Schwitzen in der Eishalle

Konzertkritik: Rise Against in Winterthur
Bildquelle: 
www.riseagainst.com

Bereits um 19.40 gingen die Lichter aus und die Scheinwerfer an in der Eishalle Deutweg in Winterthur, und die Band Refused aus Schweden erschien auf der Bühne. 

Sofort wurde im wahrsten Sinne des Wortes losgelegt. Sänger Dennis Lyxzén tanzte, wirbelte und sprang auf der Bühne herum, dass man sich fragte, woher er noch die Energie zum Schreien nimmt. Aber die hatte er, und das nicht zu knapp. Und so sah man ihm - sicher auch dank der Lichtverhältnisse - die 43 Jahre niemals an, sondern würde ihn ohne weiteres um 20 Jahre jünger schätzen. Dabei gibt es die gesamte Band bald schon so lange, wenn auch mit vielen Unterbrüchen, Trennungen und Comebacks. Wie Rise Against sind auch Refused in der äusseren linken Ecke zu finden. Ein passendes politisches Statement durfte also nicht fehlen, und so sprach sich Lyxzén vor dem Song «366» klar für Flüchtlinge aus, was vom Publikum positiv aufgenommen wurde.

 

Wer sich zu Refused bereits nassgepogt hatte, gönnte sich nun ein kaltes Bier und ein wenig frische Luft, ehe um 21 Uhr der Hauptact des Abends die Bühne betraten. Und das sogar zu fünft, anstatt wie gewöhnlich zu viert. Der Grund ist simpel: Sänger Tim McIlrath hatte sich beim Mountainbiken die Hand gebrochen, und musste seine Gitarre für die aktuelle Tour kurzerhand abgeben - an Neil Hennessy.

 

Rise Against begannen mit «The Great Die-Off», ein Song aus dem aktuellen Album «The Black Market». Und dabei blieb es schon fast - lediglich «I Don’t Want to Be Here Anymore« stammte noch von dieser Platte. Leider stimmte qualitativ etwas ganz und gar nicht. Ob es die Band selbst war, die Tontechnik, oder einfach meine Position (unfallbedingt musste ich oben in den Rängen sitzen), konnte ich nicht ausmachen. Dem Publikum jedenfalls schien nichts zu fehlen. Es pogte bis zum umfallen, und es verging tatsächlich keine Minute, in der nicht irgendjemand per Stagediving durch die Menge schwamm. 

 

Den Song «Collapse (Post-America)» widmeten die Amerikaner ihrer Vorband Refused und deren Fans, und provozierten so noch einmal einen grossen Applaus für die Schweden - so geht Würdigung des Support-Acts.

 

Auch sonst gingen Rise Against auf ihr Publikum ein. Tim McIlrath wusste beispielsweise ein Sandwich, welches auf der Bühne landete, ganz besonders zu würdigen. «It’s food!» Ihnen würden eine Menge Dinge auf die Bühne geworfen. Kleidung, Geldbörsen, Autoschlüssel… «But never a Sandwich!» Auch die Eishalle als Location schien es ihm angetan zu haben: «Seems like a very dangerous place for a Punkrock show.»

 

Bei den aufeinanderfolgenden Akustik-Balladen «Hero of War» und «Swing Life Away» kam dann das stimmliche Talent doch noch sehr gut rüber, und das Publikum verdankte es mit Feuerzeugen, Handys und Sitzposition. Die letzten Songs bildeten «Dancing for Rain» und «Savior», bevor bereits um 22:30 ein sehr schneller Abgang folgte.

 

Die Fans haben genug geschwitzt.

 

Musikalisch war bei Rise Against nicht alles ganz rund. Nichtsdestotrotz hatten die Fans grossen Spass und pogten was das Zeug hielt. Wer will schon Qualität an einem Hardcore-Punk-Konzert?

 

Seraina Schöpfer / Mo, 12. Okt 2015