Der Kopf und durch sein Querflötespiel gleichzeitig auch die Seele von Jethro Tull ist der Engländer Ian Anderson. Er ist Gründungsmitglied und bis heute eigentlich die einzige Konstante in der Band. Er ist für legendäre Songs wie «Locomotive Breath» verantwortlich und einige wichtige Alben der Musikgeschichte stammen aus seiner Feder. Damit lässt sich doch leben. Aber Ian Anderson scheint auch ein Sturkopf zu sein. Der eben erwähnte Song ist auf dem Album «Aqualung» von 1971  – der kommerziell grösste Erfolg der Band - zu finden. Von der Kritik als Konzeptalbum bejubelt, widersprach Anderson und gelobte es besser zu können. Tat er und lieferte mit «Thick as a Brick» nur ein Jahr später einen einzigen albumlangen Song, der in die Musikgeschichte einging. 

Inhaltlich dreht sich «Thick as a Brick», was so viel wie Dumm wie Bohnenstroh bedeutet, um das Gedicht eines achtjährigen Wunderknaben. Zum Release des Albums streute Ian Anderson gezielt die Legende, dass die Band eben jenes dem Album zugrunde liegende Gedicht tatsächlich erhalten und vertont habe. Heute ist bekannt, dass das nicht stimmt. Das Album hingegen polarisiert auch nach 40 Jahren munter. Irgendwo zwischen Progressive Rock, Folk und Classic Rock angesiedelt, flirtet es aber auch munter mit jazzigen Elementen und wandelt sich stilistisch nach Lust und Laune wie ein Chamäleon. Das 45-minütige Epos, das sich als ein durchgehendes Stück auf zwei Vinyl-Seiten zieht, wird von einigen Musikbegeisterten als das Opus Magnus der Band bezeichnet. Andere halten es schlicht für überbewertet. Allerdings hat die Musikgeschichte schon oft gezeigt, dass gerade Werke, die für Diskussionen sorgen, besonders interessant sind. 

Musikalisch, da sind sich alle einige, gibt es an «Thick as a Brick» nichts auszusetzen. Umso mehr darf man sich freuen, dass Ian Anderson und Jethro Tull das komplette Album live nach Zürich bringen. 

• Jethro Tull plays «Thick as a Brick»
• 18. Mai 2012
• Volkshaus, Zürich
• Informationen und Tickets gibt es bei Act Entertainment