Wankdorf schmilzt bei Imagine Dragons dahin

Konzertkritik: Imagine Dragons in Bern
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Pressebild Gadget / ©Rob Lewis

Als erstes betritt am vergangenen Donnerstag Kings Elliot die Bühne des Berner Wankdorfstadions. Mit ihren sanften Melodien, insbesondere ihrer Hymne «’Til I die», sorgt sie bereits am späten Nachmittag, oder je nach Sicht am frühen Abend, für grosse Emotionen. Viel rockiger und sehr energiegeladen zeigt sich daraufhin das Set der kanadischen Band «Mother, Mother», welche mit Hits wie «Hayloft» punkten.

 

Kurz nach 20 Uhr nehmen Imagine Dragons die Bühne für sich ein. Sie starten mit einem ihrer Everygreens, «It’s Time». Frontman Dan Reynolds frohlockt mit seinem, an die 90er angehauchten Outfit aus schwarzem Netztop und weissen Baggypants über die Bühne. Die ersten Fans verlieren ihre Schweizer Contenance und singen leise mit. Erst aber beim zweiten Lied, «Believer», ist die Show wirklich eröffnet, insbesondere als die ersten weissen Konfetti, wie Regengüsse über das sichtlich überraschte Publikum fliegen. Imagine Dragons stammen aus Las Vegas, natürlich darf da bereits früh Konfetti herumfliegen, schliesslich sind die Musiker für ihre opulente Art bekannt und beliebt. Diese zelebrieren sie dann auch schön weiter mit grossen Hits wie «Hopeless Opus», «Thunder», «Shots» oder «Natural».

 

Starke Botschaft von Dan Reynolds

 

Dan Reynolds meldet sich immer wieder zu Wort. Am schönsten und bewegendsten ist der Moment als er über depressive Erkrankungen spricht. Dass es sich mit dem Thema gut auskennt und ihm die Ansagen wichtig sind, erkennt man daran wie er die Krankheit und den Kampf mit ihr beschreibt. Die Rede schliesst er mit dem Aufruf ab, sich für eine Therapie zu entscheiden und dies nicht als Schwäche anzusehen. So viel Ernsthaftigkeit haben die wenigsten erwartet, aber schaden tut so eine Botschaft nie und ist insbesondere an einem Anlass wie diesem gut platziert.

 

Weniger Sinn ergeben andere Einschübe wie etwa die komische, sehr an Neil Breen-Filme erinnernde,Montage mit einer Off-Stimme und surrealen Bildchen über ein Wesen aus einer fremden Welt, das auf Erden Verbindung sucht. Das Konzert wird immer mal wieder davon unterbrochen, eher zur Unzufriedenheit des Publikums. Ebenfalls untypisch zeigt sich die Mitte des Konzertes. Imagine Dragons wandern allesamt zum Mittelteil ihrer Bühnenverlängerung und geben dort einige Lieder akustisch wieder, wie z.B. «Next to me» oder «I bet my life». Eingebaut werden hier auch Klassiker anderer Künstler wie beispielsweise «Stand by me», bei dem auch die allerletzten Zuschauer ihre Scheu verlieren und laut mitsingen.

 

«Radioactive» als Ende ohne Zugabe

 

Dan Reynolds melden sich dann wieder zu Wort und erklärt, sie seien vor vielen Jahren zum ersten Mal in der Schweiz aufgetreten, vor einem viel kleineren Publikum mit ca. 700 Personen. Tja, träumen und an seiner Vision zu glauben, damit sollte man nie aufhören, man weiss nie wohin es einem bringt. Das letzte Drittel des Konzertes lebt auf jeden Fall von den energischen Hits der Band und Songs wie «Enemy» oder «Bones». Mit Radioactive» verabschieden sich Imagine Dragons schliesslich von der Bühne, leider ohne Zugabe. Die Fans schien das aber wenig zu stören, wenn man auf ihre seligen Gesichter blickte.

 

Tanja Lipak / Fr, 10. Jun 2022