Alienjäger mit Hüftschwung

Konzertkritik: David Duchovny im X-Tra
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Bäckstage / © Patrick Holenstein

David Duchovny erlangte in den Neunziger durch seine Rolle als Alienjäger Fox Mulder in der Sci-Fi Serie «X-Files» Weltruhm. In den Nullerjahren machte er dann als griesgrämiger Sexsüchtiger Hank Moody in «Californication» Schlagzeilen. Diese Zeiten sind zwar schon eine Weile her, aber Duchovny’s Fans blieben dem US-Darsteller bis zum heutigen Tag treu. So auch am Konzert im X-TRA. Dort zeigten sich verblüffend viele Damen mittleren Alters. Viele von ihnen mit «X-Files»-Hintergrundbild auf dem Handydisplay. Nicht minder vertreten waren die «Californication»-Junkies, die während des Konzerts durch laute «Hank Moody»-Rufe ihr Revier markierten. Gefallen fanden an der Show beide Partien, denn Duchovny zeigte sich äusserst volksnah.

 

Rampensau nimmt Bad in der Menge 

 

Mit lässigem Hüftschwung betritt Duchovny um halb Neun Uhr die Bühne. Das X-TRA ist zu diesem Zeitpunkt bereits gut besetzt. Die Verschiebung des Auftritts vom eher kleinen Plaza ins vielfach grössere X-TRA hat sich für die Veranstalter definitiv gelohnt. Die Stimmung ist ausgelassen, Duchovny trägt dazu massgeblich bei. Ein fast schon dilettantisches «Hello Zurich» wird gefolgt von einer ausschweifenden Entschuldigung seiner inexistenter Deutsch- oder Französischkenntnisse. Wobei er letztere dann doch auspackt und dabei wie ein junger Deutschschweizer klingt, der das mit dem «Accent» nie so ganz begriffen hat. Das mit dem Singen scheint er - es tut mir sehr Leid für diese Aussage – auch nicht ganz begriffen zu haben. Die Töne trifft er nicht immer, aber mit dem Hüftschwung sammelt er Extrapunkte. Nach den ersten paar Lieder steht fest: Duchovny ist eine Rampensau mit Riesenfüssen, die immer mal wieder das Bad in der Menge  sucht. 

 

Fotos: Patrick Holenstein

 

Die Band bleibt locker, auch als Duchovny aufgrund eines Tänzchens in der Menge mal die Hälfte des Songtextes auslässt. Wortgewaltiger ist Duchovny eher zwischen den Liedern. Da wird zum einen sehr andächtig David Bowies «Stay» angekündigt, dann die tiefere Bedeutung von «When the time comes» erläutert und schliesslich schafft es Duchovny, sein Publikum mit einer akustischen Version von «Let it rain» doch noch von seinem bescheidenen, aber dennoch vorhandenen Talent zu überzeugen. Mit einer  stimmungsvollen «Sly & The Family Stone»-Coverversion von «Thank you» verabschiedet sich Duchovny samt Band schliesslich vom mitfeiernden Publikum. 

 

Der Wille zum Talent 

 

Der musikalische Höhepunkt des Abends – Adele spielt am selben Abend im Hallenstadiom – ist Duchovny’s Auftritt nicht, aber vielleicht die amüsantere Show. Ein alternder Hollywoodstar mit durchtrainiertem Sixpack, der über sein Ego springt und um’s «Verrecken» Rockstar spielt. Dies mag man ihm nach dem energiegeladenen Auftritt auch gönnen. Manchmal kommt es aufs Talent an und manchmal bloss auf den Willen und eine gute Portion Humor.

 

Als Schauspieler ist Duchovny für mehr als eine Kult-Figur verantwortlich. Als Sänger macht er etwas die weniger gute Figur. Aber sowohl er als auch das Publikum hatten Spass.

 

Tanja Lipak / Do, 19. Mai 2016