Riku Rajamaa: «Du bist quasi der Kapitän des Schiffs»

Kritik/Interview mit Riku Rajamaa
Bildquelle: 
© Marion Berkowitz, zVg

Wenn der Act nicht in die Schweiz kommt, fährt - oder wie in diesem Fall - fliegt man auch mal nach Deutschland. Riku Rajamaa, ehemals Gitarrist bei Sunrise Avenue, machte auf dem zweiten Leg seiner «Close to you»-Tour im Kulttempel Oberhausen halt.  


Wir konnten uns vor dem Konzert mit Riku Rajamaa unterhalten.

 

Riku, du spielst das zweite Mal hier in diesem Club.  In der Vergangenheit hast du in vielen grossen und kleinen Locations gespielt. Gibt es eine Lieblingslocation oder eine Location, wo du gerne einmal spielen würdest?

 

In der Vergangenheit habe ich in vielen grossen und tollen Arenas und Stadien gespielt, aber gerade jetzt in den kleinen tollen Clubs. Wie zum Beispiel letzte Woche im «Nachtleben» in Frankfurt, was ein wirklich kleiner Club ist, aber die Atmosphäre in dem kleinen Keller war richtig cool.  Auch letztes Jahr hier im Kulttempel war es großartig und ich hoffe das wird heute Abend wieder so. Aber ein Favorit? Ich würde sehr gerne eines Tages in Hamburg in der «Grosse Freiheit» spielen, das wird aber vielleicht nie passieren, ich weiss es nicht.  Ich liebe es zu spielen, egal wo. So lange da Leute kommen, um mich zu hören, ist das der grössere Bonus.
Welches ist deine Lieblingslocation?

 

Oh, wir haben eine Location nicht allzu weit weg von mir, die «Mühle Hunziken» in Rubigen und am liebsten würde ich natürlich dich dort einmal sehen.
 

 

Um 20.00 Uhr geht es los die Bühnenlichter gehen an und das Intro startet. Nebst dem Finnen betreten Schlagzeuger Max Schneider und Kai Lindner, der Riku am Keyboard unterstützt, die Bühne. Die beiden begleiten ihn bereits seit den Festivalauftritten im letzten Sommer und runden das Set optimal ab. Im Gegensatz zu der ersten Tour im letzten September sind auch wieder die E-Gitarren mit auf der Bühne.

 

 

Wie fühlt es sich an die zweite eigene Tour zu spielen?

 

Die erste Tour war an für sich schon speziell, alles so neu und aufregend. Als wir nach der Tour entschieden, eine zweite zu spielen, dachte ich daran, in ähnlicher Weise fortzufahren. Dann lernte ich großartige Musiker kennen und alles wurde wie selbstverständlich grösser und zu einem Band Set. Es fühlt sich unglaublich an, mit anderen Musikern zu spielen. Es ist auch toll, alleine zu spielen, aber für die Leute ist es unterhaltsamer mit weiteren Musikern. Es ist grossartig, eine zweite Tour zu spielen und ich hoffe, es wird auch ein drittes Mal geben.

 

Du erwähnst es gerade, dass du mit Musikern auf Tour bist. Was war die grösste Umstellung oder Challenge beim Wechsel vom Bandmitglied zum Solo Act mit Band im Hintergrund?

 

Es ist eine grosse Umstellung. Wenn du allein bist, entscheidest du alles, das ist natürlich der grösste Unterschied. Du bist quasi der Kapitän des Schiffs. Aber ich mag, wie es jetzt ist, es hat so etwas Familiäres und ist gleichzeitig so ein Band-Ding. Auch wenn für unsere Truppe alles neu ist, fühlt es sich normal an.
Und was anders ist? Es ist auf viele Arten anders, es ist natürlich einfacher, wenn du nicht für alles jemanden fragen musst. Auch wenn es auf eine Art einfacher ist, für alles jemanden zu fragen und nicht selbst entscheiden zu müssen. Aber es ist besser nachvollziehbar, wenn du dein eigenes Ding machen kannst. Ich mag es. Natürlich höre ich mir alle Meinungen, gute Ideen, Möglichkeiten und Alternativen an.  Aber die Entscheidung liegt dann beim Künstler selbst. Wie gesagt es ist in vielen Sachen anders.

 


In den Abend startet Riku mit «Half Broken Heart», welches 2021 veröffentlicht wurde. Man merkt schnell, was für eine Entwicklung seit der ersten Tour stattgefunden hat und die Dynamik zwischen den Musikern auf der Bühne tut der Atmosphäre und dem Sound gut.


