Mighty Oaks besuchten das X-Tra
Mighty Oaks waren damals das letzte Konzert, das ich vor der Corona-Zwangspause fotografiert habe und jetzt gehört die Band zu den ersten, die ich wieder einfangen kann. Zudam fand das Konzert am letzten Tag statt, bevor in der Schweiz wieder die Normale Lage aktiv wurde. So stand ich im X-Tra, spürte ein wohliges Kribbeln, die Kameras in Lauerstellung um dem Hals, wartete ich konzentriert im Graben.
Dann erlosch das Licht, der Jubel im ausverkauften X-Tra brandete hoch und die Band betrat die Bühne. Mit «Mexico» vom gleichnamigen Album starteten die Wahlberliner in den Abend. Vor 10 Jahren spielte die Band erstmals im X-Tra, wie Sänger Ian später verriet, und wieder sind Leute im Saal, die Mighty Oaks noch nie live gesehen haben. Diese Dynamik ist wunderbar und davon lebt auch die Musik. Und als wollten sie das unterstreichen, klatschen die Leute schon nach knapp 30 Minuten mit.
Die Band stand noch am Vorabend in Paris auf der Bühne. Es sei aber schon besonders, wieder Menschen ohne Masken zu sehen, meinte Ian. So waren bei «By Your Side» die Gesichter von Pärchen wieder zu sehen.
Dass die Band musikalisch breit talentiert ist, zeigte sich, als Claudio nach knapp einer Dreiviertelstunde vom Klavier aufstand und sich eine Gitarre umschnallte oder als Ian beim Cover von Rihannas «Stay» trommelte. An dieser Stelle gebührt der Lichttechnik ein grosses Lob, denn über das gesamte Set hinweg, zeigte das Team hinter den Reglern viel Gespür für Lichtkompositionen und sorgten für wechselnden Farbbilder.
Ian redete zwischendurch Deutsch, aber Englisch liegt ihm als Amerikaner dann doch näher, so blieb er grösstenteils bei seiner Sprache. So erzählte er kurz vor dem letzten Song im Set, dass er lange versucht habe, seinen Schmerz zu verdrängen. Aber irgendwann holt dieser einen ein. «Wenn ihr noch nicht erlebt habt, dass jemand stirbt, tut es mir leid, aber ihr werdet diese Erfahrung machen», sagte Ian zum Schluss, stimmte «When I Dream, I See» an und das gesamte X-Tra hörte ihm gebannt zu. Ein berührender Moment.
Die Zugabe eröffnete «All Things Go», bei dem das Trio sich ein Mikrophon teilte. Ein Cover von Harry Styles‘ «Watermelon Sugar» und «Driftwood Seat» beendeten das Konzert schliesslich.
Ein gelungenes Konzert, das von einem Trio geprägt war, das nach über einem Jahrzehnt als Band längst versteht, auf der ganzen Linie zu überzeugen.