Lunik scheitern an der Setlist
Lunik gelten als eine der besten Livebands der Schweiz und auch im Kaufleuten hat musikalisch so ziemlich alles gestimmt. Und trotzdem kam nur spärlich Stimmung auf. Woran das lag? Schuld waren vor allem zwei Faktoren. Aber der Reihe nach.
Kurz nach acht Uhr versammelten sich Lunik sowie fünf zusätzliche Musiker, darunter Marco Blöchlinger, der einen effektiven Bass spielte, und die Schwedin Siri Svegler, die Jaël stimmlich souverän ergänzte, auf der Bühne. In schönen Lichtverhältnissen und mit einer bis in die hinteren Reihen angehmen Soundmischung startete das Konzert in der Qualität, die man von Lunik gewohnt ist. Jaël konnte sich einmal mehr auf ihre Stimme verlassen, wirkte locker, erzählte kleine Anekdoten, witzelte mit dem Publikum und wurde dabei von den Lunik-Männern flankiert. Luk Zimmermann an der Gitarre und Cédric Monnier am Keyboard. Beide machten ihre Sache solide und die kleinen Spielereien, die Cédric immer wieder einwarf, sind ja tyisch für den Stil von Lunik.
Das Problem des Abends lag ganz woanders. Oft lässt sich bei Konzerten beobachten, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen schnell abflacht, wenn nicht ab und zu ein bekannter Songs ertönt. So war bei Lunik schon nach gut einem Drittel die Luft raus und der Lärmpegel des desinteressierten Kaufleutenpublikums im hinteren Teil des Saals regelrecht störend. Lunik waren sich in der Phase vor der Entstehung des aktuellen Albums «What Is Next» lange Zeit nicht sicher, ob die Band überhaupt eine Zukunft haben würde. Schliesslich entschieden sie sich dazu, nur noch zu tun, was ihnen zusagt. Das ist einerseits natürlich legitim, kann sich aber mit den Erwartungen von Konzertbesuchern beissen.
Und genau das ist Lunik im Kaufleuten passiert. Die Setlist wirkte so, als ob sie aus Liedern bestehen würde, die der Band am Herzen liegen. Über weite Strecken war das zu relaxed. Hätte der Abend im Bazillus oder sonst einem kleinen Jazzclub stattgefunden, wäre das Publikum aufmerksamer gewesen und die ruhige Setlist hätte perfekt gepasst, aber im Kaufleuten, halb gefüllt mit partywilligem Volk, funktionierte sie nicht. Damit soll nicht gesagt sein, dass ein Set von Lunik zwingend auf Party ausgerichtet sein muss, dazu sind Lunik zu subtil und zu sphärisch, aber wenn gleich auf alle Hits - «Through Your Eyes» mal ausgenommen - verzichtet wird, macht sich das Gefühl breit, etwas fehle. Zudem hat das Publikum jeweils gewisse Erwartungen, will liebgewonnene Songs hören. Die Diskussion, wie sehr ein Künstler dem Publikum die Hits schuldet, wird ja immer wieder leidenschaftlich geführt. Der verhaltene Applaus zum Schluss der Show von Lunik machte aber schon deutlich, dass in der Setlist irgendwie der Wurm drin war.
Schade, Lunik haben im Kaufleuten schon euphorische Konzerte gegeben. Gestern ist ihnen das nicht gelungen.