Mono Inc. so gar nicht monoton

Konzertkritik: Mono Inc. im Z7
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«Welcome to Hell» wird das Publikum am Freitag, 9. November im Z7 quasi begrüsst - und zwar mit dem gleichnamigen Song aus dem aktuellen Album (ebenfalls namens «Welcome to Hell») von Mono Inc. Der Begriff Hölle dient hier als Überbegriff für die Zeit, in der das ganze Album spielt: Das Mittelalter in Zeiten der Pest. So treten auch Gitarrist Carl Fornia und Bassist Manuel Antoni dazu passend mit Pestmaske auf, die sie aber nach dem ersten Song ablegen. In den hochgeschlossenen schwarzen Kutten dürften sie auch so schon heiss genug haben. Und das nicht nur wegen der Pyro-, Licht- und Raucheffekte, die die deutsche Dark-Rock-Band regelmässig abfeuert. 

 

Im Publikum ist das Schwitz-Potenzial dagegen nicht ganz so gross. Das Lokal ist zwar gut besucht, jedoch zu knapp als dass nicht jeder noch ein luftiges Plätzchen gefunden hätte. Diejenigen Besucher, die für Mono Inc. nach Pratteln gereist waren, sollten es aber nicht bereuen. So herrscht von Beginn an eine wunderbare, ausgelassene und lockere Stimmung, die von den tollen Performances von Haupt- und Supportband nur noch mehr gehoben wird. 

 

Letztere wird von der italienisch-schweizerisch-deutschen Band Hell Boulevard verkörpert, die nach eigenen Angaben «Goth’n’Roll» macht. Der Sänger löst seinen vergessenen Einsatz beim «Zombie Lovesong» «Dead Valentine» sehr sympathisch mit einem Grinsen wie bei einem Schulbub, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Ansonsten überzeugt Hell Boulevard auf ganzer Linie. 

 

Auch Mono Inc. vermag das Publikum zu recht zu begeistern. Neben den Songs von grossartiger Qualität wird den Zuschauern auch optisch immer wieder etwas geboten. Bühneneffekte erfolgen ebenso wie häufige Outfitwechsel von Sänger Martin Engler. Und Schlagzeugerin Katha Mia durfte ihr Drumsolo hoch erhoben auf einem leuchtenden Instrument zum besten geben. Die ganze Zeit übrigens im Korsett, was das Spielen bestimmt nicht einfacher macht, dem Können aber anscheinend trotzdem nicht im Wege steht. Dazu singt die Frau auch immer wieder passagenweise - was in Wahrheit aber auch gut vom Band kommen könnte.

 

Auch Anekdoten und Geschichten werden von Martin Engler zwischen den Songs immer wieder erzählt. Bei «When the Raven Dies Tonight» wird es zum Beispiel philosophisch, aber auch aus der eigenen Bandgeschichte wird erzählt. Und da wird Engler sogar richtig emotional, inklusive feuchten Augen. So erinnert er sich an eine Absage von Sony vor einigen Jahren, in denen er als zu alt bezeichnet wird und dass ihre Musik eh keiner hören wolle. Inzwischen sei der Unterzeichner des damaligen Schreibens - Heinz - pensioniert und wohne nur ein paar Häuser von Engler entfernt. Kürzlich habe ihm Heinz nach dem grossen Chart-Erfolg dieses Jahr einen Brief in den Briefkasten geworfen, in dem er seine Fehl-Beurteilung von damals eingesteht und der Band gratuliert.

 

Durch die Bandgeschichte führen auch die Songs, die Mono Inc. an diesem Abend spielen. Zwar erhalten die Stücke aus «Welcome to Hell» den meisten Raum, aber mit acht von zehn Alben ist auch fast jede andere Scheibe mit mindestens einem Song vertreten. 

 

Zum Glück liessen sich Mono Inc. von Geschichten wie der von Heinz nie abhalten. Denn es ist deutlich: Auch nach 18 Jahren haben die Hamburger noch grosse Freude an dem, was sie tun. Und das vermögen sie dem Publikum auch perfekt weiterzugeben.

 

Einen kurzweiligen und angenehmen Abend haben Mono Inc. ihrem Publikum im Z7 beschert. Die Band bot eine grossartige Show für alle Sinne - und es wird bestimmt nicht die letzte gewesen sein.

Seraina Schöpfer / Sa, 17. Nov 2018