Zeitreisen mit Gwendolyn

DVD-Kritik: Rubinrot
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Im Verleih von Ascot Elite

«Rubinrot» ist die Verfilmung des ersten Teils einer Roman-Trilogie von Kerstin Gier. Angesiedelt ist die Geschichte im heutigen London. Das ist insofern geschickt, als dass die aristokratischen Teile der Geschichte glaubhaft ins historische England passen. Im Zentrum steht Gwendolyn Shepherd (Maria Ehrich), ein Teenager mit alltäglichen Sorgen. Sie gilt als Tollpatsch und wird innerhalb der Familie wenig beachtet. Alles dreht sich nur um ihre Cousine Charlotte (Laura Berlin), die ein ominöses Zeitreise-Gen in sich trägt und auf eine grosse Aufgabe vorbereitet wird. Als sich jedoch plötzlich Gwendolyn in Luft auflöst, dreht sich ihre Welt auf den Kopf. Es stellt sich heraus, dass sie das Zeitreise-Gen besitzt, weil ihre Mutter beim Geburtstag geschummelt hat. Plötzlich ist Gwendolyn im Fokus und muss sich mit dem hochnäsigen Gideon de Villiers (Jannis Niewöhner) arrangieren, um das Geheimnis der Famillie aufzuklären. Aber handeln alle Personen im Interesse der Familie? Gwendolyn entdeckt einige Ungereimtheiten und wird in der Vergangenheit sogar bedroht. 

 

Bild 1: Gwendolyn und Tante Maddy im Gespräch. / Bild 2: Die zeitreisenden Teenager in voller Montur. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Die Prämisse ist interessant und dem wird der Film durchaus gerecht. Man nimmt sich viel Zeit, um die Figuren und die Geschichte einzuführen. So verstehen auch jene Zuschauer, die das Buch nicht kennen, die Thematik sehr leicht. Eine Entdeckung ist die heute zwanzigjährige Maria Ehrich. Bisher war Ehrich zwar als Schauspielerin in Film und Fernsehen zu sehen und hat für ihren Part in «Das Adlon – Eine Familensaga» sogar den New Faces Award bekommen, aber die Rolle von Gwendolyn könnte für sie der Durchbruch sein. Besonders, da der Film schon so ausgelegt ist, dass mit einer Fortsetzung zu rechnen ist. Neben ihr sind bekannte Schauspieler in kleineren Rollen zu sehen. Etwas Veronica Ferres als Gwendolyns Mutter oder Katharina Thalbach, die als Tante Maddy einige Lacher auf ihrer Seite hat. 

 

Die Natur von Literaturverfilmungen

 

Gedreht wurde der Film in Deutschland und in London. Gerade die historischen Episoden in London wirken sehr authentisch und die unerfahrene Zeitreisende stolpert anfangs über einige zeitliche bedingte Steine, aber mit der Zeit erweist sie sich als clevere junge Frau. Das unterstützt natürlich den Wandel ihres Charakters vom Tollpatsch zum wichtigen Familienmitglied. Diese Entwicklung inszeniert Regisseur Felix Fuchssteiner sehr gekonnt. Für Fuchssteiner ist es nach «Draussen am See“ der zweite Spielfilm. Jetzt ist es beim Jugend-Fantasy-Wahn, der in Hollywood grassiert, leicht zu sagen, dass «Rubinrot» ein weiterer Film für diese Sparte sei, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Das spielt sicher mit, aber nur bedingt, denn das Zeitreisethema und die historische Komponente machen den Film durchaus auch zum amüsanten Spass für Erwachsene. Zudem ist die literarische Vorlage ja bereits existent gewesen, auch wenn sich der Film einige Freiheiten erlaubt. Aber das liegt ja in der Natur von Literaturverfilmungen. 

 

Bild 1: Gwendolyn ist aufgeregt. Eben ist sie zum ersten Mal durch die Zeit gereist ist. / Bild 2: Gwendolyn und die nicht erfreute Charlotte. 

 

«Rubinrot» funktioniert als Fantasy-Verfilmung erfreulich gut und es ist zu hoffen, dass  Teil zwei und drei der Geschichte auch noch verfilmt werden, denn «Rubinrot» ist schon so ausgelegt, dass die ganze Story so richtig Fahrt aufnehmen kann. Alle Figuren sind am Ende bereit für neue Abenteuer. Die jungen Hauptdarsteller spielen ihre Parts sehr glaubhaft und die Chemie funktioniert auch gut. «Rubinrot» ist gelungene Fantasy-Unterhaltung made in Germany. 

 

  • Rubinrot (Deutschland, 2013)
  • Regie: Felix Fuchssteiner
  • Drehbuch: Katharina Schöne (Screenplay), Kerstin Gier (Roman)
  • Darsteller: Maria Ehrich, Jannis Niewöhner, Laura Berlin, Veronica Ferres
  • Laufzeit: 122 Minuten
  • DVD-Start: 26. September 2013
Patrick Holenstein / Di, 08. Okt 2013