Als es bei «Safety Pin» ums Mitsingen geht, darf spontan eine Zuschauerin auf die Bühne und den Refrain mitsingen. Nebst zwei kurzen Covern von «Chandelier» (Sia) und «I`m Good (Blue)» (Bebe Rexha/David Guetta), darf natürlich seine aktuelle Single «Blood Sweat Tears», die mit der gleichnamigen EP am 20. September erschienen ist, nicht fehlen.

 

Eindrücke vom Konzert von Riku Rajamaa. (Fotos: ©Marion Berkowitz, zVg)

 

Was ist die Geschichte von «Blood Sweat Tears»?

 

Ich weiss nicht, ob das eine konkrete Story ist, Der Song entstand letzten Frühling, als ich in Berlin tolle Leute kennen gelernt habe und wir zusammen gespielt haben. Es begann mit dem Refrain. Generell bedeutet es, dass es niemals zu spät ist, etwas zu machen, was du machen möchtest, Musik spielen, reisen, was auch immer. Du musst etwas geben, damit du etwas bekommst. So ganz  wortwörtlich ist «Blood Sweat Tears» nicht zu nehmen, aber wenn du etwas erreichen willst, musst du dein ganzes Herzblut geben, damit du machen kannst, was du möchtest.  Das ist es so im generellen. Aber ich hoffe, dass jeder seine eigene Geschichte mit dem Song verbindet.  

 

Inzwischen hast du deinen eigenen Merch.  Hast du Merch-Artikel von einem deiner Lieblingskünstler?

 

Oh ja, ich habe viel Merch von vielen Konzertbesuchen in meinem Schrank. Von John Mayer oder Muse und ich habe sogar zwei Madonna T-Shirts.  Aber auch von vielen kleineren und befreundeten Bands. Aber jetzt trage ich vor allem mein eigenes.

 

Was ja bestes Marketing ist.

Ja. (lacht) Aber ich mag es, weil es mein Design ist und ich so dahinter stehen kann.

 

 

Es ist nicht das Spielen, es ist das Reisen und Warten, das anstrengend ist. Das Spielen ist der Bonus.

 

 

Gibt es schon Pläne, was als nächstes kommt? Zum Beispiel nächstes Jahr oder in welchem Zeitraum auch immer du planst.

 

Die laufende Tour zu planen, hatte nebst der EP und dem Single-Release die grösste Priorität in diesem Jahr. Es sind die verschiedenen Meilensteine dieses Jahres, zusammen mit den Veröffentlichungen im Frühjahr.  Die Tour geht hoffentlich so gut zu ende, wie sie bisher lief. Danach steht neue Musik an. Anfangs nächstes Jahr kommt dann etwas Neues.  Ich hoffe, das funktioniert alles so, genaues kann ich jetzt noch nicht verraten.

Wenn mit der Tour alles klappt und mich weiterhin jemand irgendwo sehen und hören will, wäre ich happy, nächstes Jahr wieder auf Tour zu sein. Der nächste Plan, ist ein paar Tage Urlaub nach der Tour, das ist auch nötig.

 

Das kann ich mir vorstellen, in so kurzer Zeit zu Touren ist bestimmt anstrengend? Es war jeden Tag ein Konzert mit einem freien Tag gestern, oder?

 

Ja genau, was auch dringend nötig ist, ist zu schlafen.

 

Ist die Reiserei anstrengend?

Ja, das ist es, es ist nicht das Spielen, es ist das Reisen und Warten, das anstrengend ist. Das Spielen ist der Bonus. Aber es ist, was es ist. Und du tust, was du tust.

 

Und wenn du liebst, was du tust….

ist es viel einfacher.

 

Was ja in jedem Job so ist.

Genau, im Grunde ist der Job das Reisen und Warten und das Spielen das Hobby.

 

Und dass er liebt was er tut, sieht man ihm auf der Bühne an und es spiegelt sich im gutgelaunten Publikum. Nach einem kurzen Break geht es in die letzte Runde mit der Ballade «Here I am» und zum Schluss «Lonely Heart», jenem Song, der es auch in der Schweiz in die Playlists von Radios geschafft hat. Nach knapp 2 zwei Stunden ist der Abend zu Ende und Riku nimmt sich anschliessend Zeit für Autogramme und einen kurzen Schwatz mit seinen Fans.

 

Ein rundum toller Abend, und die Reise auf alle Fälle wert. Es ist zu hoffen, dass man den sympathischen Finnen nächstes Jahr auch in der Schweiz zu sehen und hören bekommt.

 

 

Lisa Gosteli / Mo, 14. Okt 2024