Deutscher Songwriter versus britischer Pop-Star

Konzertkritik: Paolo Nutini / Philipp Poisel
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© Baloise Session

Die Baloise Session hat jedem Abend einen Namen gegeben. Unter dem Motto «From Heart to Soul» lief der Abend mit Philipp Poisel und Paolo Nutini. Den Anfang machte der ludwigsburger Sänger Philipp Poisel. Unterstützt wurde er von einem Streicher-Trio und einem weiteren Gitarristen, der sich ab und zu auch an das Piano setzte. Die melancholischen Melodien und die teils wehmütigen Texte brachten das Publikum zum Träumen. Poisel setzte sich für den einen oder anderen Song gar selbst ans Klavier und bewies Fingerspitzengefühl. Beim Song «Eiserner Steg» ihm sein Begleiter Flo am Klavier Gesellschaft. Die einzigartige Atmosphäre im Raum, die nicht zuletzt durch die vielen kleinen Tische, an denen die Gäste sassen, entstand, zog das Publikum in seinen Bann. Eleganter Konzertgenuss, würde es gut treffen. 

 

Dazwischen wurde die Stimmung mit weniger traurigen Liedern wie «Garten von Ghettis» aufgelockert. Poisel war allerdings nicht sonderlich gesprächig und beschränkte seine Aussagen auf ein Minimum. Getreu dem Motto «Das Beste kommt zum Schluss», kündigte Poisel seinen letzten Song als Weltpremiere an. Nun wurde er doch noch etwas redseliger und berichtete von der Hauptprobe. Dort sei alles schief gelaufen, was man sich nur vorstellen könne. Nun kam das ebenfalls aufgebaute DJ-Pult zum Einsatz. Flo stellte sich dahinter und schon bald ertönten treibende Beats aus den Lautsprechern. Die bunte Beleuchtung des Schriftzuges «DJ Flo», sorgte für einige Lacher im Publikum und so fand das Konzert von Philipp Poisel nach einer guten Stunde ein gebührendes Ende. Der Sänger bedankte sich und verliess die Bühne unter tosendem Applaus. 

 

Gelungener Abend

 

Nach einer Umbaupause war es nun an Paolo Nutini, seine Songs zum Besten zu geben. Die zehnköpfige Band um Nutini betrat die Bühne und startete fulminant in das Set. Schon nach dem zweiten Song stürmten die Besucher an den Bühnenrand, um dort ausgelassen zu tanzen, zu feiern und die von Nutini geschmetterten Song mitzusingen. Dieser versetzte das Publikum mit der typisch rauchigen Stimme in Euphorie. Obwohl seit dem Release von «Caustic Love» schon eine Weile vergangen ist, wurde das Publikum auch an diesem Abend aufs Neue überrascht. Neben Songs aus erwähntem Album, durften natürlich Hits wie «New Shoes» oder «Jenny don’t be hasty» nicht fehlen. Letztere verblüfften durch neue Arrangements

 

Der Schotte hatte das Publikum von Anfang an im Griff. Mit seiner unverkennbaren Stimme begeisterte er alle im Raum. Es wurde eifrig mitgeklatscht und auch mitgesungen. Im Vergleich zu Poisel war die Begeisterung des Publikums beim Schotten eindeutig grösser. Der Kontrast der beiden Vollblutmusiker war stilistisch gesehen zwar gross, aber man spürte bei beiden, dass sie für die Musik leben. Bei Philipp Poisel achtete man sich mehr auf die Texte, wohingegen Nutinis Konzert durch etwas mehr Show glänzte.

 

Poisel und Nutini zeigten einen sehr gelungenen Abend, den die Organisatoren der Baloise Session mit der Programmierung ermöglicht haben. 

 

Kimberly Salzmann / Do, 12. Nov 2015