Breaking Down 2.0
Aus. Ende. Vorbei. Bella Swan (Kristen Stewart, «On The Road», «Snow White and the Huntsman») lebt nicht mehr. Für ihre grosse Liebe, Vampir Edward (Robert Pattinson, «Cosmopolis»), hat sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Wer aber denkt, dass dadurch endlich Ruhe herrscht, der irrt sich gewaltig. Tote leben bekanntlich länger, so auch Bella, die sich in eine Vampirdame verwandelt. Kräftig, dynamisch und stürmisch präsentiert sich nun die Aussenseiterin von damals. Von Wochenbettdepressionen keine Spur. Dazu bleibt auch keine Zeit, denn Tochter Renesmee (Mackenzie Foy) wächst stündlich und besitzt im zarten Kleinkindalter bereits einen heissen Verehrer (aka Jacob, gespielt von Taylor Lautner, «Valentine’s Day»). Das gelegentliche Stirnrunzeln kommt deshalb auch im letzten Teil der Twilight-Saga zum Einsatz.
Bild 1: Die neue untote Bella. / Bild 2: Jacob und Renesmee haben ein inniges Verhältnis. (Mit Maus über Bild fahren)
Als 2008 der erste Teil der Twilight-Reihe ins Kino kam, glaubte niemand an den weltweiten Megaerfolg. Die Darsteller waren allesamt Newcomer, die zwar Filmerfahrungen aufweisen konnten, aber der breiten Masse völlig unbekannt waren. Genauso wie die damalige Regisseurin Catherine Hardwicke («Thirteen», «Lords of Dogtown»), welche eher im Gebiet der Independentfilme agierte. So brillierte der erste Teil mit einer dichten Atmosphäre, einer zeitweise dokumentarischen Kameraführung und den Liedern eines einzigartigen Soundtracks. Die Kälte im Norden Amerikas war förmlich zu spüren. Fünf Jahre später sieht das Ganze schon völlig anders aus. Der Schnee und die Winterlandschaften erscheinen - in den Szenen mit den Schauspielern - ironischerweise äusserst künstlich und lassen vermuten, dass mehrheitlich vor einem GreenScreen gedreht wurde.
Die Abgrenzung zur Realität wird auch bei den Figuren deutlich. Bellas Vater (Billy Burke, «24», «Wonderland») und dessen Freundin Sue sind die einzigen nicht-übersinnlichen Figuren im ganzen Film. Während früher peinliche und unangenehme Teenanger-Momente einen gewissen Charme erzeugten, weil sie trotz der übernatürlichen Story auf realistischen Situationen aufbauten, liegt der Schwerpunkt heute auf actionbeladenen Kampfsequenzen. Das männliche Publikum darf sich dieses Mal deshalb gerne von der weiblichen Begleitung in die Kinosäle drängen lassen. Regisseur Bill Condon («Dreamgirls») nützt die Möglichkeiten des visuellen Mediums gekonnt, um den eher lauwarmen literarischen Showdown in ein optisches Spektakel zu verwandeln. Denn sobald die Volturi (eine Art Vampirgesetzeshüter mit bedenklicher Moral) von Bella und Edwards Tochter erfahren, reisen sie aus Italien an, um das Kind zu töten. Die Volturi halten Vampirkinder nämlich für unkontrollierbar und befürchten, dass Renesmee ihr Schattendasein ans Licht bringen könnte. Dass Renesmee ein Mischmasch zwischen Vampir und Mensch ist, wissen sie nicht.
Wir erinnern uns: Gezeugt wurde das Mädchen als Bella noch menschlich war. Es scheint fast so als wären sogar die Volturi darüber erstaunt, dass Edward - trotz seiner 100-jährigen Existenz - die Sache mit der Verhütung nicht ganz verstanden hat (oder er besitzt sehr spezielles Sperma, item). Wie auch immer, die Kinderplanung ist abgeschlossen, da Bella als Vampir nun trotz des nächtelangen Beischlafs unempfänglich ist. Die Tatsache, dass sich die zwei Turteltauben nicht mehr schmachtend anblicken, sondern zur Sache gehen, darf das männliche Publikum auch erfreuen. Besser als diese Szenen sind aber mit Abstand jene am Anfang in denen Edward Bella in das Vampirdasein einführt. Stewarts und Pattinsons gemeinsames Komödientalent wird hoffentlich auch nach Twilight regelmässig zu sehen sein. Denn genau dieses brachte ihnen schliesslich den entscheidenden Erfolg vor fünf Jahren ein, bevor die Saga sich in Richtung New-Trash-Cinema entwickelte.
- Twilight Saga: Breaking Dawn II (USA 2012)
- Regie: Bill Condon
- Drehbuch: Melissa Rosenberg
- Buchvorlage: Stephenie Meyer
- Besetzung: Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner, Ashley Greene, Nikki Reed, Kellan Lutz, Jackson Rathbone
- Dauer: 115 Minuten
- Kinostart: 22. November 2012
Bilder: Im Verleih von Ascot Elite