Im Juni tummeln sie sich wieder für ein paar Tagen zwischen Tramgleisen und Häuserschluchten, jene emsigen Gestalten, die zum zwanzigsten Mal auf der vielleicht bekanntesten Wiese Zürichs, der Stolze Wiese, einfallen. Gemeinsam lachen sie, schlagen Nägel ein, legen Latte an Latte, sie zimmern, sägen, schrauben und ziehen ein Konstrukt in die Höhe, das den Namen «Bühne» wahrlich verdient. Die eine oder andere Wurst wandert genauso in die Mägen der munteren Truppe wie so mancher Tropfen Bier. Man munkelt sogar, dass hin und wieder seltsame Beschwörungsformeln zu vernehmen seien, deren Sinn und Zweck einzig die Beeinflussung des Wetters sein soll. Gerade beim bisherigen Frühling kann das nicht schaden. Aber was ist da nur los? 

Das schönste Käferfest Zürichs steht nach schwierigen Pandemiejahren und dem Comeback im letzten Frühling wieder vor der Tür. Es ist Zeit für das Stolze-Openair und auch für einen Geburtstag. Die 20. Ausgabe findet vom 15. – 17. Juni statt. «Über die 20 Ausgaben wurden wir grösser, bunter, vielleicht auch lauter, der musikalische Schwerpunkt verschob bzw. entwickelte sich. Es hat sich so manches verändert. Nur die Grundphilosophie scheint uns unerschüttert: ein Musikfestival mit freiem Eintritt, guter Musik und offener Mentalität. Das Stolze Openair soll ein Ort – oder auch eine Bühne – sein, der die Menschen willkommen heisst, bestärkt und befähigt», schreibt das Festivalteam.

Legendärer Gig von The Young Gods

Das Stolze lädt also zum Käferfest und wer einmal auf der Wiese war, wenn das Stolze läuft, weiss welches Kaleidoskop aus Düften, Geräuschen und Eindrücken einen dort erwartet. Ein Fest für die ganze Familie. Vom gemeinsamen Musikhören über den «Baschtel-Eggä» für kleine und grössere Kinder bis zum sportlichen Jassturnier (Teilnahmegebühr: 10.— pro Person). Wer will kann in der Silent Disco tanzen oder sich im «Zopfchopf» die Haare stylen lassen. Aber das Allerbeste ist: es kostet nichts. Kostet nichts? Gratis! Für lau! Dann kann auch die Musik nicht viel wert sein, oder? Weit gefehlt!

Ein Blick in die Vergangenheit stützt die klangliche Qualität. Acts wie Stiller Has, Faber, Velvet Two Stripes, Baby Jail, Dabu Fantastic, Anna Känzig, Radio 200’000, Sektion Chuchichäschtli und natürlich der längst legendäre Gig der Kultband The Young Gods zeigen klar, dass das Line-up jeweils geschickt gebucht ist. Auch 2023 kann sich das Programm sehen lassen.

Da ist Domi Chansorn and The Astral Body, sprich wunderbarer psychedelischer Indie-Pop. Oder Soukey, die aktuell gut als die Stimme im Schweizer Hip Hop betitelt werden darf. Pilar Vega hat mit geschickt temperiertem RnB und Neo-Soul kürzlich am m4music begeistert. Die Chaostage mit Ajana Dracula sind Programm. Beim interaktiven Cabaret ist Mitmachen herzlichen willkommen. Es dürfte bunt und etwas verrückt werden.

Neue Geschichten entstehen am Openair 

Besonders ist in diesem Jahr, dass für den Festivaldonnerstag mit ehemaligen OK-Mitgliedern ein stilvolles Programm organisiert wurde. Es werden Pourqoui Pas und Big Zis mit Non Of Them spielen und es wird zwei Screenings des Jubiläumsfilms (19:00 / 22:00 Uhr) geben. Das volle Programm gibt es auf stolze-openair.ch.

«Die schönsten Geschichten und Anekdoten ereignen sich um das Openair herum, also während dem Auf- und Abbau», schreibt das Festival auf die Frage nach Geschichten aus 20 Festivaljahren und dürfte damit recht haben. Ein Besuch am Stolze Festival hat sich noch immer gelohnt. Zeit also, neue Geschichten zu schreiben.

* Alle Infos zum Stolze Openair auf der Festivalwebsite. 

* Dieser Artikel ist Teil einer Textpartnerschaft mit den Lokalzeitungen von zuerich24.ch.