Auch «Franz Ferdinand vs. Sparks» war eine Option.
Im Frühjahr dieses Jahres ist das gemeinsame Album FFS von Franz Ferdinand und Sparks herausgekommen. Vor dem gemeinsamen Auftritt in Zürich konnten wir mit dem Bassisten Bob Hardy und Schlagzeuger Paul Thomson über dieses Projekt von Franz Ferdinand mit Sparks sprechen.
Zuerst eine Frage, die ihr wohl mittlerweile schon einige Male beantwortet habt. Doch wie seid ihr eigentlich in Kontakt mit den Mael-Brüdern von Sparks gekommen und wie ist das Projekt FFS entstanden?
Bob: Nun, zum ersten Mal haben wir die beiden 2004 in Los Angeles getroffen, als wir mit unserem ersten Album auf Tour waren. Wir haben in verschiedenen Interviews erwähnt, dass wir Fans von ihrer Arbeit sind. Sie haben dann angefragt, ob wir uns mal zum Mittagessen treffen wollen. Wir sind dann mit ihnen in Los Angeles zum Essen gegangen und dabei haben alle gesagt, dass wir mal was zusammen machen sollten. Danach sind Jahre vergangen. Wir haben uns zwar immer mal wieder getroffen, aber wir waren alle sehr beschäftigt. 2013 haben wir uns dann per Zufall auf der Strasse in San Francisco getroffen und sind am Abend an ihr Konzert gegangen. Danach haben wir gesagt, dass wir nun endlich etwas zusammen machen sollten. Wir haben danach angefangen Songs zu schreiben, haben Emails hin und her geschickt und 18 Monate später stehen wir nun hier als FFS.
FFS ist auch eine Abkürzung für «for fucks sake». Wer flucht von euch am meisten und welches ist das meistgebrauchte Fluchwort?
Bob: Ich würde sagen am meisten wird «fuck» benutzt und am meisten flucht wohl Paul.
Paul: Ja, «fuck» benutze ich viel. In Glasgow wird auch sehr oft «cunt» gebraucht. Aber dort ist es vielmehr ein Kosewort und nicht wie in Amerika, wo es wohl das schlimmste sexuelle Fluchwort ist, das man verwenden kann. In Glasgow hat es eine andere Konnotation.
Zuerst habt ihr nur wenige Songs zusammen gemacht. Doch wann wurde konkret, dass es eine neue Band und ein Album geben wird?
Bob: Irgendwann 2014 habe ich erwähnt, dass dies eine Idee wäre.
Paul: Wir waren in Los Angeles und haben unser 4. Album promotet. Dort sind wir in Russels Haus gegangen und haben aufgeschrieben, was für Songs wir schon hatten. dabei haben wir gemerkt, dass das Material schon fast für ein Album reichen würde. An diesem Punkt haben wir entschieden, dass es ein Album geben wird. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir aber noch nicht entschieden, wie wir es präsentieren werden. Ob es als neue Band rauskommen soll. Aber auch «Franz Ferdinand vs. Sparks» war eine Option. Jemand brachte aber den Namen FFS ins Spiel und das passte perfekt! Dies war aber eigentlich bereits vor zwei Jahren.
Bob: Das müsste auf jeden Fall jemand sein, der noch lebt. Mit einer toten Person würde eine Kollaboration keinen Sinn machen und vor allem würde es ziemlich stinken.
Habt ihr Sparks bereits gehört, als ihr jünger wart?
Bob: Ja auf jeden Fall. Als ich jung war und auch später. Als wir mit unserer Band angefangen haben, haben wir versucht den Sparks Song «Achoo» zu spielen, aber das war enorm schwierig. Wir sind aber alle sehr grosse Sparks Fans und das schon seit Jahren.
Erinnert ihr euch noch, als ihr das erste Mal mit der Musik von den Sparks in Kontakt gekommen seid?
