Lucy Jones: «Leider hat nicht jeder dasselbe Herz»

Portrait/Interview: Lucy Jones
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© Lucy Jones

«Lucy Jones ist 19, aus Wales (UK) und Singer/Songwriterin.» So beschreibt sich der blonde Lockenkopf selbst. «Mit neun Jahren habe ich das erste Mal eine Gitarre in die Hand genommen, was dazu führte, dass ich vereinzelt in ganz England live auftreten, und somit meine Fähigkeiten als Singer/Songwriterin stetig verbessern konnte», erzählte Lucy im Interview, das aus verschiedenen Gründen schriftlich via E-Mail stattfand.

 

«Man findet heraus, was man im Leben wirklich will»

 

Erst kürzlich, am 9. März 2018, hat Lucy ihre Debütsingle «Too Good» veröffentlicht, worauf sie zurecht unheimlich stolz ist. Seit sie 15 ist, schreibt Lucy Songs und hätte eine Menge Stücke zu ihrer ersten veröffentlichten Single küren können. Warum es ausgerechnet «Too Good» ist, begründet die Engländerin mit Bezug auf ihr eigenes Leben: «Ich habe mich für diesen Song entschieden, weil er am besten zu meiner aktuellen Lebenssituation passt. Während man älter wird und sich langsam zu einem jungen Erwachsenen entwickelt, findet man heraus, was man im Leben wirklich will. Du lernst deine eigenen Werte kennen und das ist vor allem für junge Frauen eine wichtige Message. Zudem ist es ein Gute-Laune-Song für den Sommer. Ich vermisse den Sommer, in Wales ist es ziemlich regnerisch!».

 

Was für Lucy hinter «Too Good» steckt, erklärt sie sehr ausführlich. Es sei nicht nur ein ermutigender Song für alle Frauen, sondern basiert hauptsächlich auf einer persönlichen Erfahrung. «Während den letzten Jahren habe ich gelernt, dass wenn dir jemand nicht mit der Liebe, dem Respekt und der Treue entgegenkommt, die du verdienst, solltest du loslassen und dich jenen zuwenden, die dich so behandeln, wie du behandelt werden solltest. Ich war vor wenigen Monaten in dieser Situation und es ist schwierig, in einer Beziehung die richtige Balance zu finden. Die eine Person will üblicherweise immer mehr, als die andere.»

 

«Ich sehe immer das Gute in Leuten, auch wenn ich damit manchmal falsch liege»

 

Im Liedtext lässt sich die Zeile «Ich habe Fehler gemacht und einige davon betreffen dich, glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich die Wahrheit hasse» (I know I made mistakes and some of them on you, believe me when I tell you I hate to tell the truth) finden. Wir fragten Lucy, ob «Too Good» ihr geholfen hat, diese Fehler zu akzeptieren. «Im Leben lernst du deine eigenen Stärken und Schwächen kennen. Eine von meinen ist es, immer das Gute in den Leuten zu sehen, auch wenn ich damit manchmal falsch liege. Ich habe definitiv meine Lektion daraus gelernt», gesteht der blonde Lockenkopf und erklärt weiter: «Manchmal ist es besser, auf die Ratschläge anderer zu hören, um Enttäuschungen zu vermeiden. Leider hat nicht jeder das Herz, das du hast.»

 

©Lucy Jones

 

Der Release der Single ist einige Tage her und Lucy postet jeden Tag Screenshots von fremden Personen, die ihr Stück fleissig streamen. Offensichtlich begeistert die Songwriterin eine Menge Leute. Für den Support ist Lucy unheimlich dankbar und hofft, dass noch viele weitere Lieder von ihr veröffentlicht werden. Den Release hat sie unter anderem Matt Wills (ebenfalls Singer/Songwriter) zu verdanken, denn sein Label ADX Records steckt hinter dem Ganzen. «Too Good» ist nicht nur Lucy’s erst erschienene Single, sondern die erste Veröffentlichung überhaupt von ADX Records. Lucy erzählt, wie es dazu gekommen ist: «Nachdem ich vor einem Jahr einen von Matt’s Songs gecovert habe, lud er mich einige Zeit später nach London ein, um zusammen Texte zu schreiben. Es ist total verrückt, von jemandem unterstützt und respektiert zu werden, zu dem man selbst aufschaut.»

 

Farbe im Leben und Texte aus dem Badezimmer

 

Obwohl die junge Frau erst 19 ist, ist sie schon längst kein Küken im Musikbusiness mehr. 2017 hat sie zum Beispiel Lucy Spraggan auf deren UK-Tour supported. Erfahrungen wie diese, bringen Lucy zum träumen. «Ich würde soooo gerne wieder auf Tour gehen! Mit Rag’n’Bone Man zum Beispiel oder Lewis Capaldi. Ich liebe deren Stimmen und Musik. Sie sind einfach erstklassige Songwriter! Ich denke, wir würden gut zurecht kommen miteinander. Sowieso müsste ich nicht zwei Mal nachdenken, wenn mich jemand auf Tour mitnehmen würde.» Sie fügte im E-Mail ein «haha» hinzu, was den von uns gewonnenen Eindruck der jungen Engländerin unterstreicht: offen, humorvoll, aufgestellt. Uns überrascht es deshalb umso mehr, dass Lucy’s Instagram-Profil mit den schwarz-weiss Bildern eher düster gehalten wird. Doch auch dazu hat sie eine Erklärung: «Ich mag einfach das Kunstvolle in schwarz-weiss Bildern. Ausserdem tendiere ich dazu, grösstenteils schwarz zu tragen. Langsam aber sicher versuche ich, meinem Leben ein bisschen Farbe zu geben. Letzte Woche habe ich zum Beispiel einen grünen Pullover und beige Socken getragen, bin mir aber nicht sicher, wie lange das anhält.» Wieder lacht sie in der Mail. 

 

Zum Schluss baten wir Lucy noch folgende Sätze zu beenden:

 

Ich werde niemals …

… aufhören, die Menschen zu lieben, die es wert sind, geliebt zu werden.

 

Ich liebe es …

… meine Mum 1000 Mal anzurufen.

 

Ich bin süchtig nach … 

… meinem Handy.

 

Weisswein … 

… ist etwas, worin ich mich ein bisschen zu oft verliere.

 

Kerzen … 

… sind ein «must have».

 

Wenn ich eine Superkraft hätte, … 

… würde ich fliegen können. Das wäre SO cool!!!

 

Der komischste Ort, an dem ich je einen Song geschrieben habe … 

… ist wahrscheinlich mein Bad.

 

Das mit dem Bad wollen wir dann doch noch genauer wissen, worauf uns Lucy eine ausführliche Begründung liefert: «Ideen für meine Songs können immer und überall aufkommen. Sei es, einfach so oder wenn ich mich mit jemandem unterhalte, mitten in der Nacht oder sogar wenn ich im Bad bin. Inzwischen schalte ich jeweils die Tonaufnahme auf meinem Handy an, während ich ins Bad gehe. So bin ich sicher, dass ich nichts verpasse, das ich für einen Song brauchen könnte - sei es Text oder Melodien. Meine Lieder können von allem handeln, ob persönliche Geschichten oder Geschichten anderer. Ich gestalte meine Stücke so zuordenbar wie möglich. Erfahrungen von mir können eine Zeile ausmachen oder den ganzen Song.»

 

* Musik von Lucy Jones gibt es auf dem Spotify.  

* Lucy Jones bei Facebook.

 

Rahel Inauen / Fr, 16. Mär 2018