Telenovela Nibelungen

Moviekritik: Hagen -Im Tal der Nibelungen
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@ Constantin Film Verleih

Das Nibelungenlied gehört zu den bekanntesten und auch beliebtesten Sagen im deutschsprachigen Gebiet. Kein Wunder also, entschied sich Constantin Film, dieser Sage mit einer Neuverfilmung neues Leben einzuhauchen. Als Grundlage wurde der Roman «Hagen von Tronje» des erfolgreichen deutschen Fantasy-Autors Wolfgang Hohlbein gewählt. Dieser besitzt einen schönen Twist: Das Nibelungenlied wird aus der Perspektive von Hagen, dem Waffenmeister am Königshof der Burgunder, erzählt. Drachentöter Siegried - tragischer Held der Nibelungensaga - wird damit zum selbstverliebten Schönling. 

 

Hagen wird als kleiner Junge an den Burgunder Königshof gebracht, als ein Angriff seine ganze Sippe in Tronje auslöscht. Dank seines eisernen Willens übersteht er die Prüfungen der Burgunder und wird schliesslich an deren Hof grossgezogen. Im Erwachsenenalter (Gijs Naber) nimmt er die Position des Waffenmeisters an. Zwischen ihm und der Königstochter Kriemhild (Lilja van der Zwaag) besteht eine tiefe Zuneigung, beide leben diese aber aufgrund ihrer noch grösseren Pflichtgefühle gegenüber dem Thron nicht aus. Mit der Ankunft des Drachentöters Siegfried (Jannis Niewöhner) beginnt ein zwischenmenschliches Drama, das bald immer grössere Verwicklungen mit sich zieht.

 

Kriemhild (Lilja van der Zwaag) bandelt mit Siegfried (Jannis Niewöhner) an.

(@ Constantin Film Verleih.)

 

«Hagen -  im Tal der Nibelungen» wurde in sieben Monaten an 113 Tagen in Tschechien und Island gedreht. Ganz schön viel für einen 135-minütigen Spielfilm. Der Grund liegt im neuartigen, hybriden Produktionsmodell: Zuerst kommt im Herbst 2024 der Spielfilm in die Kinos und im Frühling 2025 wird das gesamte Material dann als Serien-Event auf RTL+ ausgestrahlt. Im grossen Kinosaal soll zunächst das Spektakel erlebt werden, während die Serie später mehr Hintergrundinformationen gibt und die Beweggründe der Figuren erforscht. Aber damit ist das Hauptproblem schon vorprogrammiert. Die Produktion besitzt einen sehr hohen Production Value, das Set, die Kostüme, die Action- und Kampfszenen sind alle von hoher Qualität. Das Auge wird im Kino mit dem Spielfilm mehr als bedient. Herz und Kopf hingegen nicht. Die Konflikte zwischen den Figuren erscheinen mancherorts gesucht und aufgezwungen, auf die inneren Triebe und Konflikte wird - abgesehen von Hagens Figur - zu wenig bis gar nicht eingegangen. So hinterlässt der Film einen faden Telenovela-Eindruck. An der Besetzung liegt dies nicht, alle geben solide Leistungen ab. Es bleibt deshalb zu hoffen, das die mächtige Produktion als Serien-Event im Frühling 2025 punkten kann. Inhaltlich bietet die Geschichte viele Interessante Aspekte, wie die Frage nach Identität, Eigenverantwortung, Pflichtbewusstsein, Zugehörigkeit und Selbstbestimmung.

 

 

Liebe, Triebe und Blutvergiessen im Tal der Nibelungen. Klingt gut, aber zieht einen nicht so richtig in den Bann. Dazu fehlt den Figuren die Tiefe. Hoffentlich finden sie diese im mehrteiligen Serien-Event. 

 

 

  • Hagen - Im Tal der Nibelungen (2024, DE)
  • Regie: Cyrill Boss & Philipp Stennert
  • Drehbuch: Cyrill Boss, Philipp Stennert, Doron Wisotzky
  • Besetzung: Gijs Naber, Jannis Niewöhner, Dominic Marcus Singer, Lilja van der Zwaag, Rosalinde Mynster
  • Spielzeit: 135 Minuten
  • Kinostart: 17. Oktober 2024

 

 

Tanja Lipak / So, 20. Okt 2024