Paul: Mein Vater hatte eine riesige Plattensammlung, von der ich immer beschallt wurde, darunter war auch «Propaganda» von Sparks. Die damaligen Plattenhüllen sahen anders aus, als die neuen Hüllen, weil viel mehr Aufwand in das Design und in die Grafik gesteckt wurde. Als ich früher Sparks angehört habe, da hat das total einzigartig getönt. Mein Vater und mein Onkel hatten die Platten von Sparks, weil sie zu der Zeit auch bei Top of The Pops waren. Den meisten Leuten fiel Ron auf, weil seine Erscheinung total einzigartig war und nicht vergleichbar mit den meisten Sachen aus den Charts. Das war in der Zeit von «Beat the Clock». Mitte der 90er war Alex in einer Band, die The Karelia hiess. Die Band war bei Roadrunner Records unter Vertrag, die normalerweise Heavy Metal Bands wie Machine Head betreute. Jedoch versuchten sie sich etwas breiter zu fächern und deshalb waren Sparks auch dort.
Sparks haben schon sehr viele Alben rausgebracht und eine lange Karriere. Was denkt ihr, wie eine Kollaboration aussehen wird, wenn ihr in diesem Alter seid?
Bob: Vor fünf Jahren hatten sie 21 Alben. Ich denke, in der Zukunft würde man die Musik in Pillenform aufnehmen und wir werden silberne Raumanzüge tragen.
Hat es bei der Kollaboration eine Rolle gespielt, dass ihr aus verschiedenen Generationen seid?
Bob: Nun wir bringen seit 2003 Musik raus und sie bringen bereits seit den 70ern Musik raus und machen das auch noch immer. Auf eine komische Art sind wir also Zeitgenossen. Es fühlt sich auf jeden Fall nicht so an, als wären wir Musiker aus verschiedenen Generationen, weil Sparks aktiv verfolgen, was in der populären Kultur so abgeht und sind auch sehr daran interessiert, was für Musik produziert wird. Sie sind schon sehr vorwärtsdenkend.
Paul: Sie sind ja auch immer noch aktiv und es ist nicht so, dass man mit einer Band zusammen arbeitet, deren beste Zeit vorbei ist. Sie sind noch immer kreativ, aufregend und enthusiastisch, wie sie es auch in den 70ern oder 80ern waren.
Hatte bei FFS auch jemand den Lead?
Bob: Das war eigentlich der Produzent John Congleton, der diese Rolle übernommen hat. Da die Songs mit 6000 Meilen Distanz geschrieben wurden, haben wir gemerkt, dass wir jemanden Aussenstehenden brauchen. Wir brauchten dann im Studio jemanden, der eine gewisse Distanz zu diesem Projekt hat, weil jeder von uns zu einer Gruppe gehörte und gleichzeitig halt auch zu FFS. John hat da also ganz gut gepasst. Er hat auch zuvor bereits Kollaborationen produziert – beispielsweise diejenige von St. Vincent und David Byrne.
Wie ist denn eigentlich der kreative Prozess dabei abgelaufen?
Bob: Dies war bei jedem Song ein wenig anders. Manchmal haben wir einen Instrumental-Song aufgenommen und ihn Sparks gesendet und sie haben danach die Gesangsmelodie und Texte darüber gelegt.
Paul: «The Man Without A Tan» und «Police Encounters» wurden beispielsweise so geschrieben, dass wir die Instrumente aufgenommen und es dann rübergeschickt haben. Bei anderen Songs wie «Piss Off», «Johnny Delusional» und «Call Girl» lief es anders ab.
Bob: Schlussendlich war es nie gleich.
Habt ihr dabei auch alte Songs von euch verwertet?
Bob: Es gab dabei einen Song, der schon lange im Franz Ferdinand Universum herumschwebte. «Little Guy From The Suburbs». Aber zum grössten Teil waren es neue Songs.
Wenn man auf die Karriere von Franz Ferdinand zurückschaut, so habt ihr einige Kollaborationen gemacht. Beispielsweise mit Todd Terje, Dan Carey, Owen Pallet und nun mit Sparks. Braucht ihr diese der Zusammenarbeit auch ein wenig?
Bob: Es machte auf jeden Fall Spass, noch jemanden im Raum zu haben. Es ist sicher eine nützliche Sache.
