HECHT: Buebe in der Grossstadt

CD-Kritik: HECHT - Wer zerscht s'Meer gsehd
Bildquelle: 
www.hechtimnetz.ch

Ich habe den Namen beiläufig schon gehört, die Band irgendwo als Tipp genannt bekommen, mal dort eine Videoverlinkung gesehen und dort mal ein Gesicht in der Zeitung wahrgenommen, aber nicht direkt mit HECHT verbunden. Und jetzt dreht sich da diese CD im Player, ein Silberling voller überzeugender Songs: «Wer zerscht S’Meer Gsehd», das Debüt von HECHT.  

 

Den Anfang macht ein Schmunzeln. Meer? So wirbelt es im Kopf, beim Blick auf das Cover.  Die fünf langjährigen Freunde hängen scheinbar schwerlos über Wasser, aber das Nass sieht mehr nach einem Schweizer See aus. Alpenmeer vielleicht? Oder zeigt die Diskrepanz zwischen Titel und Bild, dass bei HECHT Dinge angesprochen werden und eigentlich gar nicht so direkt gemeint sind??

 

«Uf de Rollträppe stoht mer rechts»

 

Die grosse Gabe von HECHT ist dann auch klar, dass ihre Texte voller Bilder sind, die alltägliche Dinge in ungewohnter Art umschreiben. Etwa die kreative Umschreibung für das Ergebnis eines Beziehungskrachs, wie im Opener «Chatz oder Hund» besungen: «Vellecht nome es falsches Wort, de Staubsuger und ond ech schlofed am gliche Ort». Oder wie herrlich pragmatisch das Problem der Verständigung zwischen Mann und Frau im Song «Lisa» getroffen wird: «Ech seg de König, sie Königin, ich schätze das diräkte Marketing.» Ins Schwarze treffen HECHT allerdings mit der ersten Zeile von «Buebe», in dem die Eindrücke von Landbuben in der Stadt beschrieben werden: «Uf de Rollträppe stoht mer rechts». Genau!

 

Aber HECHT «nur» auf die wunderbaren Mundarttexte zu reduzieren, würde ihnen nicht gerecht. Musikalisch vermögen sie genau so zu überzeugen. Ihre lyrischen Worte verpacken sie nämlich in bestechend gute Klänge. Ein Song verwandelt sich durch ein prägnantes Schlagzeug sofort zum Ohrwurm, ein anderer lässt einen durch eine Gitarrenspur nicht mehr los. Und doch gibt es einige Perlen darunter, die nicht sofort ihre volle Schönheit Preis geben, sondern erst langsam offenbaren, wie schön die Songs eigentlich sind. Das ist für ein Debüt absolut nicht selbstverständlich.

 

HECHT sind eine Band, die mit viel Gespür für Sprache aus dem Leben erzählt. Kreativ und intelligent, präzise und opulent beobachtet, aber in schlanke Bilder gepackt. Clever, aber nie verkopft, sondern leicht und einfach gut.

 

  • Band: HECHT
  • Album: Wer zerscht S’Meer Gsehd
  • Ab sofort im Handel erhältlich
  • Tourdaten und andere Infos lifert HECHTIMNETZ
Patrick Holenstein / So, 24. Jun 2012