Nachdenkliche Filme, gut gelaunte Weltstars
Das Zurich Film Festival erhielt dieses Jahr ein neues grösseres Festivalzentrum auf dem Sechseläutenplatz. Und auch der Green Carpet ist dieses Jahr gewachsen und bietet nun mehr Platz für Stars, Fans, Fotografen und Journalisten. Für die 10. Ausgabe ihres Filmfestivals haben sich Karl Spoerri und Nadja Schildknecht sichtlich ins Zeug gelegt und bieten nachdenkliche Filme und gut gelaunten Weltstars.
Nach der Festivaleröffnung am Donnerstag, 26. September 2014, mit dem Eröffnungsfilm «Get on Up», einer Filmbiografie über Musiklegende James Brown, ging es in den letzten Tagen munter weiter. So besuchten Antonio Banderas («Zorro») und Zach Braff («Scrubs») die Limmatstadt am Freitag. Banderas stellte in Anwesenheit von Regisseur Gabe Ibanez seinen neuen Film «Automata» vor. Darin spielt Banderas in einer Dystopie einen Versicherungsvertreter, der eine Roboterfirma vertritt. Aufgrund der veränderten geologischen Bedingungen ist die Menschheit auf die Dienste der Roboter angewiesen, doch diese entwickeln langsam eine eigene Persönlichkeit, die sich von derjenigen der Menschen unterscheidet. In «Automata» ist Banderas zugleich zum vorerst letzten Mal an der Seite seiner Exfrau Melanie Griffith zu sehen. Der Dreh sei sehr gut gewesen und der Kreis hätte sich somit auch geschlossen, da sich die beiden vor Jahren auch am Filmset kennengelernt haben, meinte Banderas an der Pressekonferenz. Regisseur Ibanez verriet währenddessen, dass seine beiden neuen Filmprojekte ebenfalls im Science-Fiction-Genre angesiedelt sind. Sein Grossvater hatte ihm Science-Fiction-Bücher geschenkt, die ihn immer noch beeinflussen und für das Themenfeld schwärmen lassen.
Zach Braff, bekannt geworden durch die US-Sitcom «Scrubs», stellte am Freitag ebenfalls seinen neuen Film vor. «Wish I was here» ist seine zweite Regie-, Drehbuch- und Schauspielarbeit seit seinem Kultfilm «Garden State». In «Wish I was here» spielt Braff an der Seite von Kate Hudson einen Familienvater, der immer noch seinen Kinderträumen nachrennt und noch nicht ganz im jetzigen Lebensabschnitt angekommen ist. Als sein Vater erneut an Krebs erkrankt, seine Frau bei der Arbeit sexuell belästigt wird und seine Tochter sich eine Fastglatze rasiert, bleibt aber keine Zeit um Tagträumen nachzugehen. Der Film ist eine nachdenkliche und humorvolle Hommage ans Erwachsenwerden, Familienbanden und den ganz alltäglichen Wahnsinn. Ähnlich wie bei «Garden State», schafft es Braff wieder, Tränen und Lacher harmonisch zu kombinieren. Und für den Soundtrack konnte Braff einmal mehr enge Freunde wie Chris Martin gewinnen. Wir können es deshalb nicht erwarten, den Film erneut im Kino zu sehen.
Am Samstag herrschte Cate-Blanchett Hysterie in Zürich. Die diesjährige Oscarpreisträgerin besuchte das Filmfestival, um ihren Film «Blue Jasmine» zu unterstützen und eine Fotoausstellung mit Starfotograf Peter Lindbergh zu eröffnen. Cate zeigte sich dabei sehr zugänglich, bodenständig und ein klein wenig schüchtern.
Am selben Tag stellte der Schweizer Regisseur Claudio Fäh zusammen mit seinen Darstellern Anatole Taubman, Tom Hopper, Ken Duken und Edward Skrein den Wikingerfilm «Northmen» vor. Die Truppe war bestens gelaunt und gaben an der Pressekonferenz zu, dass sie im Vergleich zu ihrer weiblichen Co-Darstellerin Charlie Murphy, doch auch Schwierigkeiten mit den taffen Drehbedingungen hatten.
Noch in Zürich erwartet wird Liam Neeson.
Der Sonntag gehörte dann ganz den Männern. Benicio Del Toro («Traffic») und Josh Hutcherson («Hunger Games»-Reihe) präsentierten ihren neuen Film «Escobar: Paradise Lost». Darin spielt Del Toro den berühmt berüchtigten Drogenbaron Pablo Escobar, welcher den kanadischen Ehemann (Hutscherson) seiner Nichte Maria unter seine Fittiche nimmt. Claudia Traisac, die im Film Maria verkörpert und ihr Filmdebüt gibt, begleitete ihre beiden Hauptdarsteller nach Zürich. Obwohl die beiden Charaktere Nick und Maria vom Regisseur und Drehbuchautor Andrea Di Stefano frei erfunden wurden, bietet der Film grosse Unterhaltung und Spannung von der ersten bis zur letzten Sekunde. Einer unserer bisherigen Highlights am Filmfestival. Am Abend sorgte dann der deutsche Shootingstar Elyas M’Barek für rasende Teenagerherzen. Begleiten von Co-Darstellern Christoph Maria Herbst («Stromberg“) und Cosima Shiva Hagen stellte er «Männer(h)ort» vor.
Mit grossen und kleinen Filmen geht es in den nächsten Tagen am Zurich Film Festival weiter. Neben mitreissenden Dokumentarfilmen wie «Life itself» über Filmkritikguru Roger Ebert, sind auch Actionfilme wie «A Walk Among the Tombstones» mit Liam Neelson und Thriller wie «Nightcrawler» mit Jake Gyllenhaal zu sehen. Das ganze Programm findet ihr online unter: http://zff.com/de/programm/filme-nach-reihe/
Das Filmfestival dauert noch bis und mit 5. Oktober 2014 statt.