Paul: Wir nehmen dabei jeweils Leute aus zeitgenössischen Bands. Bei unserem letzten Album war Björn Yttling von Peter, Bjorn and John dabei. Wir reden dabei mit ihnen nicht als wären sie Plattenproduzenten, sondern in erster Linie als wären sie auch als Musiker dabei. Wir haben auch einige Sachen mit Joe Giddard und Alexis Taylor von Hot Chip und wie bereits erwähnt mit Todd Terje gemacht. Mit ihnen ist es nicht wie mit einem Produzenten zu arbeiten, sondern mit Musikern und darum ist es dann nicht so, dass uns der grosse Plattenproduzent sagt, was wir zu machen haben.
Doch trotzdem singt ihr «Collaborations don’t Work»?
Bob: Ja, das tun sie nicht. Ist ganz schlimm. Das war aber ein lustiger Song.
Paul: Wenn wir aber so weitergemacht hätten, hätte unsere Leber irgendwann auch nicht mehr mitgemacht. Wir mögen es aber immer noch, uns zu betrinken, jedoch muss es nicht mehr bis zum Filmriss sein.
Falls ihr einen Musiker oder eine Band – tot oder lebendig – aussuchen könntet für eine Kollaboration. Wer wäre dies?
Bob: Das müsste auf jeden Fall jemand sein, der noch lebt. Mit einer toten Person würde eine Kollaboration keinen Sinn machen und vor allem würde es ziemlich stinken.
Paul: Ich würde gerne was mit Three 6 Mafia machen. Das wird die nächste Platte sein.
Es gibt viele Supergroups, wie ihr das mit FFS auch seid. Habt ihr eine Lieblingssupergroup?
Bob: Wir sind ja eigentlich keine Supergroup, denn in den 70ern war eine Supergroup so, dass der Bassist von einer Band kommt, der Gitarrist von einer Band und der Sänger nochmals von einer anderen Band. Bei uns ist es einfach so, dass wir zwei Bands sind, die zusammen spielen. Supergroup ist einfach nur ein Ausdruck.
Paul: Ich mag die Wild Flag Platte ganz gerne.
Bob: Ich mag das Album von Mouse on Mars mit Mark E. Smith als Von Südenfed. Das war gut!
Paul: Aber das ist ja nicht unbedingt eine Supergroup, sondern auch eine Kollaboration. Auch «DRINKS» von Cat le Bon und Tim Presley von White Fence ist super, aber auch das ist keine Supergroup, sondern eine Kollaboration.
Wie sieht es mit neuen Franz Ferdinand Sachen aus. Arbeitet ihr hier bereits an etwas?
Bob: Nun die Räder sind in Bewegung und die Spulen drehen sich. Wir haben immer etwas, das wir machen. Jetzt sind wir aber an der FFS-Tour und da ist es ziemlich schwierig, noch etwas anderes nebenbei zu machen, da das touren viel Zeit und Energie benötigt. Wir arbeiten aber hoffentlich bald an neuem Material für Franz Ferdinand.
Im letzten Interview mit bäckstage.ch vor zwei Jahren mit Bob hast du gesagt, dass ihr die letzten zehn Jahre in einem Nebel von Alkohol durchlebt habt. Lebt ihr noch den gleichen Lifestyle?
Bob: Nein, die letzten beiden Jahre waren ein bisschen weniger versoffen für mich. Ich kann mich an die meisten Sachen der beiden letzten Jahre noch erinnern.
Paul: Von 2004 bis 2009 kann ich mich nicht mehr an allzu viele Sachen erinnern. Ich erinnere mich an die ungewohnten Sachen, wie die Geburt meiner Kinder. Jetzt sind wir aber bei ziemlich klarem Verstand. Wenn wir aber so weitergemacht hätten, hätte unsere Leber irgendwann auch nicht mehr mitgemacht. Wir mögen es aber immer noch, uns zu betrinken, jedoch muss es nicht mehr bis zum Filmriss sein.
FFS - «Johnny Delusion»