Southside, willst du meine Frau werden?

Festivalkritik: Southside 2015
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© Matthias Rhomberg / www.southside.de

Am vergangenen Wochenende fand in Neuhausen ob Eck, nahe der Schweizer Grenze, bereits zum 16. Mal das Southside Festival statt. Rund 100 Bands sorgten bei den 60’000 Besuchern erneut für ein intensives, aber unvergessliches Wochenende.

 

Donnerstag

 

Als um kurz nach 16.00 Uhr das Gelände geöffnet wurde, strömten massenweise Besucher auf das Campinggelände und innert kürzester Zeit wurde die Zeltstadt errichtet. Wie so oft in den vergangenen Jahren, war das Wetter auch in diesem Jahr den Besuchern nicht gut gesinnt und so mussten viele ihre Zelte bei strömendem Regen aufrichten. Schon irgendwie traditionell ist die  Warm-up Party im Partyzelt des Campingplatzes. Erstmalig wurde in diesem Jahr auch schon ein Teil des Festivalgeländes geöffnet und auf der Zeltbühne wurde die ersten Warm-up-Konzerte mit Bands wie Trümmer, Zugezogen Maskulin und Teesy veranstaltet. Zum Abschluss des Warm-ups sorgten die Crystal Fighters mit einem DJ Set für heisse Stimmung am verregneten und kalten Sommerabend.

 

Freitag

 

Eine Stunde, bevor es mit dem ersten offiziellen Konzert losging, öffnete das gesamte Festivalgelände die Pforten. Mit den britischen Newcomern von Catfish and the Bottlemen startete dann endlich ein intensiver Konzertmarathon. In ihrer Heimat ist die Band bereits ziemlich erfolgreich unterwegs, während sie in Europa noch eine kleinere Nummer ist. Auch die dänische Sängerin konnte bereits früh für eine ausgelassene Stimmung sorgen. Am frühen Abend standen die Indie-Lieblinge von Death Cab For Cutie auf der Bühne und spielten neben Songs aus ihrem neusten Album «Kintsugi» auch zahlreiche ältere Songs. Die Isländer von Of Monsters And Men sind mit einem neuen Album ans diesjährige Southside Festival angereist. Nachdem die Band bereits vor zwei Jahren die Hauptbühne mit ihrem Erstling bespielt hatte, waren sie in diesem Jahr wieder ein gerngesehener Gast.

 

 

Florence & The Machine zählten zu den Highlights am Freitag. (© Kai Marks / www.southside.de)

 

Gleich nach dem Auftritt der Isländer stresste ein Grossteil der Festivalgänger zu Noel Gallagher’s High Flying Birds. Natürlich durften bei seinem Auftritt auch Oasis-Songs nicht fehlen und als zum Abschluss seines Konzerts «Don’t look back in anger» gespielt wurde, gab es in der Menge kein Halten mehr. Wer danach zum Auftritt von Ben Howard pilgern wollte, der wurde enttäuscht – Ben Howard musste seinen Auftritt sehr kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen. Jedoch sind in letzter Sekunde die Jungs von Madsen eingesprungen und für einen Grossteil der Besucher war dieser Ersatz mehr als akzeptabel. Madsen konnten mit einem energiegeladenen Auftritt für eine angenehme Überraschung sorgen. Es war bereits der fünfte Auftritt der Band am Southside Festival und auch der Sänger Sebastian Madsen scheint das Festival sehr zu mögen. So fragte er in die Menge: «Southside, willst du meine Frau werden?». Im Anschluss standen Florence + The Machine auf der Hauptbühne und feuerten ein Hitfeuerwerk ab. Den Abschluss des überaus gelungenen ersten Tages meisterte schliesslich Paul Kalkbrenner. 

 

Samstag

 

Am zweiten Festivaltag standen bereits zu früher Stunde drei Bands gleichzeitig auf den verschiedenen Bühnen, die als potentielle Durchstarter gehandelt werden. Zum einen die Band Genghar aus London und auch Shoshin aus Manchester. Obwohl zu Beginn des Auftritts von Shoshin noch nicht allzu viele Besucher den Weg zur Zeltbühne gefunden haben, füllte sich der Platz vor der Bühne bei ihrem energiegeladenen Auftritt sehr schnell. Shoshin sind bereits seit mehreren Jahren als Strassenmusiker unterwegs und spielen dabei oftmals nach Konzerten vor den jeweiligen Hallen, wenn die Besucher hinaus strömen. Durch diese Guerilla-Taktik hat es die Band bereits an zahlreiche grössere Festivals geschafft. Im Anschluss an den Auftritt haben wir den Sänger und Gitarristen Pete, Schlagzeugerin Sophie und den Bassisten Joe getroffen und ein Interview geführt, welches in Kürze auf bäckstage.ch erscheinen wird. Ihnen hat der der Auftritt am Southside Festival sehr gefallen und es war offensichtlich, dass auch die Besucher von der Show begeistert waren. Bisher hat es die Band leider noch nie auf die Bühnen in der Schweiz verschlagen. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass auch bald ein Auftritt in der Schweiz stattfinden wird. 

