Beth Hart füllte das Kaufleuten komplett
Beth Hart sitzt am Keyboard. Vorne, ganz am Rand der Bühne, alleine. Sie trägt ein rotes Spitzenkleid und spricht. Sie erzählt von ihrer Drogenvergangenheit, davon, wie dankbar sie sei, dass sie überhaupt noch auf der Welt sei und wie viel Freude ihr Konzerte bereiten würden. Dann stimmt sie «Leave The Light On» an. Sie legt so viele Emotionen in den Song, dass deutlich wird, wie viel er ihr bedeutet. Damit unterstreicht sie ihre eigenen Worte und sorgt wohl für den berührendsten Moment des Abends.
Schon lange im Vorfeld war das Konzert der amerikanischen Blues-/Rock-Sängerin und Songwriterin Beth Hart ausverkauft. Nur auf dem Balkon waren noch einzelne Sitzplätze zu ergattern und dementsprechend voll war das Kaufleuten. Voller Menschen, die mit Blues, Rock und der klassischen Materie dazwischen etwas anzufangen wissen. Einigen im Publikum war dann auch anzusehen, dass sie wohl selbst Musik machen. Angepasste Ear-Plugs füllten manches Ohr, mehr oder weniger professionelle Gesprächsfetzen vor der Show deuteten ebenfalls in diese Richtung und im Publikum wurde während des Konzertes fleissig auf imaginären Instrumenten mitgespielt. So soll es sein, Musiker und Musikinteressierte, die der Band wegen an ein Konzert gehen und einfach die Klappe halten und zuhören. Beth Hart hat sie alle von Anfang an begeistert.
Schon nach wenigen Minuten hat die smarte Künstlerin das Publikum in der Hand. «Beim letzten Mal war der Saal nur halb so voll», flüstert neben mir jemand respektvoll dem Nachbarn ins Ohr. Mag sein, dass die Zusammenarbeit für das Album mit dem als jungen Bluesgott angesehenen Joe Bonamassa - er war ebenfalls vor kurzer Zeit in Zürich (Hier ist unsere Kritik) - für Beth Hart eine gute Dosis zusätzliche Aufmerksamkeit gebracht hat. Zu gönnen wäre es ihr.
Die Stimme von Beth Hart stand im Zentrum des Abends
An diesem Abend standen der Sängerin vier Musiker und ihr Ehemann, der sie als eine Art Roadie mit Tee und Instrumenten versorgte, zur Seite. Besonders aufgefallen ist der Bassist, der mit schwarzem Hut und ohne eine Miene zu verziehen ein Riff über das nächste türmte, eines flinker als das andere, und nebenbei während den Instrumentalparts hin und wieder mit Beth einige Worte wechselte. Auch wenn die beiden Gitarristen nicht an das Niveau des Bassisten anschliessen konnten, als Ganzes hat die Band doch gut funktioniert. Das Zentrum des Abends war aber eh Beth Hart und ihre starke Stimme. Sie besitzt ein markantes Organ und die brünette Amerikanerin versteht es meisterlich einzusetzen. Mal kreischt sie sich fast in andere Sphären, kann aber wenig später auch sehr leise und triste Songs glaubhaft singen.
Beth Hart hat sich im Kaufleuten als authentische und, so hat man den Eindruck, ehrliche Künstlerin gezeigt. Als jemand, der wortwörtlich durch die Gosse gegangen ist und weiss, wovon sie singt. Das Publikum hörte begeistert zu, jubelte und klatschte und als sich nach fast hundert Minuten der Saal erhellte, schwebte die Begeisterung für eine leidenschaftliche Bluesstimme und eine Frau, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht und auf der Bühne alles gibt, förmlich in der Luft. Respekt.
Alle Bilder: Bäckstage.ch / © Danny Schwenter (Gesamte Galerie)