Gangster-Theater

Moviekritik: Gangster Squad
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© 2013 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Wir schreiben das Jahr 1949 als Mickey Cohen (sehr stark: Sean Penn, «Mystic River», «Milk») die Westküste der Vereinigten Staaten regiert und als Mafiaboss bis nach Chicago von sich reden lässt. Unbeeindruckt von seinen brutalen Methoden (Gegner werden an Autos gekettet und in zwei Teile gerissen) zeigt sich Sgt. John O’Mara (Josh Brolin, «Planet Terror», «True Grit»). Der gesetzestreue LAPD-Polizist wird von Polizeichef «Whiskey Bill» Parker (Nick Nolte, «The Company you keep», «Hulk») beauftragt, Cohen aus der Stadt zu jagen. Für diesen geheimen Auftrag bildet O’Mara ein Team - Gangster Squad - aus skurrilen Einzelgängern, die ohne Identität und Polizeischutz nur sich selbst Rechenschaft ablegen müssen.

 

 

Bild 1: Die gesamte Gangster-Squad-Truppe posiert. / Bild 2: Emma Stone und Ryan Gosling als Liebespaar, das farblos bleibt. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Die Umsetzung der Geschichte, die nur teilweise auf wahren Begebenheiten basiert, ist ein Schmaus für die Augen. Das ganze Setdesign, die Kulissen sowie die Kostüme und Requisiten erinnern an Gemälde wie «Nighthawks» von Edward Hopper. Trotz dieses aufwendigen Stylings vermag es Regisseur Ruben Fleischer («Zombieland») nicht, die Lücken des Drehbuchs zu füllen. Was hier eindeutig fehlt, ist eine Identifikationsfigur, oder zumindest ein Charakter, der gemocht werden kann. So verliert sich Brolins O’Mara im Kampf gegen die Mafia. Wie in einer sehr gut gemachten Szene am Anfang ersichtlich wird, ist O’Mara ein hitzköpfiger Typ, der ohne Bedenken in die Höhle des Löwen springt. Genauso übereifrig will er das Team zusammensetzten. Zum Glück wird er aber von seiner mutigen und klugen Frau Connie (Mireille Enos) zu einer strategischen Herangehensweise gezwungen. O’Mara unterscheidet sich in vielerlei Dingen nicht gross von Mafiaboss Cohen, wie Elektronik-Experte Conway Keeler (hervorragend wie immer: Giovanni Ribisi, «Avatar», «Rum Diary») im Film einmal treffend bemerkt. Statt diese Facette weiter auszubauen, entschied sich Drehbuchautor Will Beall (TV-Serie «Castle») für den langweiligeren Weg, nämlich diesen Gesichtspunkt für den weiteren Verlauf der Geschichte komplett zu ignorieren.

 

Ryan Gosling wirkt lustlos

 

Die Folge dieser Entscheidung ist, dass die Story keine grossen Überraschungen bietet und grosse Teile hervorsehbar sind. Hinzu kommen klischeemässige Wendungen, wie diejenige, in der der junge, ambitionslose Kollege von O’Mara, Jerry Wooters, sich doch noch entschliesst dem Squad beizutreten. Ryan Gosling («Blue Valentine», «Drive») spielt Wooters dazu ziemlich lustlos und besitzt eine - mit der Zeit nervende - weinerliche Stimme. Die Darbietung als gewieften Frauenheld mit anrüchigen Sprüchen nimmt man ihm leider nicht wirklich ab. Genauso wie man der Empfängerin seiner Avancen, Grace Faraday (Emma Stone, «The Help»), die Rolle als Cohens Geliebte nicht abnimmt. Stone’s Figur ist zudem so eindimensional geschrieben, dass der Spannungsbogen schwer darunter zu leiden hat. Denn sie kann es sich trotz der Gerüchte um Cohens Eifersucht leisten, mit Wooters eine Affäre zu beginnen, ohne grosse Angst, entdeckt zu werden. Die Beziehung zwischen Stone und Penn erscheint ebenso unglaubwürdig. Da Stone eher mit dem Charme einer «Girl next Door» ausgestattet ist, als mit dem einer Femme Fatale, spielt sie Cohens Benimm-Lehrerin, mit der er irgendwie - und aus welchen Gründen auch immer - zusammen ist.

 

Bild 1: Der Mafiaboss und der gesetztestreue Polizist treffen aufeinander. / Bild 2: Sean Penn sorgt für bleihaltige Luft.

 

Die zwischenmenschlichen Motive liegen deshalb sicherlich nicht im Fokus der Geschichte, sondern vielmehr die actionbeladenen Schiessereien und Schlägereien. Diese werden ganz in «Sherlock Holmes»-Manier in Zeitlupe dargeboten, schliesslich wirkten die Produzenten und Cutter der «Holmes»-Verfilmungen mit. Wer also auf eine Verfilmung im Stil von «Black Dahlia», «L.A. Confidential» oder «The Untouchables» hofft, wird enttäuscht. Alle anderen können sich auf zwei Stunden Gangster-Theater freuen, dass sogar ziemlich lustig daherkommt, auch wenn der Humor eher unbeabsichtigt entsteht.

 

 

  • Gangster Squad (USA 2012)
  • Regie: Ruben Fleischer
  • Drehbuch: Will Beall
  • Buchvorlage: Paul Lieberman
  • Besetzung: Josh Brolin, Sean, Penn, Giovanni Ribisi, Nick Nolte, Ryan Gosling, Emma Stone, Michael Peña
  • Dauer: 113 Minuten
  • Ab 24. Januar 2013 im Kino

 

Tanja Lipak / Mi, 23. Jan 2013