Multi-Kulti im Komplex 457

Konzertkritik: Bullet for my Valentine
Bildquelle: 
www.komplex457.ch

Wer erinnert sich nicht daran, als auf MTV und VIVA tatsächlich noch vorwiegend Musik lief. Es war im Jahr 2006, als die Singles «All These Things I Hate» und «Tears Don’t Fall» auf den Musik-Sendern auf und ab liefen und mein damals 13-jähriges Ich endgültig in die Rock- und Metal-Schiene katapultierten. Umso erstaunlicher war es, dass am Mittwoch-Abend, zwei Tage vor Valentinstag, auch viele sehr junge Leute das Konzert von Bullet for my Valentine besuchten.

 

Präsentiert wurde dann – passend zum durchmischten Publikum – sowohl alte Hits wie auch Songs aus dem neuesten Album «Temper Temper», welches Anfangs 2013 veröffentlicht wurde, und das ein grosses Schweizer Publikum bereits am Greenfield-Festival live hören durfte. Allerdings überzeugten die Waliser im Komplex letzten Mittwoch weit mehr als am grossen Rock-Festival im Sommer, wo die Sound-Abmischung laut Besuchern miserabel war.

 

Bullet for my Valentine rockten in Zürich fast zwei Stunden lang die Bühne, inklusive Gitarren-Solo von Michael Paget, betrieben dabei aber kaum oder nur phrasenhafte Kommunikation mit dem Publikum. Die Fans verziehen es ihnen, schliesslich waren sie wegen der Musik gekommen, und die haben sie mächtig auf die Ohren gekriegt.

 

Die erste Wall of Death 

 

Aber nicht nur Bullet for my Valentine überzeugten an jenem Abend, sondern auch die beiden Vorbands. Es war ein beinahe skurriler Moment, als ein kurzes, verwundertes Lachen einsetzte, als fünf Japaner die Bühne betraten und sogleich loslegten. Schon nach kurzer Zeit hatte Coldrain aus Nagoya (Japan) das Publikum aber im Griff, welches eifrig mitgrölte - soweit dies ohne Textkenntnisse möglich war - und bereits zu moshen begann. Von einer kleinen Gruppe weiblicher Zuschauer direkt hinter mir kam sogar schrilles Kreischen, was zwar an einem solchen Konzert nicht sehr angebracht, aber dank Standortwechsel aushaltbar war. Die zweite Vorband Callejon stammt nicht etwa, wie der Name vermuten lässt, aus Spanien, sondern aus Deutschland, und spielten unter anderem bereits am Wacken Openair. Die deutschen Texte waren zwar in der live-Situation nicht wirklich verständlich, bei der energiegeladenen Show aber sowieso nebensächlich. Die Band sorgte zudem für die erste Wall of Death.

 

Der letzte Moshpit des Abends fand schliesslich vor der Garderobe statt, welche im Komplex leider immer etwas unorganisiert scheint. Es war der Abschluss eines lauten Abends voller Energie und Bewegung, welcher wohl vielen Besuchern als Nackenschmerzen und blauen Flecken am nächsten Tag in Erinnerung bleibt – den Konzertsouvenirs eines jeden Metal-Fans.  

Seraina Schöpfer / Do, 13. Feb 2014