Meine Mutter, das Genie
Das Verhältnis zwischen Müttern und Töchtern ist nicht immer einfach. Gerade die Pubertät liefert viel Zündstoff für diese oft zu innige Beziehung zwischen den Generationen. Wie ist es erst, wenn die eigene Mutter ein Weltstar, ja ein sogenanntes Genie ist? Kann sich eine Tochter normal entwickeln, wenn Millionen von Menschen die Mutter verehren und einen Teil von ihr für sich haben wollen? Und kann man überhaupt Künstlerin und Mutter zugleich sein?
All diese Fragen versucht Stéphanie Argerich in ihrem Film «Argerich» zu beantworten - der Mittelpunkt der Dokumentation: Ihre berühmte Pianisten-Mutter Martha Argerich.
Martha Argerich bei den Vorbereitungen eines Konzerts.
Martha Argerich wurde 1941 in Buenos Aires geboren und galt früh als Wunderkind. Schon mit vier Jahren nahm sie an Klavierwettbewerben teil. Sie versprach eine grosse Pianistin zu werden. Doch umso erfolgsversprechender ihre musikalische Zukunft schien, desto chaotischer wurde ihr Privatleben.
Schule war eher verpönt
Argerich hat drei Töchter von drei Männern. Ihre erste Tochter Lyda wurde geboren als sie gerade zwanzig war und nicht von ihr, sondern von ihrer eigenen Mutter grossgezogen. Stéphanie ist die Jüngste der Familie. Sie ist zusammen mit ihrer mittleren Schwester Annie in Genf aufgewachsen.
In dem chaotischen Künstlerhaushalt in Genf wuchs Stéphanie ohne die ständige Überwachung der Mutter auf. Es war sogar eher verpönt jeden Tag zur Schule zu gehen, denn es gab doch so viel Wichtigeres zu tun und interessante Untermieter zu unterhalten. Die Rollen waren fast umgekehrt und Martha Argerich viel mit sich selbst beschäftigt.
Martha Argerich übt mit ihrem Enkel (Stéphanies Sohn) Klavier spielen.
Der Film vermischt Rückblenden mit aktuellen und älteren Interviews der Familienmitglieder. Martha Argerich kommt dabei oft selbst zu Wort und wird von ihrer Tochter über den Zeitraum von zehn Jahren begleitet. In der Zwischenzeit werden Enkel geboren, Tourneen geplant und Argerichs Krebserkrankung kehrt zurück.
«Argerich» ist ein teils diffuser und doch intimer Einblick in das Leben einer Klassik-Ikone durch die Augen ihres eigenen Kindes. Er hinterlässt beim Zuschauer den fahlen Beigeschmack, dass auch Ikonen normale Menschen sind und die Beziehung zwischen Müttern und Töchtern keinesfalls einfacher ist.
- Schweiz, 2012
- Regie: Stéphanie Argerich
- Laufzeit: 100 Minuten
- Kinostart. 4. März 2013