Ein perfektes Open-Air-Weekend

Festivalkritik: Southside (DE)
Bildquelle: 
www.southside.de

Zum 13. Mal lockte am vergangenen Wochenende das Southside-Festival Musikbegeisterte ins 3800-Seelendorf Neuhausen ob Eck im Süden Deutschlands. Mit 55 000 verkauften Tickets konnten die Veranstalter bereits einige Wochen vor dem Festival alle Karten absetzen.

 

Donnerstag - Wieder ein regnerisches Southside?

 

Schon früh warteten die ersten Leute vor dem Camping-Areal auf den Einlass. Bei hochsommerlichen Temperaturen füllte sich das Campinggelände rasend schnell mit Zelten und wer in einer grösseren Gruppe zum Festival anreiste, hatte es schnell mal schwer, einen guten Platz zu finden. Nachdem die letzten drei Ausgaben des Southside von Schlamm, Matsch und schlechtem Wetter dominiert waren, trauten viele den Prognosen noch nicht wirklich. Und die Zweifler sollten Recht bekommen. Um kurz nach acht Uhr setzte das «typische» Southside-Wetter ein. Ein Gewitter zog über Neuhausen ob Eck und sorgte dafür, dass die ersten Pavillons und Zelte durch die Luft flogen. Glücklicherweise gab es keine grossen Schäden und das Wetter zeigte sich in den darauffolgenden Tagen von seiner besten Seite.

 

Freitag - Die ersten Sonnenbrände

 

Die brütende Hitze am Freitagmorgen sorgte schnell dafür, dass es viele Besucher nicht mehr in den Zelten aushielten und auf dem Camping reger Betrieb herrschte. Mittlerweile waren die meisten der 55‘000 Besucher auf dem Gelände eingetroffen und die Eröffnung des Festivalgeländes stand kurz bevor. Die Sonne brannte schon vor der offiziellen Öffnung und sorgte dafür, dass zahlreiche Leute mit Sonnenbränden zu sehen waren. Sonnencreme war also ein unvermeidliches Gut.

 

 

Am späteren Nachmittag sorgten die norwegischen Kakkmaddafakka mit sommerlicher, fröhlicher Musik und amüsanten Backgroundtänzern in Kniesocken für eine tolle Stimmung. Als erstes Highlight des Freitags stand Florence & The Machine auf der Bühne. Bei ihrem letzten Auftritt am Southside vor zwei Jahren galten Florence Welch und ihre Band noch als Geheimtipp. Nach dem rasanten Aufstieg der letzten Jahre hat sie diesen Status jedoch nicht mehr und die Besucher strömten in Scharen zu ihrem Konzert. Bei einer grossartigen Performance brachte der Wind ihr Kleid zum Flattern und sie legte einen feenhaften Auftritt hin. Mit Noel Gallagher’s High Flying Birds, The Kooks und Mumford & Sons traten noch diverse weitere britische Acts auf den beiden Hauptbühnen auf. Gleichzeitig fand das EM-Viertelfinalspiel zwischen Deutschland und Griechenland statt, was dazu führte, dass trotz der hochkarätigen Acts viele Besucher den Fussball vorzogen. Diejenigen Leute, die hingegen der Musik den Vortritt gaben, wurden durch die Screens über das Zwischenresultat informiert. 

 

Als Freitags-Headliner standen die Die Ärzte auf dem Programm. Das berliner Trio, immer ein Garant für gute Stimmung, bot während zwei Stunden ein Feuerwerk ihrer Hits und natürlich durften auch die Sprüche beziehungsweise der derbe Humor der Ärzte nicht fehlen. Die Drums von Bela B. waren beispielsweise mit «The Cure» angeschrieben. Dadurch wurde der Headliner des kommenden Tages indirekt durch den Drummer, der einst selbst wie Robert Smith ausgesehen hat, angekündigt.

 

 

Als Abschluss dieses Tages spielten die wiedervereinten Garbage auf der einen Zeltbühne. Elektro Fans wurde die Entscheidung nicht leicht gemacht, da Fritz Kalkbrenner im anderen Zelt sein DJ-Set auflegte, während gleichzeitig Justice auf der Hauptbühne mit einer grossartigen Lichtshow und dreckigem Elektrosound einheizten und das Publikum zu einer wilden Party animierten.

