Thor als Retter der Welten
Marvel riskiert im Moment sehr viel, indem die Filme aus dem Comicuniversum direkt zusammenhängen. Grosse, millionenschwere Kinofilme direkt aufeinander aufzubauen und so ein riesiges Universum aufzubauen, das viele Subplots erzählt, aber vom Kinozuschauer auch einiges an Vorwissen erfordert, ist ein mutiger Clou. Aber auch das Anzapfen einer unversiegbaren Quelle an Geschichten, gibt es doch diverse Comichefte von Marvel. Und der Erfolg spricht für sich. «The Avengers» beispielsweise spielte alleine über 1,5 Milliarden Dollar an den Kinokassen ein und eine Fortsetzung ist geplant, sogar über zwei Milliarden eingespielt haben die drei «Iron Man»-Filme. Und auch «Thor» hat eine Fortsetzung bekommen.
«Thor – The Dark Kingdom» setzt dann auch direkt an das Ende von «The Avengers» an. Thor, er ist ja Teil der Avengers, ist nach der Schlacht um New York mit seinem intriganten Bruder Loki zurück im Wohnsitz der Götter, Asgard, wo Loki seine gerechte Strafe bekommt. Lebenslange Haft. Was in seinem Fall etwa 5000 Jahre in Einzelhaft bedeutet. In der Zwischenzeit sucht Jane Forster (Natalie Portman) auf der Erde vergebens nach einer Möglichkeit, Thor zu kontaktieren. Dabei findet sie per Zufall eine Substanz, die sich Äther nennt und die von Asgard versteckt wurde, damit sie das Volk der Finsterelben nicht findet. Diese standen einst mit Asgard im Krieg und sinnen noch immer auf Rache. Der flüssige Äther sucht sich Jane als Wirt aus und das zwingt Thor, ihr zur Hilfe zu eilen, denn die Masse würde Jane umbringen, wenn sie sich zu lange in ihrem Organismus befände. Als es den Finsterelben gelingt, an den Äther zu kommen und Asgard angegriffen wird, bleibt Thor nur noch eine Alternative, die ihm so gar nicht passt, um zu entkommen. Er muss mit Loki zusammenarbeiten. Doch kann man dem diabolischen Bruder trauen?
Thor im Kampf um die neun Welten. © Marvel, Inc.
Die Verachtung von Thor (Chris Hemsworth) gegen Loki (Tom Hiddleston) sorgt im Film für einige amüsante Szenen beziehungsweise Dialoge mit ironischem, eiskalten Humor. Dabei gibt es bei der Prämisse nichts zu lachen. Die Mutter von Thor und Loki wurde von den Finsterelben ermordet und das nächste Ziel ist bereits die Erde. Deren Vernichtung muss verhindert werden. Herrlich sind dafür die erneuten Begegnungen mit den Figuren aus dem ersten Film beziehungsweise im Fall von Stellan Skarsgård auch aus «The Avengers». Der leicht verwirrte Professor rennt nackt in Stonehenge herum und faselt wirres Zeug, das sich im Laufe der Geschichte als wichtig erweist. Kat Dennings spielt erneut die übereifrige Praktikantin Darcy, die inzwischen selbst einen Praktikanten hat. Und Natalie Portman schlüpft erneut in die Rolle der Wissenschaftlerin, die vom Kosmos einiges zu tun bekommt. Überhaupt funktioniert der Film durch die Schauspieler, die ihn tragen, prächtig. Ansonsten ist die Fortsetzung der Geschichte um Thor ein amüsantes Action-Spektakel, das nicht zuletzt rund läuft, weil es ähnlich klassische Drama-Themen anschneidet wie der erste Teil. Wieder sind Bruderneid und die Gier nach Macht zentral. Erneut will Loki seinem Vater beweisen, dass er der bessere König wäre und wieder spielen Bestrafung und Rache eine tragende Rolle. Wobei innerhalb des Schauspielerensembles Tom Hiddleston, der zum dritten Mal Loki portraitiert, ein Kränzchen gewindet werden muss. Denn ein Held ist immer nur so stark, wie der Bösewicht es zulässt. Witziges Detail ist der kurze Cameo-Auftritt von Comiczeichner Stan Lee, der die Thor-Comics erschaffen hat.
Die Fortsetzung spielt etwas mehr in den neun Welten, die von Asgard regiert werden und besonders der Göttersitz erstrahlt in einer fast schon dekadent götterwürdigen Pracht und besonders in 3D wirkt die Welt der Götter beeindruckend. Regisseur Alan Taylor, vor allem bekannt als Regisseur einiger Episoden der Fantasy-Serie «Game Of Thrones», tritt in die Fussstapfen von Shakespeare-Experte Kenneth Brannagh, der den ersten Film inszeniert hat, und macht seine Sache gut. Der Wechsel zwischen Action-Szenen und ruhigen beziehungsweise witzigen Szenen funktioniert bestens und macht «Thor – The Dark Kingdom» zu einem vergnüglichen Filmerlebnis. Und ohne zu viel zu verraten: die Geschichte von Thor geht noch weiter.
- Thor - The Dark Kingdom (USA 2013)
- Regie: Alan Taylor
- Darsteller: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Anthony Hopkins, Kat Dennings, Stellan Skarsgård, Tom Hiddleston
- Laufzeit: ca. 112 Minuten
- Ab 6. März als DVD, Blu-Ray und 3D-Blu-Ray erhältlich