The Slow Show waren in Zürich schmerzvoll schön
The Slow Show sind schon ab Platte eine Wucht, doch live haben die Musiker aus Manchester, rund um Sänger Rob Goodwin, im Papiersaal Zürich bewiesen, dass sie unschlagbar sind. Gewaltig, episch und zutiefst berührend. Ihre Musik geht ohne Umweg direkt ins Herz. Selten hat sich Melancholie und Schmerz so gut und zugleich irgendwie positiv angehört. The Slow Show schaffen die Schwere und Melancholie ihrer Songs mit einer Leichtigkeit zu beflügeln.
Der rauchig, starke aber zugleich auch von Zerbrechlichkeit gezeichnete Baritongesang von Rob Goodwin erfüllte den Raum. Der Pathos liess sich dabei nicht leugnen. Das beste Beispiel war wohl «Dresden» bei dem zudem ein Chor, wenn auch nur eingespielt, zum Einsatz kam. Von Anfang an wurde man von der Musik gänzlich eingenommen und sanft in eine Art Paralleluniversum katapultiert, in dem die Zeit still stand und der Moment ewig schien. Der tiefe Gesang hatte dabei schon eine fast tranceartige Wirkung auf das Publikum, wie man den unzähligen, sich wegträumenden Gesichtern entnehmen konnte.
Goodwinsche Messlatte
Im Gegensatz zu Goodwins Gesang auf dem Debütalbum «White Water», bei dem seine Stimme deutlich in den Vordergrund gerückt ist, verschmolz seine Stimme beim Konzert mit Streich- und Blasarrangements wesentlich mehr und waren dabei noch druckvoller. Den Songs wurde etwas an Schwere genommen und dafür durch mehr Dynamik ersetzt. Besonders bei «Bloodline» macht es sich bemerkbar, die treibenden Trompetenklänge und Drumbeats waren dominant, ohne jedoch aufdringlich zu wirken.
Jeder definiert Erfolg anders, für Sänger Goodwin ist Erfolg, wenn das Publikum so gefesselt ist, dass es ganz still wird und in der Musik versinkt – die einen oder anderen Tränen sind dabei nicht ausgeschlossen. Würde man das Konzert von The Slow Show also an der goodwinschen Messlatte messen gäbe es keine Zweifel, dass die Zürich Premiere der Band am Sonntagabend im Papiersaal ein voller Erfolg war.
The Slow Show haben im ausverkauften Papiersaal mit ihrem Debütalbum «White Water» begeistert. Eine aussergewöhnliche Band von der man bestimmt auch in Zukunft noch hören wird.