Quintett für die Galaxy
Der kleine Peter Quill verliert als Kind seine Mutter. Als er vor Trauer aus dem Krankenhaus rennt und auf der Wiese davor in Tränen ausbricht, fängt ihn ein Strahl aus dem Himmel ein. Jahre später sucht ein gewisser Starlord (Chris Pratt, «Jurassic World», TV-Serie «Everwood») nach einem Gegenstand, den er für einen Auftraggeber besorgen soll. Es handelt sich um einen Orb. Nur sind hinter dem Orb verschiedene Gruppierungen her. Bei seinem Versuch, den Orb zu stellen, wird Starlord, der erwachsene Peter Quill, erwischt, kann aber fliehen. Jetzt ist ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, das den kleinen genetisch manipulierten Waschbären Rocket (im Original von Bradley Cooper gesprochen) und sein Begleiter Groot (im Original von Vin Diesel gesprochen), der nur «Ich bin Groot» sagt, auf den Plan ruft. Aber auch die grünhäutige Gamora (Zoe Saldana, «Avatar») versucht für ihren Vater den Orb zu besorgen und macht Jagd auf den Starlord. Bei einer urkomischen Aktion, in der alle gegeneinander kämpfen, werden alle vier geschnappt und kommen ins Gefängnis. Dort treffen sie auf Drax (Ex-Wrestler Dave Bautista), der nichts als Rache am grausamen Ronan im Sinn hat, denn der hat seine Familie getötet. In einer brandgefährlichen Situation im Gefängnis hilft Drax Gamora und sie werden Freunde.
Inzwischen wissen die Fünf, dass Ronan den Orb braucht, um die Macht im Universum an sich zu reissen. Das gilt es zu verhindern. Deshalb schliessen sich die fünf Einzelgänger zusammen. Aber jetzt gilt es sich nicht nur gegen Ronan, sondern auch gegen verschiedene andere Gruppen, die hinter dem Orb her sind, zu verteidigen. Dabei geht so einiges zu Bruch, aber so langsam lernen sich die Freunde auch kennen. So wird zum Beispiel Starlord von seinem Ziehvater gejagt, während sich Gamora ein Duell mit ihrer Schwester Nebula liefert. Rocket geht es derweil nur um Geld und Groot ist das hölzerne Herz im Quintett. So beschliessen die fünf Helden, sich der Gefahr durch Ronan zu stellen und machen sich für den grossen Kampf bereit.
Selbstironisch und doppeldeutig
«Guardians of the Galaxy» ist Superheldenspass in Reinkultur und doch komplett anders, als zum Beispiel «Iron Man» oder «Captain America». Hier wird sich selbst nicht im Ansatz ernst genommen. Die Geschichte funktioniert und wird gradlinig auf den Punkt gebracht. Der Reiz bei den fünf schrägen Helden liegt allerdings im Witz. Wenn etwa Quill der an seinen Lippen hängenden Gamora die Geschichte von «Footloose» erzählt, glaubt sie jedes Wort und der Zuschauer amüsiert sich köstlich. Dass der ganze Film mit Retro-Zitaten nur so gespickt ist, ist natürlich kein Zufall. Als Peter Quill nämlich entführt wurde, war 1985 und diese Welt ist in seinem Herz gespeichert. So nutzt er in einer zentralen Szene einen dieser kleinen Plastiktrolle mit der Strubbelfrisur, die man eine Zeit lang kaufen konnte, und er hängt an einem heillos veralteten Walkman, auf dem Musikkassetten abgespielt werden können. Der mechanische Kassettendreher ist ein Geschenk seiner Mutter. Im Player läuft der «Awesome Mix 1», den Peter von seiner Mutter bekommen hat. Damit wird einerseits die schöne Tradition der Mixed Tapes aus den 80er- und 90er-Jahren aufgegriffen und gleichzeitig sind die Songs auf dem Tape der Sound zum Film. Neben dem Retro-Element sind die Dialoge scharf geschliffen und der Humor ist oft sehr fein und doppeldeutig. Dazu kommen so herrliche Einfälle, wie die brillant inszenierte Flucht aus dem Gefängnis.
Regisseur James Gunn («Super», «Slither») inszeniert einen rasanten Trip durch die Galaxy. Der Film erzählt praktisch immer mehrere Handlungsstränge gleichzeitig, die uns die einzelnen Figuren näher bringen. Zum Teil sind sie parallel montiert oder aber auch in Form von Rückblenden konstruiert. Klassische Themen wie Geschwisterneid oder nie ganz überwundene Trauer sind im Fokus und machen zusammen mit der Freundschaft der Fünf, die immer enger verbunden sind, den Film zu einem cleveren Spektakel. Zugegeben, vieles ist überspitzt, aber die Mischung aus leiser Ironie und den brachial-amüsanten Kämpfen im Film macht den Reiz aus. Zum Beispiel läuft bei der Planung für den grossen Angriff im Hintergrund «Cherry Bomb» von The Runaways. Da sich die Band nach anfänglichem Erfolg zerstritten hat, bringt das im Kontext ein Element der Unsicherheit, das unterschwellig mitschwingt. Oder die Idee mit dem Mixed Tape ist clever, weil es eine Tradition der 80er aufgreift und so Nostalgie in einen eigentlich zukünftigen Science-Fiction-Film bringt. Das ist ein schlauer und gut gelungener Bruch mit dem Genre. So respektvoll frech arbeitet das Team um «Guardians of the Galaxy» und schafft damit im Kosmos des Marvel-Universums eine neue Art von Heldenfilm. Und davon darf ruhig mehr kommen. Aber Fans dürfen eh beruhigt sein. An Teil 2 wird ja bereits gearbeitet. Das erste Abenteuer der fünf Guardians ist jetzt auf DVD, Blu-Ray und in 3D erhältlich.
- Guardians of the Galaxy (USA 2014)
- Regie: James Gunn
- Drehbuch: James Gunn, Nicole Perlman, Dan Abnett (Comic), Andy Lanning (Comic)
- Darsteller: Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Vin Diesel, Bradley Cooper, Karen Gillian
- Laufzeit: ca. 121 Minuten
- Verkaufsstart: 23. Dezember 2014