END: Bandmitglieder sind nicht die besten Schauspieler.
Bei weit über 30 Grad haben END gerade das Zurich Openair eröffnet, als sie kurz später gemütlich auf dem Sofa im VIP-Zelt Platz nehmen und über END sprechen, wird klar, dass man es hier mit einer Musiker-Truppe zu tun hat, die eigentlich gar nicht so genau weiss, wie ihre Musik entsteht und wohin sie will, aber den Weg an ihr Ziel gehen die Basler mit viel Herzblut und Leidenschaft.
Ihr durftet das Zurich Openair 2015 eben eröffnen. Wir war es?
Luca Daniel: Wir fanden es mega cool. Auf der Bühne war es zwar sehr heiss, aber ich glaube, auch die Zuschauer spürten die Hitze.
Spielt ihr eigentlich lieber an grossen Festivals oder in kleinen Clubs?
Stefan Biedert: Es hat beides seinen Reiz. Festivals sind grundsätzlich etwas sehr Geiles. Ich mag es sehr, an einem so grossen Festival wie hier in Zürich spielen zu können. Aber auch Clubs, im Winter, sind toll.
«People of the Stream’s Mouth» ist die englische Übersetzung eines Inuit-Dorfes in Alaska. Es ist die kleinste registrierte Siedlung in Alaska. Dort leben offiziell zwei Menschen. Der Titel steht also sinnbildlich für einen Ort, der völlig anders ist.
Eure Video-Clips sind extrem filmisch. Oft mit Stilmitteln wie gekonnten Kamerafahrten oder gezielten Unschärfen. Woher kommt das? Seid ihr grosse Filmfans?
Luca: Nicht ausgesprochene Filmfans, würde ich sagen. Vieles kommt im Ursprung von den Leuten, mit denen wir zusammenarbeiten. Natürlich steuern wir auch Inputs bei und am Schluss ergibt sich ein Kompromiss aus allen Ideen. Aber so grosse und öffnende Bilder sind sicherlich etwas, was wir grundsätzlich cool finden.
Es passt ja auch generell zu END. Die CD ist optisch sehr bewusst gestaltet, gerade mit den mystischen Zeichen. Spielt ihr bewusst mit der Mythologie um die Band?
Luca: Ich glaube, das passt schon zu uns. Wir sind eine Band, die «mega in Sound dri flasht» und wir versuchen auch für uns selbst in neue Sphären und Traumwelten vorzustossen. Meine Texte sind sicherlich eher auf der kryptischen Seite. Ich arbeite sehr viel mit Bildern, wenn ich Lyrics schreibe. Daher macht es schon Sinn, wenn man das in Videos aufgreift und in Designs wiederspiegelt.
Stefan: Wir machen uns schon Gedanken, um die Sachen um die Musik herum. Da hatten wir das grosse Glück, dass wir tolle Leute getroffen haben und sich eine optimale Zusammenarbeit ergeben hat.
Wie entstehen denn die Songs? Die Arrangements sind ja doch recht anspruchsvoll.
Luca: Es ist fast immer so, dass wir im Bandraum jammen. Zum Beispiel, wenn wir gerade für ein Konzert proben sollten und wir lieber etwas experimentieren, anstatt zu üben. Dann kann es schon passieren, dass jemand REC auf dem Smartphone drückt und plötzlich haben wir einen Fetzen aus der Session, den wir alle geil finden. Das kommt bei uns recht häufig vor. Innert kurzer Zeit haben wir jeweils sehr viele solcher Jam-Fetzen. Aber man muss schon sagen, dass nur in den seltensten Fällen aus einem solchen Fetzen ein ganzer Song wird. Es kommen neue Teile dazu, eine Melodie wird darüber gelegt und das ist dann harte Arbeit, in die alle involviert sind. Ich würde sagen, dass die Ausbeute pro Jamfetzen so bei 2% liegt.
Galerie: END live am Zurich Openair 2015:
Testet ihr Song oder sogar Songideen auch live vor Publikum?
Stefan: Dazu müssen sie aber sehr weit fortgeschritten sein. Es gibt Songs, die wir live spielen, wenn sie noch nicht in der Endversion sind. Sie sind dann aber schon sehr nahe daran.
Aber als Band nehmt ihr euch doch zurück. Man sieht euch in den Videos auch kaum. Ist diese Zurückhaltung bewusst?
Luca: Es ist so, dass es für einen so kurzen Clip, der auf die Zuschauer wirken soll, auch ideale Personen braucht. Bandmitglieder sind in der Regel nicht die besten Schauspieler und daher finde ich, dass es relativ häufig passiert, dass du Clips hast, in denen Bands vorkommen, und die einfach nicht richtig funktionieren. Vor diesem Hintergrund macht es tendenziell mehr Sinn, wenn man mit Leuten arbeitet, die professionelle Schauspieler sind oder wenn man halt die Menschen eher weglässt. Aber nichtsdestotrotz schauen wir, dass wir ein bisschen vorkommen, denn es ist ja unsere Musik. Wir versuchen in der Hinsicht ein wenig den Spagat zu schaffen.
Der Albumtitel ist eine Übersetzung aus der Sprache der Inuit. Wie kam das? Spricht jemand von euch Inuit?
Luca: Er ist Inuit. (Beide lachen).
Stefan: Man sieht es mir einfach nicht mehr so gut an.
Luca: Es steht aber allegorisch für einen Ort, der extrem weit weg ist von der Zeit, in der wir hier in der Schweiz leben. Eine Zeit, in der eine Hektik besteht, ein Leistungsdruck da ist und alles immer schneller läuft. «People of the Stream’s Mouth» ist die englische Übersetzung eines Inuit-Dorfes in Alaska. Es ist die kleinste registrierte Siedlung in Alaska. Dort leben offiziell zwei Menschen. Der Titel steht also sinnbildlich für einen Ort, der völlig anders ist.
Stefan: Wir haben durch die positive Resonanz die Möglichkeit bekommen, relativ viele Konzerte zu geben und dadurch verschieben sich die Prioritäten, wo man Zeit investieren kann.
Für das Debüt habt ihr sehr viel Lob bekommen. Die Presse war voll damit. Wie geht man als Band damit um?
Stefan: Man freut sich einfach sehr.
Aber ein Druck oder so entsteht nicht?
Luca: Eigentlich nicht. Stefan hat das vorhin schon skizziert. Wir gehen wirklich sehr frei und ohne Vorstellungen an das Songwriting heran und lassen einfach passieren. Wenn wir mit diesem Rezept weiterfahren, dann wird das auch in Zukunft gut laufen.
Stefan: Wir haben durch die positive Resonanz die Möglichkeit bekommen, relativ viele Konzerte zu geben und dadurch verschieben sich die Prioritäten, wo man Zeit investieren kann. Wir hatten etwas weniger Zeit, um im Bandraum zu tüfteln, dafür haben wir viele coole Gelegenheiten bekommen, um zu spielen.
Und letzte Frage. Ist schon neues Material geplant? Seid ihr an der Arbeit für ein neues Album?
Luca: Wir sind schon recht intensiv daran und es wird sicherlich bald mal etwas Neues geben.
END - «Alaska»
- Alle Infos zu END gibt es auf der Website der Band.