Mighty Oaks mitten im Publikum

Konzertkritik: Mighty Oaks in Zürich
Bildquelle: 
Bäckstage / © Sandra Rohrer

Irgendwann im Set stürmte Ian Hooper mitsamt Mikrophon von der Bühne, tauchte in die Leute und sang im Publikum weiter. Ziemlich schwierig mit einem Mikro, das an einem Kabel hängt. Aber es hat es geschafft. Sofort bildete sich eine Gasse, durch die Ian bis zum Mischpult im Kaufleuten spazieren konnte. Ein toller Moment in einem sonst schon grossartigen Konzert. Plötzlich rannte ein Fan auf den Sänger zu und drückte in herzlich. Sichtlich überrascht, lachte Ian nur. Diese kleine Szene gegen Ende des Konzertes zeigt, wie authentisch Mighty Oaks aus Berlin sind.

 

Ins Set gestartet sind Mighty Oaks Punkt 21 Uhr mit «Driftwood Seat» von der gleichnamigen EP. Als Verstärkung hat das Trio einen Drummer mit auf Tour. Sänger Ian Hooper zeigte sich bester Laune und sprach viel mit dem Publikum. So bedankte er sich dafür, dass das Zürcher Publikum so gut mitsinge und betonte: «Die Songs sind ja erst 14 Tage alt!» Und als nach circa 45 Minuten auch die letzten mit Klatschen und Singen einstiegen, konnte er sich einen kleinen Seitenhieb nicht verklemmen: «Singt jetzt alle mit. Wir haben hohe Erwartungen. Weil Stuttgarter haben immer eine schlechte Laune.», meinte er in bestem Deutsch. Direkt nach Zürich stand Stuttgart auf dem Tourplan. Ob man diesen Spruch jetzt witzig oder deplatziert empfindet, liegt wohl im subjektiven Gefühl. Die deutsche Ansage von Ian war insofern interessant, weil der gebürtige Amerikaner sonst meist Englisch spricht.

 

Fotos: Bäckstage / © Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Als der Song «Brother» vom Album «Howl» angestimmt wurde, klatschten und sangen wirklich alle mit. Es ist einer der bekanntesten Songs der Band. Zumindest war die Indie-Folk-Band mit dem Song in Deutschland 11 Wochen in denn Charts. Nach diesem Song schrie ein Typ: «Ich will ein Kind von dir.» Die Jungs ignorieren die Forderung, vielleicht haben sie den Zwischenruf schlicht nicht verstanden, weil er in Schweizerdeutsch war. Bei der ersten Zugabe meinte Ian: «Wir singen jetzt ein langsames Lied und wenn jemand buuuhhhttt, ist er ein Arschloch.» Klare Ansage. Es folgte der neue Song «Aileen», der an seine Oma geht. Ein schöner, sehr trauriger und berührender Song.

 

Nach «Aileen» kündigte Ian die Mighty Oaks für den Sommer wieder an: «Wir kommen wieder. Wir spielen am Zürich Open Air im Sommer und zwar am Samstag den 29. August 2020.» Das war eine kleine Überraschung für die Fans, weil der Auftritt bisher vom Festival noch gar nicht publiziert wurde.

 

Das Konzert war eine Gute Mischung aus alten und neuen Songs. Etwas störend war das Licht. Mighty Oaks sind eine Band. Jeder der drei Männer spielt eine Rolle. Leider wurde das Licht mehrheitlich auf Ian gerichtet und Claudio und Craig standen in der Dunkelheit. Dies ist etwas unfair, gerade wenn man als Fan der ganzen Band an einem Konzert ist. Dann will man alle im Spotlight sehen und nicht nur den Sänger, der in der Mitte singt. Beim Support-Act Jackson Dyer war das Licht fast besser. Der Ton zeigte sich dafür während des ganzen Konzertes sehr gut gemischt. Es wurde mehr Wert auf die schöne Musik gelegt und nicht auf dröhnenden Bass und so viel Lautstärke, dass es einem die Ohren weghaut. Was man ja leider auch kennt vom Kaufleuten.

 

Mighty Oaks sind als Live Band sehr solide und schön anzuhören. Folkige Songs mit einem Schuss Indie und Pop. Gerne wieder.

 

Sandra Rohrer / Mo, 24. Feb 2020