Maddafakkin Musikfestwochen

Eröffnungsabend der Musikfestwochen
Bildquelle: 
Musikfestwochen / © Thomas Gerstendoerfer

Sie sind längst zu einer festen Grösse geworden: Die Musikfestwochen in Winterthur – Zürichs rechte Hand in Sachen kreativer Kulturagenda – stehen für die gelungene Mischung aus interessanten Newcomern und etablierten Musikgrössen. Während man für Airbourne, Triggerfinger, Nada Surf und Co. ein Ticket kaufen muss, spielen viele vielversprechende Bands umsonst in der malerischen Winterthurer Altstadt. Entsprechend hatte bereits die Eröffnungsband einiges zu bieten: Schultz and Forever ist die Band des 19-jährigen Dänen Jonathan Schultz, der, mit Sonnenbrille und Zigarette bewaffnet, die Bühne an der Steinberggasse rockte. Mit einer Stimme, die an Brian Molko, und Gebärden, die an Pete Doherty und Ian Curtis erinnern, beschwor Schultz die Atmosphäre eines verrauchten Pubs irgendwo in London herauf. Sicher, die schweren Zigarettenschwaden fehlten und die Dämmerung liess auf sich warten. Und doch aalte sich das Publikum genüsslich in den verspielt-dreckigen Gitarrenriffs der jungen Dänen. Den eher kurz geratenen Auftritt rundete der Leadsänger schliesslich mit einer Beatbox-Darbietung ab, die vielleicht gerade wegen des erhöhten Alkoholpegels des jungen Herrn verblüffend gut ausfiel.

 

Der Höhepunkt des Abends aber war die norwegische Band Kakkmaddafakka, die mit eigener Flagge und aufwendigen Crescendi die Bühne betrat. Wer die Gebrüder Axel und Pal Vindenes und ihre überdurchschnittlich voluminöse Haarpracht schon erlebt hat, weiss, was die achtköpfige Band zu bieten hat: Humorvolle, zuweilen leicht anzügliche Lyrics über verspielten Indie-Disco-Pop-Melodien und eine Bühnenshow, die man so schnell nicht mehr vergisst. Dafür sorgen nicht zuletzt die zwei Tänzer mit Fliege, die mit grazil-minimalistischen Tanzschritten und gelegentlichen Balletteinlagen begeistern. Mit Klassikern wie «Touching», «Is She» und «Your Girl» brachte Kakkmaddafakka die Winterthurer Menge zum Kreischen. Je tiefer die Nacht, desto energetischer wurden die Norweger und gaben als i-Tüpfelchen dieser grandiosen Show auch noch den 90er-Hit «Bailando» zum Besten. 

 

Wer nach diesen 90 stimmungsvollen Minuten noch nicht nach Hause wollte, zog weiter ins Albani. Dort legten die Luzerner von 7 Dollar Taxi eine solide Show hin und liessen in der zum Bersten vollen Bar endlich das ersehnte Pub-Feeling Wirklichkeit werden. Das bunt-britische Indie-Potpourri, das die bald zehnjährige Band spielte, erinnerte an Grössen wie Arctic Monkeys, The Strokes oder Franz Ferdinand. Ein kleines bisschen mehr Wiedererkennungswert könnte da nicht schaden – nichtsdestotrotz sorgten die Jungs von 7 Dollar Taxi mit diesem selbstbewussten, routinierten Auftritt für einen gelungenen Abschluss des ersten Musikfesttages. Man darf also  gespannt sein, welche weiteren musikalischen Perlen in den kommenden Tagen dem schönen Winterthur einen Besuch abstatten werden. 

 

Tamara Schuler / Do, 14. Aug 2014