Die Letzte Instanz brachte Brachialromantik nach Pratteln

Konzertkritik: Letzte Instanz im Z7
Bildquelle: 
Facebook: © Letzte Instanz

Ziemlich genau 5 Jahre ist es her, seit ich für Bäckstage.ch meine erste Konzertkritik verfasst habe. Ein wenig nervös ging ich damals ins Dynamo in Zürich, wo die Band Letzte Instanz ihr neustes Album «Ewig» vorstellte. 

 

Seither sind nicht nur weitere Jahre und Konzertkritiken hinzugekommen, sondern auch drei weitere Alben der Letzten Instanz. «Im Auge des Sturms» (2014), «Liebe im Krieg» (2016) und «Morgenland» (2018) heben sich deutlich von ihren Vorgängern ab. Die Songs sind ruhiger geworden, radiotauglicher und vor allem politischer. Davor schreckt die Band auch live nicht zurück, und so setzen sie auch am 8. März 2018 im Z7 ein Statement «gegen Fremdenhass und Krieg im Allgemeinen». Das habe sehr wohl etwas auf der Bühne zu suchen, meint Sänger Holly Loose nach dem dazu passenden Lied «Mein Land», denn Musiker seien in erster Linie auch Menschen. Gut so!

 

Unterricht von Holly 

 

Trotzdem finden an diesem Abend in Pratteln auch ältere und brachialere Songs ihren Platz im Set, und so kommt das - leider sehr spärliche - Publikum in den Genuss einer grossen Auswahl aus 20 Jahren Bandgeschichte, selbst wenn Sänger Holly erst seit 2005 dabei ist. Dabei punktet die Band nicht nur mit musikalischem Können und der angenehmen Stimme, sondern auch mit Humor, Nahbarkeit und Authentizität. Holly animierte viel, und für die wenigen Zuschauer ging es im Saal tatsächlich ordentlich ab. Zudem erwies sich das Publikum als erstaunlich textsicher, auch wenn es rhythmisch etwas Unterricht von Holly braucht. So wird fleissig geübt, im genau richtigen Moment «Hey» zu rufen, was am Ende auch ganz gut funktioniert. Zu «Feuertanz» tanzt es artig im Kreis, während sich zu «Wir sind allein» alle an den Händen halten und diese in die Höhe recken. Bei über 4 Minuten gar keine so schlechte Leistung.

 

Immer wieder wird auch klar, dass hier nicht nur der Sänger im Vordergrund steht. Oft gehört die Bühne alleine den Musikern, die die Zuhörer insbesondere durch Violinist M. Stolz und Cellist Benni Cellini auch instrumental begeistern und zum Tanzen bringen können. 

 

Nach 20 Jahren noch immer Garant für Publikumsnähe

 

Als Zugabe gibt es ein ungewöhnliches Cover, und «Junge» von den Ärzten geht nahtlos in den eigenen und älteren Song «Rapunzel» über, bevor mit «Noch einmal» ein zumindest musikalischer Schlusspunkt gesetzt wird. Danach lässt es sich die Band nicht nehmen, mit dem noch verbliebenen Publikum anzustossen, zu sprechen und Fotos machen zu lassen. Auch nach 20 Jahren ist die Letzte Instanz noch ein Garant für Publikumsnähe und grosse Sympathie. 

 

Punkten kann an diesem Abend auch der Support-Act Scarlet Dorn. Die noch sehr frische Band um Sängerin Scarlet Dorn spielt eingängigen Dark Rock, der lediglich etwas daran scheitert, dass das Publikum vielleicht lieber mit etwas wilderem eingestimmt werden will. Die Musik der 2017 gegründeteten Band ist zwar wunderschön, jedoch eher etwas für melancholischere Momente. Trotzdem - man darf sich freuen auf das, was noch kommt (offiziell ist zur Zeit nur die erste Single «Hold on to me» hörbar). Die Mitglieder selbst sind übrigens keine gänzlich unbekannten. Die Sängerin selbst ist auf dem Song «Black Oxide» der Band Lord of the Lost zu hören, während ihr Keyboarder Gared Dirge schon lange für diese in der Szene bekannte Band in die Tasten haut. Produziert wird das kommende Album zudem unter der Regie von Chris Harms, dem Sänger von Lord of the Lost höchstpersönlich.

 

Auch fünf Jahre später hat sich ein Konzertbesuch bei Letzte Instanz auf alle Fälle gelohnt. Mit guter Musik, grosser Sympathie und einer tollen Vorband haben die Dresdner dem kleinen Publikum einen schönen Konzertabend beschert.

Seraina Schöpfer / Sa, 17. Mär 2018