten wirklich stimmungsvoll und sehr schön zu beobachten. Nach «Barrowland Ballroom» verliess Amy die Bühne, um für zwei Song zurückzukommen - «Down By The Water» und zum Schluss «Let’s Start A Band».
Kurz vor Mitternacht verstummte der letzte Akkord und mit dem Konzert von Amy Macdonals endete auch Stars in Town 2019. Ein würdiger Schlusspunkt.
Fazit: Das Stars in Town entwickelt sich immer mehr vom Geheimtipp zu einem etablierten Festival. Jeder Abend war sehr gut besucht, drei Tage sogar restlos ausverkauft. Brechend voll war der Hip Hop-Abend. Der Platz musste aus Sicherheitsgründen gar geschlossen werden, da unter dem Platz das Parkhaus liegt. Das Stars in Town 2019 war trotz etwas Wetter-Pech durchwegs gelungen. Das Team aus freiwilligen Helfern kennt man inzwischen und dieses ist immer fröhlich und nett, deshalb ist ein Besuch bei Stars in Town vielleicht so entspannt. Inzwischen dürfte Stars in Town der würdige Konkurrent zu Moon & Stars in der Deutschschweiz sein. Nicht ganz so gross, dafür mit viel Charme und der malerischen Altstadt Schaffhausens.