Show siegte über Musik

Konzertkritik: Tim Bendzko in der Maag Halle

Mit Hits wie «Nur noch kurz die Welt retten», «Am seidenen Faden» und «Unter die Haut» hat sich Tim Bendzko einen festen Platz in der deutschen Singer/Songwriter-Landschaft gesichert. Sein zweites Album, das vor einem knappen Jahr auf den Markt kam, hat er im Dezember 2013 um zwölf Songs erweitert und als Limited Re-Edition veröffentlicht. Letzten Mittwoch hat er diese nun auch in Zürich live vorgestellt.

 

Ein sehr durchmischtes Publikum ist zu diesem Anlass in die grosse Maag Halle gekommen. Frauen und Männer, Teenies und Kinder redeten und lachten schon vor dem Konzert ungezwungen und sorgten für eine lockere Stimmung, die auch während dem Vorprogramm nicht abbrach. Singer/Songwriter Tom Klose und Niklas Hardt am Cello sorgten für eine wunderbare halbe Stunde mit Gänsehautmomenten. Die Stimme von Tom, die meist besinnlich und ruhig war, hin und wieder aber abrupt kraftvoll ausbrach, und das Zusammenspiel von Gitarre und Cello begeisterten das Publikum.

 

Bei Tim Bendzko schliesslich war die Bühne schon um einiges voller. Sieben Musiker, inklusive zwei Backgroundsänger, bildeten die Band und begannen erst alleine zu spielen, ehe Tim Bendzko mit dem Mikrophon in der Hand auf die Bühne sprang und so eher an einen Teenie-Pop-Act erinnerte als an einen ernsthaften Musiker. Trotzdem, es war Tim Bendzko – die Stimme blieb grossartig. Das Publikum sang die deutschen Texte eifrig mit, die vor allem vom zweiten Album «Am seidenen Faden» stammten, aber auch das ein oder andere ältere Lied war dabei. Untermalt wurden die Songs von passenden Videos im Zeichenstil, die gross über die LED-Wand hinter der Band liefen.

 

Tim Bendzkos Stimme war und blieb soulig schön, die Band war grossartig, die Showeinlagen lustig und sympathisch. Und trotzdem. Man vermisste den talentierten Sänger, der nur auf die Musik konzentriert das Publikum berührt. Man möchte ihn nur mit seiner Gitarre auf einem Hocker im Lichtkegel sehen, alles andere ausblenden und ihm einfach nur zuhören. Doch dieser Wunsch blieb unerfüllt. Gegen Ende hatte der Berliner zwar tatsächlich kurz die Akustikgitarre bei sich und spielte alleine «Ich Laufe». Doch auch da sprang bereits nach dem ersten Refrain wieder die gesamte Band auf die Bühne und die besinnliche Minute war schon wieder vorbei.

 

Das Publikum war dennoch begeistert. Es war eine tolle Show mit sehr guten Musikern und viel Interaktion mit dem Publikum – nur dass Tim Bendzko diese ganze Show eigentlich ganz und gar nicht nötig hätte.

Seraina Schöpfer / Sa, 08. Mär 2014