Dotan schuf Wohnzimmerstimmung im Exil
Das Konzert von Dotan im Zürcher Exil hatte mit Rhodes im Vorprogramm gleich einen zweiten Act, der durchaus Headliner-Potenzial hat und schon als Hauptact in der Schweiz gespielt hat. So bot sich ein hochkarätiges, musikalisches Double.
Bereits den Gig von Rhodes feierte das Publikum ausgelassen und eine Gruppe junger Frauen sang textsicher mit und filmte fleissig für das persönliche Erinnerungsalbum. Vermutlich führte sie der Weg nicht nur für Dotan ins Exil. Mit einem «ganz neuen Song» überraschte Rhodes sie und spielte «Friends Like These». Überhaupt konnte der Brite mit einem Set voller Folk, Pop und Indie begeistern und seine Stärken ausspielen, etwa die Stimme bei «No Words». Mühelos gelang es ihm, Stimmung zu erzeugen, nicht zuletzt durch das Einbinden des Publikums. Immer wieder erzählte er kleine Geschichten und sang gemeinsam mit allen, die Bock hatten. Natürlich durfte der Song «Let It Go», den Rhodes zusammen mit Birdy gesungen hat, im Set nicht fehlen. Rhodes zeigte einen herrlich uneitlen Auftritt, selbst wenn es «nur» der Support-Slot war.
Das Exil war also gekonnt aufgewärmt, als Dotan in Viererformation die Bühne betrat. Für den niederländischen Singer/Songwriter war es nicht der erste Besuch im Exil, darüber freute er sich und ein wenig auch, dass die Show stattfinden konnte. Offenbar war das im Vorfeld nicht ganz so sicher. Dotan hatte fünf Gitarren dabei, die am Bühnenrand bereitstanden. Zu Beginn des Sets spielte er bei «Satellites» jedoch Keyboard. Schade nur, dass das Instrument so ausgerichtet war, dass Dotan dem Publikum den Rücken zuwandte. Doch schon mit «Let The River In» hatte auch er das Publikum klar spürbar im Rücken.
Ab jetzt war das Konzert ein Selbstläufer. So erzählte Dotan, dass er sich bewusst sei, dass die Leute die älteren Sachen hören möchten, er aber auch schon an neuem Material arbeite und nach der Tour ins Studio gehen würde. Als Beispiel sang er «Louder», der vor circa einer Woche bei Youtube Premiere feierte. Charmant und mit einem gekonnten Gespür für den Wechsel zwischen Up-Temponummern und eher ruhigeren Songs gestaltete Dotan sein Konzert. Es scheint, dass der junge Musiker genau weiss, was er will. Das passt zur Info, dass er für das zweite Album sieben Jahre gebraucht hat, weil ihm Management und Label zu viel wurden. Ihm wurde gesagt, was er tun soll. «Aber ich wollte das tun, was ich will», erzählte er und wenn man Dotan zuhört, fühlt es sich an, als ob er auf einem guten Weg ist.
Dotan hat ganz am Anfang seiner Karriere regelmässig in Wohnzimmern gespielt. Als Erinnerung daran stellte er sich für die erste Zugabe ins Publikum und forderte: «Lasst uns etwas Wohnzimmerstimmung machen.» Als letzten Song des Abends stand «Numb» auf der Setlist und alle im Exil sangen mit ihm gemeinsam den Chorus. Als das Konzert eigentlich schon vorbei war, sangen die Menschen weiter und Dotan genoss sichtlich gerührt den Moment.
Rhodes hatte den Abend stark begonnen und Dotan übertraf ihn noch. Ein Double volle Emotionen und guter Musik.