Gut, besser, Southside!

Festivalkritik: Southside (DE)
Bildquelle: 
Facebook Southside

Bereits zum 14. Mal lockte am vergangenen Wochenende der Flughafen im kleinen Dorf Neuhausen ob Eck im Süden Deutschlands 60‘000 Musikbegeisterte an. Trotz einer Erweiterung des Ticketkontingents um 5‘000 Karten war das Southside Festival bereits im April ausverkauft - so früh wie noch nie!

 

Donnerstag - und jährlich grüsst ein Eröffnungssturm

 

Kurz nach Eröffnung des Festivalgeländes sprossen die Zelte wie Pilze in den Himmel. Die brütende Hitze, bereits zu diesem frühen Zeitpunkt, bereitete einigen beim Transportieren des Gepäcks Mühe. Doch wie in den Vorjahren zogen gegen Abend dunkle Wolken über dem Gelände auf und ab halb Neun abends zog der obligate Southside-Sturm über Neuhausen ob Eck. Der danach herrschenden beissenden Kälte entzogen sich viele, indem das Partyzelt gestürmt wurde und bei der Kick-Off-Party von Das Ding eine heisse Party gefeiert wurde!

 

Freitag - ein Start nach Mass

 

Angenehmes Wetter brachte die Leute in die richtige Stimmung für die ersten Konzerte und am frühen Nachmittag wurde das Festival offiziell mit der Norwegischen Band Kvelertak gestartet. Anschliessend stimmte Chris Goss mit seiner Stoner-Rock Pionierband Masters Of Reality das Publikum auf den Headliner des Abends ein - die Queens Of The Stone Age. Doch bis dahin sollten noch zahlreiche hochkarätige Acts spielen wie etwa die Dänen von Kashmir, die wie bereits vor einigen Wochen im X-tra für eine grandiose Stimmung sorgten.

 

Master of Reality stimmten die Leute auf kommende Highlights ein. (Quelle: Facebook von Southside / © Manuel Rusch)

 

Zwischenzeitlich bespielte Steven Wilson die Zeltbühne - auch bekannt durch seine zahlreichen Bands wie Porcupine Tree, Blackfield und No-Man. Dass er einer der wohl produktivsten und kreativsten Musiker der heutigen Generation ist, bewies er mit einem leider viel zu kurzen Set, das dafür Lust auf mehr machte. Mancher Besucher wird sich in seine Merkliste eingetragen haben, Steven Wilson mal in einer Solo-Show anzusehen.

 

Ein weiteres Highlight des ersten Tages bildete das Künstlerkollektiv von ARCHIVE. In der Schweiz sind sie bereits seit längerer Zeit eine erfolgreiche Band und befüllen mit Leichtigkeit grössere Hallen - in Deutschland gehören sie aber noch zu den Geheimtipps, weshalb sie «nur» in der Zeltbühne während rund 45 Minuten das Publikum von ihrem Können überzeugen konnten. 

 

Queens of the Stone Age und Smashing Pumpkins spielten gleichzeitig und stellten das Publikum vor die Qual der Wahl. (Quelle: Facebook Southside / © Manuel Rusch)

 

Am Abend stellte eine Überschneidung der beiden Stage Headliner von The Smashing Pumpkins und den Queens Of The Stone Age vor eine schwierige Entscheidung, welches Konzert man schauen soll – glücklicherweise spielten die Smashing Pumpkins etwas früher als QOTSA und beendeten das Konzert auch zeitnah, wodurch man in den Genuss der beiden Gigs kam. Billy Corgan würdigte mit «Space Oddity» auch David Bowie, der vor 10 Jahren am Southside hätte auftreten sollen, jedoch nach seinem Auftritt am Zwillingsfestival Tags zuvor einen Herzinfarkt hatte und den anschliessenden Southside-Auftritt absagte – der Hurricane-Gig war Bowies bisher letztes Konzert.

 

Sowohl die Smashing Pumpkins als auch die Königinnen der Steinzeit spielten viele ihrer Hits und anschliessend konnte bei Paul Kalkbrenner in die Nacht gefeiert werden.

 

Samstag - Feuer Frei!

 

Der zweite Tag wurde von der Theatralical-Rock Band ME eröffnet, die mit einem wilden und überzeugenden Auftritt viele Besucher des frühen Konzerts begeistern konnte. Diese Band wird in Zukunft sicher öfters auf grossen Bühnen zu sehen sein. So haben die Australier kürzlich erst ihr Debut Album beim selben Label wie The Killers und Santigold veröffentlicht.

 

ME sind noch ein Geheimtipp, aber vielleicht schon bald auf den grossen Bühnen zuhause. (Quelle: Facebook Southside)

 

Die Chartüberflieger Macklemore & Ryan Lewis begeisterten im Anschluss am frühen Nachmittag die Menge. Ursprünglich sollten sie noch auf der kleinsten Bühne auftreten, wurden aber wohl durch den riesigen Erfolg auf eine der beiden Openair Bühnen verlegt. Sicherlich zu recht, denn das Gelände vor der Bühne war förmlich überfüllt und Macklemore & Ryan Lewis wurden von der Menge gefeiert.

 

Auch am zweiten Festivaltag sollte es für die Besucher mit einem vollgepackten Festivalprogramm stressig bleiben – so spielten mit Tegan & Sara, Shout Out Louds, The Hives, The National, dem Kindskopf Tyler, The Creator, Billy Talent, Friska Viljor, Portishead und Sigur Rós zahlreiche hochkarätige Acts. Als Highlight des Tages jedoch feuerten Rammstein mit ihrer Bühnenshow alle weg.

 

Sonntag - hervorragende Stimmung trotz Müdigkeit

 

Der Sonntag stand auf der grünen Bühne ganz im Zeichen der Nordeuropäischen Inseln. So gab sich mit Frightened Rabbits, The Maccabees, Bloc Party, Kasabian und dem Headliner Arctic Monkeys das Who is Who der neuen britischen Indierockwelle die Klinke in die Hand. 

Doch auch die weiteren Bühnen wurden von zahlreichen Briten bespielt. The Vaccines holten ihren Auftritt nach, der im letzten Jahr abgesagt wurde, und Editors stellten ihr bald erscheinendes Album «The Weight Of Your Love» vor, spielten jedoch auch alle ihre Klassiker.

 

The Maccabees gehörten mit zum sonntäglichen Querschnitt duch die britische Musikszene. (Quelle: Facebook Southside / © Matthias Rhomberg)

 

Mit einer gewohnt wilden Show beendeten am Abend die Hamburger von Deichkind das Festival und sorgten dafür, dass sich das Publikum noch ein letztes Mal wild austoben und ihre Restenergie freisetzen konnte.

 

Auch in diesem Jahr bewies das Southside Festival, dass sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt. Mit einem Überschuss an grossartigen Bands, angenehmem Wetter und hervorragender Stimmung wird dieses Wochenende sicher für die Meisten unvergesslich bleiben - die Vorfreude auf die 2014 Ausgabe des Festivals beginnt bereits jetzt! 

 

Hansjürg Stämpfli / Fr, 28. Jun 2013