Lords of Z7

Konzertkritik: Lord of the Lost im Z7
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Facebook: Lord of the Lost

Einige Clubs auf der aktuellen „Thornstar“-Tour sind ausverkauft, in Pratteln spielen sie im «Mini-Z7»: Lord of the Lost scheinen in der Schweiz noch nicht ganz so angekommen zu sein. Selbst schuld wer nicht dort war, sie haben eine grossartige Show verpasst.

 

Das gilt bereits für den Support-Act Scarlet Dorn. Die Gruppe um die gleichnamige Sängerin hatte uns bereits als Vorgruppe von Letzte Instanz überzeugt. Auch dieses Mal nahm die Sängerin mit der schönen, dunklen Stimme das Publikum für sich ein. Der ein oder andere Zuschauer konnte sogar etwas mitsingen, denn inzwischen ist das Debutalbum „Lack of Light“ erschienen. Leider fand das gemeinsame Duett mit Lord of the Lost-Sänger Chris Harms – «I Love the Way You Say My Name» – keinen Platz auf der Setlist. Dafür überzeugten Scarlet Dorn nicht nur mit ihren eigenen Songs, sondern auch mit einem sehr gelungenen Cover von Aerosmiths «Dream On». 

 

Auch Lord of the Lost haben erst kürzlich ihr neustes Studioalbum «Thornstar» veröffentlicht. So eröffneten die Hamburger ihre Show auch wenig überraschend mit drei Stücken aus dem Frischling: «On This Rock I Will Build My Church», «Loreley» und «Morgana». Danach aber durfte man sich quer durch die knapp 10-jährige Bandgeschichte führen lassen und Lord-of-the-Lost-Klassiker wie «Drag me to Hell», «Full Metal Whore» oder «Six Feet Underground» geniessen. Bald schon dominierten die harten, elektronischen Songs wie «Doomsday Disco» oder «Blood for Blood» die Bühne und das Publikum geriet völlig in Ekstase. Die tiefen Töne von Sänger Chris Harms dunkler Stimme sassen perfekt, und auch die höheren Growls waren auf den Punkt gebracht. Die top Musiker taten ihr übriges. Dazwischen sprach der Frontmann mit dem Publikum, riss Witze und präsentierte seine blinkende LED-Gitarre, für die es auf der Bühne extra dunkel wurde. Dass das Publikum in Pratteln in diesen Genuss kam, ist nicht selbstverständlich. Eine Woche zuvor hatte sich Chris Harms eine heftige Verletzung am Finger zugezogen. Erst an diesem Tag im Z7 durfte und konnte er wieder seine Künste an der Gitarre zeigen – mit dickem Verband an der Hand. 

 

Und siehe da – auch Lord of the Lost hatten nicht nur ihre eigenen Songs dabei, sondern auch ein Cover: „Bad Romance“ von Lady Gaga, welches auch auf der 2012er EP «Beside & Beyond» zu hören ist. Gegen Ende verlor das T-Shirt von Harms immer mehr an Stoff und der Ausschnitt wurde immer tiefer, was einerseits für Freude vorwiegend im weiblichen Teil des Publikums sorgte, andererseits aber auch einen anderen elementaren Teil der Band zeigte: Die Optik. So sind die Musiker an ihren Konzerten jeweils auch stark geschminkt beziehungsweise angemalt. 

 

Eine Zugabe gab es zwar, allerdings hat die Band nach eigenen Angaben keine Lust mehr, das Publikum gekünstelt darauf warten zu lassen. So liessen sie das Betteln und Rufen nach Zugabe ausfallen und spielten den letzten Song «La Bomba» lieber gleich direkt. Das Publikum quittierte es mit einem letzten grossen Aufbäumen, Jubeln, Springen und Klatschen. Eine weitere Lord of the Lost Show war vorüber, und sie war grossartig. Womit wir wieder beim Anfang wären: Selbst schuld wer nicht da war.

 

Diese Band muss man erlebt haben. Ohne allzuviel Tamtam fühlt man sich rundum unterhalten von Lord of the Lost, und von den abwechslungsreichen und mitreissenden Stücken bekommt man kaum genug. Eine grossartige Vorband macht die Show komplett.

Seraina Schöpfer / Do, 25. Okt 2018