Teddy Swims mit Tränen in den Augen an der Baloise Session

Kritik: Teddy Swims an der Baloise Session
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©Shirley / loadsofmusic.com

Der Gang zu den Hallen, der Blick nach oben durch das markante «Fenster zum Himmel» am Messeplatz, bevor man in die pink-blaue Welt der Baloise Session eintaucht und der herzliche Empfang von Angestellten und Helfern – das bekannte Konzertformat in Basel bleibt einzigartig. Am 5. November stand das Thema «Colours of Music» auf dem Programm, mit Teddy Swims (US) und Nemo (CH).

 

Wenig Worte, viel Herz

 

Im Blitzgewitter und Herzschlag-Klängen betrat Teddy Swims‘ Band pünktlich die in rotes Licht getauchte Bühne. Die Blicke des Publikums richteten sich sofort nach vorne, und nach nur wenigen Sekunden trat auch Teddy selbst auf die Bühne und brach mit seiner Stimmgewalt in den ersten Minuten das Eis zwischen ihm und dem Publikum. Ohne ein Wort zwischen den einzelnen Songs, folgte der zweite und dritte Titel, genauso kraftvoll wie der Opener. Erst dann richtete er seine Worte ans Publikum – hauptsächlich an die Menge, die nach dem dritten Song zur Bühne stürmte und den leeren Raum zwischen Bühnenrand und der ersten Tischreihe im Nu füllte. Sämtliche Armpaare in den vordersten Reihen wurden in die Höhe gestreckt und unterstützten Teddy mit lautem Klatschen während er anschliessend «911» performte.

 

Im Set durften natürlich auch Hits wie «Bad Dreams» und «Hammer to the Heart» nicht fehlen. Beide Titel verzeichnen inzwischen je fast 60 Millionen Streams allein auf Spotify. Dass diese Songs zu den bekanntesten des Amerikaners gehören, war eindeutig hörbar, denn das Publikum sang lauthals mit. «You sound amazing», lobte Teddy das Publikum, das mit einem begeisterten Jubel antwortete.

 

Fotos: Herzlichen Dank an ©Shirley von www.loadsofmusic.com

 

So bodenständig der von Kopf bis Fuss tätowierte Mann mit Bart auf der Bühne stand, so verletzlich zeigte er sich wenig später im Set. Es wurde ruhiger im Saal und er stimmte «All That Really Matters» an. Mit seinen Händen formte er immer wieder ein Herz und einzelne Leute im Saal machten es ihm nach. Im Lied geht es darum, jemanden im Leben zu finden, der für einen da ist, einen Ort oder vielmehr eine Person zu haben, zu der man nach Hause kommen kann – denn alles, was zählt, sei am Ende immer die Liebe.

 

Teddys Aussehen strahlt eine Mischung aus Lässigkeit und Selbstbewusst sein aus. Auf der Bühne wirkt er sehr authentisch und nahbar. Seine rauchige, soulige Stimme ist ein Kontrast zu seiner sympathischen, irgendwie unbeschwerten Ausstrahlung. Ihm gelingt es problemlos, durch seine Musik auch eine echte Verbindung zu seinem Publikum aufzubauen.

 

Eine Umarmung, die nie wieder loslässt

 

Er richtete sich ans Publikum und erzählte über das nächste Stück, «Some Things I’ll Never Know»: «Manchmal verschwindet jemand plötzlich aus dem Leben und man bleibt ohne Erklärung zurück. Davon handelt der nächste Song. Dinge, die man nie erklärt bekommt.»

Der Saal wurde ins Dunkle getaucht und Teddy wurde mystisch beleuchtet, was dem Song eine zusätzliche Note an Dramaturgie und Intimität verlieh. Nach wenigen Zeilen liefen dem Sänger Tränen über die Wangen und blickte man sich im Publikum um, erkannte man, dass nicht nur die Augen des Künstlers auf der Bühne nass waren. Viele Tränen flossen, viele Herzen wurden berührt, viel Schmerz wurde in diesen Minuten sichtbar nach aussen getragen. Diesmal war es weniger die Lautstärke seiner Stimme, sondern vielmehr die Kraft der Melodie und der Emotion, die sie transportierte, die die Atmosphäre bestimmte. Teddy scheint das Herz jedes Anwesendes zu erreichen, wie eine sanfte Umarmung, die nie wieder loslässt.

 

Standing Ovation, lautstarkes Jubeln und langanhaltender Applaus erfüllte die Basler Messehalle nach dieser emotionalen Performance.

 

Während seinem Set nahm Teddy immer wieder Handys aus dem Publikum zu sich, machte Selfies oder nahm kurze Videofrequenzen auf, bevor er das Handy wieder zurückgab. Er nahm sich Zeit fürs Küsschen-Schicken, für kurzes Händeschütteln und machte den Eindruck, sich inmitten der Baloise Session wohl zu fühlen. Auch seine Band wurde gewürdigt: Mit jeweils einem instrumentalen Solo wurde jedes Bandmitglied zu einem bestimmten Zeitpunkt im Set vorgestellt und gefeiert.

 

Den Abend beendete Teddy mit seiner fünfköpfigen Band mit den beiden Hits «Lose Control» und «The Door» und überliess das begeisterte Publikum dem zweiten Teil der «Colours Of Music»-Nacht in Basel.

 

Rahel Inauen / Sa, 09. Nov 2024