Es knistern die Chipstüten und trommeln die Klobürsten
Das neue Album von Lunik ist ein Flickenteppich und das ist gut so. Wieso? Lunik sind wieder zurück und das war nicht selbstverständlich. Die Band steckte nach der letzten Platte tief in einer Sinnkrise und nahm sich eine lange Auszeit. Sie wollten sich klar werden, was Lunik ist und wie es weitergehen sollte. Und genau darum klingt «What Is Next» wie sie klingt, darum knistern die Chipstüten und trommeln die Abwaschbürsten bei «Feet In The Sun» und deshalb hüpft Sängerin Jael mit «Me-Time» stimmlich durch den potentiellen Spätsommerhit. Aber was soll das?
Lunik haben sich von allen Fesseln befreit und gemacht, was ihnen Spass bereitet. Keine Kompromisse, keine Regeln von wegen Homogenität einer Platte. Jeder Song darf so klingen, wie er aus den Herzen der drei Musiker kommt. Direkt, ehrlich, authentisch. Natürlich wird dabei die Gesamtsituation aufgearbeitet. So singt Jael in «What Is Next», dem Opener, von Boxen in Boxen in ihrem Kopf, die alle Erinnerungen enthalten, die sie teilten. Von Erlebnissen, die unsichtbar für jeden seien und doch da, weggesperrt in einem verstaubten Dachboden. Die starke Metapher wird von einer leisen Instrumentalisierung getragen, die weit zurück zu den Wurzeln der Band reicht und fast sphärisch anmutet und dabei ein wenig verruchten Glanz einer 30er-Jahre Jazzbar mit einbringt. Ganz anders das schon erwähnte «Me-Time». Koffer packen und einfach drauf los, wer möchte das nicht und hier entführen Lunik den Hörer in eine locker-poppige Egophase. Darf und soll man sich ab und zu gönnen.
«Children» ohne Technobeat
Im Grunde könnt man über jeden der 14 Songs etwas erzählen, das würde aber den Umfang jeder Kritik sprengen. Darum sei für die Gegensätzlichkeit nur noch «A Different You» genannt, das mit der klimpernden Akustikgitarre so klingt, wie wenn man Robert Miles` «Children» den Technobeat geklaut hätte. Berührend, wabbernd, leicht tragend nimmt einem plötzlich das Schlagzeug an der Hand und Jaels Gesang leitet durch die eigentlich trüb-düstere und irgendwie begeisternde Songstruktur. Grosse Klasse.
«What Is Next» ist spitz und präzise auf den Punkt gebracht und voller Perlen. Es lässt sich kaum anders sagen, aber wer Lunik mag, wird dieses Album lieben.
- Künstler: Lunik
- Platte: What Is Next
- Label: Sony
- VÖ: 17. August 2012