Marilyn Manson- Born Villain

Der Schockrocker meldet sich zurück.
Marilyn Manson - Born Villain

Lange mussten sich die Fans gedulden. Schon 2011 wurde das neue Album von Marilyn Manson mehrfach angekündigt, jedoch immer wieder aufgeschoben. Jetzt ist das 9. Studioalbum „Born Villain“ endlich erhältlich. Die Erwartungen nach den beiden schwachen Alben „Eat Me, Drink Me“ sowie „The High End Of Low“ waren von Seiten der Fans sehr hoch. 

 

Softie oder Schockrocker? 

 

Seit Mitte der Neunziger gilt Marilyn Manson als das personifizierte Böse. Seine Tourneen wurde von Protesten und Demonstrationen begleitet. Seine Konzerte waren berüchtigt und unberechenbar. So schnitt er sich auch schon mal mit einem Messer auf, inszenierte Sex und Gewalt, bediente sich religiöser und politischer Elemente um sie damit auch gleich in der Luft zu zerreissen. Öffentlich rebellierte er gegen Religion und Politik. Der Gegenangriff folgte sogleich. Bald schon wurde er der Sündenbock einer Nation. Wer Manson hörte hat sich dem Bösen verschrieben, so lautete der allgemeine Tenor in den USA. Sogar für den Amoklauf an der Columbine Highschool wurde ihm damals die Schuld in die Schuhe geschoben (Doku-Tipp dazu: Bowling for Columbine von Michael Moore).

 

Heute erinnert nur noch sein Äusseres an die provokanten Tage. Trotz seiner Erscheinung wirkt er angepasst, Provokationen findet man in seinen Interviews praktisch nicht mehr. Die Öffentlichkeit scheint ihn zu akzeptieren, insbesondere als Maler wird er gefeiert. Aber auch die Person Marilyn Manson ist gern gesehener Gast im Fernsehen, wie im letzten Jahr als Coach in einer österreichischen Casting-Show. Aber ist Marilyn Manson wirklich zum Softie geworden oder ist die Akzeptanz und das Verständnis der Öffentlichkeit über die letzten 16 Jahre gestiegen? Das aktuelle Album „Born Villain“ dürfte entscheiden, ob ihm die Rückkehr zu seinem Status als Schockrocker gelingt. 

 

Die Rückkehr des Antichristen

 

Anfang Jahr veröffentlichte der Schockrocker einen über sieben Minuten langen Kurzfilm mit dem Titel „Born Villain“. Unterlegt wurde das Video mit Musik seines damals erst angekündigten Albums. Regie führte kein Geringerer als Shia LaBoeuf, bekannt aus Filmen wie „Transformers“ oder „Wall Street 2“. Was die Beiden zusammen auf die Beine gestellt haben, kann sich sehen lassen. Verstörend, skurril und abstossend und doch kann man den künstlerischen Aspekt nicht abstreiten. Genau was von einem Schocker erwartet wird. Der selbsternannte Antichrist ist zurück und hat seine Wurzeln neu entdeckt. Aber trifft das auch für seine Musik zu?

  

Das Album startet mit dem Song „Hey Cruel World“. Ein guter Einstieg und auch einer der besseren Songs auf dem Album. Das Album präsentiert sich endlich wieder düster und bietet das perfekte Ambiente für die dunkle, tiefe Stimme Mansons. Den typischen zerstörerischen Industrial-Sound von Marilyn Manson findet man bei der Single „No Reflection“ und „Overneath the Path of Misery“. Beide Songs wurden auch perfekt bildlich umgesetzt. Bei „No Reflection“ als Videoclip und „Overneath the Path of Misery“ wurde als musikalische Untermalung für den bereits erwähnten Kurzfilm „Born Villain“ verwendet.  Das Album bietet über die gesame Länge einige solcher Höhepunkte. Dennoch hat es zu viele langsame Songs, was leider dazu führt, dass einen das Album nicht so richtig umhaut. Viel zu hoch wurden die Erwartungen getrieben. Dementsprechend enttäuschend ist, dass es scheint als hätte Manson die Wut verloren, die ihn über Jahre angetrieben hat. Als wäre nichts mehr übrig, gegen das es sich in seinen Augen zu rebellieren lohnt. Nur vereinzelt schlägt der Schockrocker in Manson noch durch. Trotzdem ist „Born Villain“ um Welten besser als die beiden Vorgänger und für jeden Fan ein absolutes Must.

 

  • Künstler: Marilyn Manson 
  • Album: Born Villain
  • Verkaufsstart: Ab sofort im Handel 
  • Mehr Infos bietet Manson auf seiner Webseite
 

Tanja Lendi / Do, 03. Mai 2012