 

 

Samstag - Back to the 80ies

 

Selah Sue sorgte am zweiten Tag mit ihrem Hip-Hop-Ragga für gemütliche Stimmung bei Sonnenschein, während die Südafrikaner von Die Antwoord mit ihrem Zef-Buuren-Hip-Hop die eine Zeltbühne sprichwörtlich zum Überkochen brachten. Die Hitze war gefühlt über 50 Grad und beinahe unerträglich. Die Stimmung machte dies jedoch wett und sorgte dafür, dass das Zelt bis zum Ende des Konzerts gefüllt war. Am frühen Abend spielten The Mars Volta eine grandiose Show zwischen Genie und Wahnsinn. Es darf gehofft werden, dass man die Herren Bixler-Zavala und Rodriguez-Lopez im kommenden Jahr wieder am Southside sehen wird, dann gerne mit ihrer wieder vereinten Vorgänger-Band At The Drive-In.

 

 

Eine richtige Legende stand am Samstag Abend auf dem Plan. The Cure und ihr Sänger Robert Smith spielten eine seltene Live-Shows am Southside. Wer The Cure bereits live gesehen hat, wusste, dass man auf keinen Fall enttäuscht werden würde. Uns so kam es auch. Zwar war das Konzert für The-Cure-Verhältnisse eher kurz (2.5 Stunden!), dafür spielten sie bis auf «Friday I’m in Love» und «Boys Don’t Cry» alle ihre zahlreichen Hits. Ein wahrhaft grossartiges Konzert! 

 

Auf der zweiten grossen Bühne spielte mit New Order, dem Spin-off aus Joy Division, eine weitere legendäre Gruppe aus den 80er-Jahren. Bei «Blue Monday» gab es in der Meute kein Halten mehr und auch den Joy-Division-Song «Love will Tear us Apart» haben sie zum Abschluss vorgetragen. Eine eindrückliche Videoshow machte das Konzert auch visuell zum Genuss. 

 

Sonntag - Deutschrock, Rock’n’Roll und Reunions

 

Durch den Sonntag führten mit Jennifer Rostock, Bosse, Casper, Madsen und den Sportfreunden Stiller zahlreiche deutsche Bands. Aber auch der Rock’n’Roll aus dem Rest der Welt kam durch die Eagles Of Death Metal und Wolfmother nicht zu kurz. Der wohl bekannteste Schnauzträger Jesse Hughes war sichtlich gut gelaunt und flirtete heftig mit den Frauen im Publikum. Viele Damen jedoch besuchten zur selben Zeit das Konzert von Ed Sheeran auf der White Stage und brachten das Zelt an die Kapazitätsgrenzen.

 

 

Der Deutsche Rapper Casper gab anschliessend seine Premiere auf der Bühne des Southside. Noch vor einem Jahr hätten ihn wohl nur die wenigsten der anwesenden Besucher gekannt. Durch seinem kometenhaften Aufstieg nach dem Release des zweiten Werks «XOXO» im vergangenen Juli strömten jetzt zahlreiche Besucher zu seinem Auftritt. Von Müdigkeit der vergangenen Tage sah man den Leuten nichts an, sie sprangen wild umher zu seiner Performance.

 

Das Festival beendeten am Abend mit Blink-182 und The Stone Roses zwei weitere Acts – neben Garbage -, welche kürzlich ihre Reunions feiern konnten.

 

 

Ideales Wetter, grossartige Bands, super Organisation und die gutgelaunten Open-Air-Gänger sorgten dafür, dass das Southside-Festival 2012 ein nahezu perfektes Wochenende war. Auch gab es keine grössere Zwischenfälle, wie die Polizei vermeldete. Das nächste Southside findet vom 21. bis 23. Juni 2013 statt. Obwohl in diesem Jahr noch keine Bands für die kommende Ausführung angekündigt wurden, kann man bereits jetzt mit einem Line-up der Extraklasse rechnen. 

 

Bildquelle: Southside © www.southside.de

Hansjürg Stämpfli / Di, 26. Jun 2012