Agnes Obel berührt in The Hall
The Hall ist dunkel, nur wenig Licht durchströmt die Luft. Eine mysteriöse Stimmung durchdringt den Saal, aufgeregtes Gemurmel ist zu hören, dann tritt Agnes Obel mit drei Musikerinnen die Bühne und beginnt mit «Red Virgin Soil» einen spektakulären wie entspannten Abend. Agnes selbst spielt hauptsächlich an Keyboard oder Klavier und wird dabei von ihren Kolleginnen mit Percussion oder Streichklängen sowie Backgroundgesang ergänzt.
«Island Of Doom» hat scheinbar einen direkten Bezug zu Zürich, weil er von einem Mann erzählt, der 7 bis 10 Jahre in der Limmatstadt gelebt hat. Das «Doom» im Titel hat aber so direkt glücklicherweise nichts mit Zürich zu tun. An diesem Abend ist The Hall bestuhlt, was wunderbar zur Musik von Agnes Obel passt, weil man so richtig eintauchen und abschalten und dem filigran verwobenen Sound lauschen kann. Überhaupt harmoniert im Konzert ziemlich alles. Die Instrumente passen perfekt zum Sound, der Klang ist sauber und der mehrstimmige Gesang erzeugt Gänsehaut.
Kurz bevor Agnes mit «Riverside» ein Highlight im mystisch angehauchten Set anstimmt, wird sie andächtig und erzählt, dass sie nie damit gerechnet hätte, von ihrem kleinen Zimmerchen heraus plötzlich in so grossen Räumen zu spielen. Charmant, wie sehr die Dänin mit der ausdrucksstarken Stimme auf dem Boden geblieben ist. Obwohl sie mit ihren leisen, fast zerbrechlichen Songs scheinbar mühelos direkt in die Herzen der Menschen dringen kann.
Wenig später erklärt Agnes, dass ihre Band neu zusammengestellt sei und stellt die Frauen, die mir ihr Musik machen, teilweise in Deutsch vor. Die drei Frauen loopen derweil und Agnes scheint zu staunen, jedenfalls betont sie, dass sie nicht wisse, wie die drei Musikerinnen das machen würden. Natürlich ist auch das charmant tiefgestapelt, aber es passt zu Agnes Obel und unterstreicht ihren Bezug zur Musik: Im Fokus steht der Sound, sie selbst ordnet sich im Konzert, dem grossen Ganzen, unter.
Eine tief berührende Version von «The Curse» beendet schliesslich das Set. Bevor Agnes in die Zugaben startet, betont sie, beim nächsten Besuch schwimmen zu wollen, weil sie es dieses Mal nicht tun konnte. «Dieser Song ist für euch und die drei Mädels», verkündet sie und stimmt «Won’t You Call Me» an. Vor dem letzten Song erklärt sie etwas geheimnisvoll, dass es ein Song für die Zukunft sei, aber der Song gar nicht von der Zukunft erzähle. Dieser feine Intellekt passt hervorragend zur Musik von Agnes Obel, denn hin und wieder erfordert sie Aufmerksamkeit, um die volle Schönheit zu erkennen.
Agnes Obel ist eine Magierin. Eine Zauberin mit Klängen und Gefühlen. Sie versteht es auf bemerkenswerte Art die einzelnen Zutaten zusammenzusetzen und schiesst dabei nie über das Ziel hinaus. Gross Kunst.