Schmittner Openair: Klein aber fein - so soll es sein!

Festivalkritik: Schmittner Openair 2017
Bildquelle: 
C. Baeriswyl / schmittneropenair.ch

Klar, das Schmittner Openair ist nicht der ultimative Besuchermagnet wie das Openair St.Gallen, welches ebenfalls dieses Wochenende über die Bühne ging. Das diesjährige Line-up aber kann sich definitiv sehen lassen. Metal, Hip-Hop, Ska, Rock, Pop – für jeden war etwas dabei und trotzdem wurden die Besucher auch musikalisch herausgefordert. Der Kommerz hat nicht gesiegt.

 

Am Donnerstag war die Schlange vor der Kasse ziemlich lange, so mancher besorgte sich kurzfristig ein Ticket. Das Anstehen lohnte sich aber schon am ersten Festivaltag. Züri West, die zurzeit mit dem neuem Album «Love» durch die Schweiz touren, hatten in Schmitten sichtlich Spass. Und dies trotzdem, der 90-jährige Lindenbaum aus Kuno Laueners Garten, nach eigenen Aussagen, am Nachmittag auf die Strasse stürzte. Ein Absturz war der Gig von Züri West zweifellos nicht. Die neuen Songs machen auch live grossen Spass und standen den Klassikern um nichts nach. Eine Band, die ausschliesslich Klassiker spielt (nicht die eigenen allerdings), sind Led Airbus. Ihres Zeichens bekannteste Led Zeppelin-Coverband der Schweiz, setzten sie den musikalischen Schwerpunkt auf die ersten paar Alben der Briten – und damit alles auf die richtige Karte. Kerniger 70s-Rock war am Schmittner Festival ein immer wiederkehrender  Begleiter.

 

Mutig: Sepultura als Headliner am Freitag

 

Am Freitag beispielsweise bei Birth of Joy. Die Holländer vermochten das Publikum, ganz in The Doors-Manier, sofort auf ihre Seite zu ziehen. Musikalisch top, tanzte die Festivalgemeinde bis in die Morgenstunden zum hypnotisierenden Orgelsound. Zuvor heizte der Schweizer Manillio auf der Main Stage ein. Sein bekömmlicher Hip-Hop wich anschliessend den etwas härteren Klängen von Delinquent Habits aus den Staaten. Klar ein Höhepunkt des diesjährigen Line-ups. So auch der eigentliche Headliner vom Freitag: Sepultura. Es braucht doch etwas Mut, eine derartig «böse Band» bei einem so durchmischten Festival als Hauptact zu platzieren. Aber die Leute scharten sich regelrecht vor der Bühne. Die bekannteste Metalband aus Brasilien überzeugt live nach wie vor.

 

Am Samstag performten Kitty, Daisy & Lewis mit ihrer einzigartigen Mischung aus Soul, Rock N’ Roll, Swing, Country und Blues. Vor allem aber lohnte sich dieser Festivaltag wegen einer Band aus Deutschland, namentlich Kadavar. Ihre Instrumente allerdings kamen nicht am Schmittner Openair an, weshalb sie kurzfristig improvisieren und einiges an Material ausleihen mussten. Ihre Show beeinflusste das allerdings nicht merklich. Ekstatisch Rock N’ Roll, kaum Experimente, aber mit einer Wucht, die kein Bein still stehen lässt. Der perfekte Abschluss für ein gelungenes, gemütliches Festival, dass leider nur alle zwei Jahre stattfindet.

 

Das Schmittner Openair zeigte sich als gemütlich und mutig. Hoffentlich auch wieder im Jahr 2019.

 

Matthias Niederberger / So, 02. Jul 2017