 

 

Casper gab besonderen Gig und sprengte dabei fast die Zeltbühne, der Andrang war so riesig. (© Kai Marks / www.southside.de)

 

Auf der zweiten Zeltbühne stand fast gleichzeitig mit The Bohicas eine weitere vielversprechende Band. Mit energiegeladenem Rock stellten sie während des 30-minütigen Set einige Songs aus dem im August erscheinenden Debutalbum «The Making Of» vor. Auch The Bohicas konnten wir vor ihrem Auftritt kurz treffen und das zugehörige Interview wird nächstens auf bäckstage.ch erscheinen. Fast vierzig Bands spielten am zweiten Festivaltag auf den vier Bühnen des Southside Festivals und am Abend stand mit Archive eine ausgesprochen gute Live-Truppe auf der Zeltbühne. Während sie bei der vergangenen Tour noch von Holly Martin weibliche Unterstützung bekamen, sind sie bei der aktuellen Festivaltour als reine Männertruppe unterwegs. Der Sänger Pollard Berrier verriet im Anschluss an das Konzert gegenüber bäckstage.ch, dass sie sich bereits mitten in den Aufnahmen zum nächsten Album befinden, welches im nächsten Jahr erscheinen soll und sehr «fresh» sein wird – wir sind gespannt auf das neue Material. Nach Achtjähriger Abstinenz standen Placebo wieder als Headlinder auf der Bühne des Southside Festivals. Gleichzeitig spielten aber auch The Notwist auf der Zeltbühne und diese war so gefüllt, dass keine weiteren Leute mehr reingelassen wurden, was auf Anhieb erstaunte, weil The Notwist zwar keine kleine Band sind, jedoch nicht in erster Linie auf das Massenpublikum abzielen. Der Grund hierfür war hingegen schnell gefunden, denn auch nach dem Ende des Konzerts von The Notwist verliess kaum jemand das Zelt und die gewaltige Menschenmenge, die das anschliessende Konzert von Casper besuchen wollte, hatte keine Chance mehr, in das Zelt hineinzukommen. Casper spielte dabei ein exklusives Konzert mit DJ im überfüllten Zelt und zahlreiche hartgesottene Casper Fans, die nicht rechtzeitig ins Zelt gegangen sind, mussten das Konzert enttäuscht auf der Leinwand vor dem Zelt mitverfolgen oder alternativ dazu bei Deadmau5 den Frust wegtanzen.

 

Sonntag

 

Am letzten Festivaltag standen mit Kontra K, Alligatoah, Cro, Jan Delay & Disko No. 1 passend zum Headliner des Tages, Marteria, zahlreiche deutsche Hip Hop Acts auf dem Programm. Am frühen Morgen wurde auch das Geheimnis um den Special Guest gelüftet. Wie die meisten Besucher erwartet haben, handelte es sich dabei um die in Deutschland sehr erfolgreiche Hip Hop Formation K.I.Z. Vor dem Auftritt von K.I.Z. sorgten hingegen die Südafrikaner von Die Antwoord für einen verrückten Auftritt. Während bei ihrem letzten Auftritt am Southside im Jahr 2012 auf der Zeltbühne das Publikum eher spärlich erschienen ist, war diesmal ein gewaltiger Ansturm, um in den vordersten Teil vor der Bühne zu kommen. Auch diesmal lieferten Ninja und Yolandi Visser eine wilde Show ab. Mit Farin Urlaub spielte kurz vor Schluss des Festivals ein weiterer gerngesehener deutscher «Southside-Dauergast». Bei den Auftritten mit seiner Hauptband Die Ärzte, sind sie jeweils nur zu Dritt auf der Bühne. Beim Soloprojekt mit dem Racing Team stand insgesamt eine elfköpfige Band vor dem Publikum. Farin Urlaub forderte die Zuschauer immer wieder zu Mitmachaktionen auf. Von Müdigkeit war dabei beim Publikum auch am dritten Festivaltag nichts zu merken. Zum Abschluss sorgte der deutsche Rapper Marteria für einen bombastischen Abschluss des Festivalwochenendes. 

 

Das Datum für das Southside 2016 ist bereits bekannt: es wird vom 24. Bis 26. Juni 2016 stattfinden. Streng limitierte Wild Card Tickets kann man sich ab sofort auf www.southside.de bestellen. Man kann bereits jetzt davon ausgehen, dass auch wenn noch keine Bands bekannt gegeben wurden, für jeden etwas im Programm dabei sein wird – wir freuen uns bereits jetzt darauf!

 

Hansjürg Stämpfli / Do, 25. Jun 2015